Eisspeedway-WM Berlin 2018

Nachdem Dmitri Koltakov schon den ersten der zwei Grand-Prix-Tage im Rahmen des 45. Eisspeedways Berlin in souveräner Manier gewonnen hatte, deklassierte er am Abschlusstag des diesjährigen Spike-Festivals seine Kontrahenten regelrecht. Auch weil im rein russischen Finale seine bisher schärfsten Kontrahenten im Kampf um die WM-Krone, Dmitri Khomitsevich und Daniil Ivanov, hinter dem jungen Dinar Valeev nur als Dritter bzw. Vierter ins Ziel kamen, machte der amtierende Weltmeister einen weiteren großen Schritt in Richtung Titelverteidigung.

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Am Vortag hatte sich Dmitri Koltakov noch selbst um jeden „Punkteklau“ kümmern müssen, doch am Sonntag ließen die Titelaspiranten Daniil Ivanov und vor allem Dmitri Khomitsevich in den Vorläufen selbst zu viele Punkte liegen. Ihr Einzug in die Halbfinalläufe geriet dadurch allerdings nicht in Gefahr. In diesen behaupteten sich zunächst Dmitri Koltakov und Dinar Valeev gegen den Schweden Jimmy Olsen und den Österreicher Harald Simon, und im zweiten schickten Daniil Ivanov und Dmitri Khomitsevich mit dem Dritten des Samstags, Martin Haarahiltunen, und Franz Zorn ebenfalls einen Skandinavier und einen Alpen-Racer zum vorzeitigen Umziehen. Dabei sei angemerkt, dass Martin Haarahiltunen wieder mit dem Messer zwischen den Zähnen kämpfte und in der letzten Kurve von seinem Bike abgeworfen wurde.
 

 „Im dritten Heat ist der Rahmen an meinem Nummer-eins-Motorrad gebrochen. Dadurch musste ich auf das Reserve-Bike umsteigen, was die Sache etwas schwerer gemacht hatte. Meine Mechaniker haben das zweite Bike aber genauso gut hinbekommen, so dass ich mit diesem eigentlich genauso weitermachen konnte als wenn nichts gewesen wäre. Damit konnte ich nichts anderes machen, als weiter zu gewinnen“, meinte der 27-jährige nun fünffache Saisonsieger nach seinem vierten Punktemaximum im sechsten Rennen.

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Zufrieden zeigte sich auch der Zweite des heutigen Grand Prix, der fünf Jahre jüngere Dinar Valeev. Er sagte: „Ich bin sehr glücklich, endlich wieder auf dem Podest zu stehen. Gestern lief es bei mir überhaupt nicht. Nachdem Sergey Karachintsev wegen seiner Beinverletzung von gestern aus dem Rennen ausgestiegen war, haben er und seine Mechaniker mir mit Reifen und anderen Dingen geholfen. Dadurch konnten wir mein Motorrad so verbessern, dass ich mich darauf auch wieder wohl gefühlt habe.“

 

Schadensbegrenzung war heute bei Dmitri Khomitsevich angesagt, was er folgendermaßen erklärte: „Es war heute ein schwieriger Tag für mich. Ich hatte einige Probleme mit dem Motorrad, speziell mit dem Motor. In meinem ersten Heat hat mich Hans Weber bei seinem Sturz getroffen, wodurch ich auch körperlich etwas angeschlagen war. Am Ende trotzdem auf dem Podest zu stehen, damit bin ich nicht unzufrieden.“

 

Besagter Hans Weber landete mit vier Punkten, und damit einem weniger als gestern, wieder auf dem elften Platz, womit er zumindest das innerdeutsche Duell wieder für sich entschieden hatte.

 

Auch bei Max Niedermaier vom Team Eisspeedwayunion Berlin, der wieder per Veranstalter-Wild-Card mit von der Partie war, lief es heute nicht ganz so gut wie am Samstag. Auch er sammelte heute einen Punkt weniger und landete damit schließlich auf Rang 14.

 

Nachdem der Russe Sergey Karachintsev wegen einer Verletzung vom Vortag und der Schwede Ove Ledström nach einem Sturz gleich in seinem heutigen ersten Lauf verletzt aufgaben, kamen auch die beiden deutschen Reserve-Fahrer Stefan Pletschacher und Tobias Busch regelmäßig zum Einsatz. Dabei hingen die Trauben für beide doch ziemlich hoch, wobei sich der „Buscher“, der ebenfalls für das Team Eisspeedwayunion Berlin an den Start geht, zumindest über einen Punkt freuen konnte.

 

Am Ende des viertägigen Eisspeedway-Festes mit Deutscher Meisterschaft am Donnerstag, dem öffentlichen Training der WM-Piloten am Freitag sowie den Grand Prix fünf und sechs zur Weltmeisterschaft 2018 am Samstag bzw. Sonntag stand dem 1. Vorsitzenden der zum nun schon fünften Mal das Berliner Eis-Rennen veranstaltenden Eisspeedwayunion Berlin, Olaf Ehrke, die Freude über eine gelungene Veranstaltung förmlich ins Gesicht geschrieben.

Er resümierte: „Ich denke, wir haben wieder eine tolle Veranstaltung abgeliefert. Am heutigen Sonntag konnten wir bei erneut strahlend blauem Himmel rund 3.800 Zuschauer, und damit erneut mehr als im Vorjahr, begrüßen. Zusammen mit den Zahlen der ersten drei Tage haben wir erstmals die 10.000er-Marke geknackt, was uns auch ein bisschen stolz macht. Nichtsdestotrotz haben wir noch ein paar Ideen und Anregungen aufgegriffen, die wir im nächsten Jahr umsetzen und uns so weiter verbessern wollen. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und mich bei allen Helfern, Partnern und Sponsoren recht herzlich für die gute Zusammenarbeit bedanken und hoffe, dass wir auch nächstes Jahr auf sie zählen können.“

 

Ein positives Fazit zog auch Bernd Sagert, der 2. Vorsitzende der Eisspeedwayunion Berlin und zugleich Rennleiter.

Er sagte: „Ich komme gerade vom FIM-Abschluss-Jury-Meeting. Die Einschätzungen der Verantwortlichen des Motorrad-Weltverbandes waren durchweg positiv. Auch wenn wir einige eigene Wege gehen, wie zum Beispiel mit der DM am Donnerstag, unserem Rahmenprogramm ganz allgemein, mit unserer Pre-Event-Pressekonferenz am Freitagnachmittag zu genau dem Zeitpunkt, an dem eigentlich eine weitere Jury-Sitzung anberaumt war, und den von uns selbst auf die Beine gestellten Autogrammstunden mit zahlreichen WM-Piloten an den beiden Grand-Prix-Tagen, haben sie gesehen und eingesehen, dass wir vieles sehr professionell aufziehen und den Fans letztendlich eine insgesamt gute Veranstaltung bieten. Wir sind ständig bemüht, den Sport und die Show in Einklang und somit weiter voran zu bringen. Etwas ärgerlich waren für die Fans, aber auch für uns, die langen Bahndienstpausen. Aber das kann ich erklären. Wir hatten von den Außentemperaturen her fast russische Verhältnisse. Das Eis haben wir von Tag zu Tag mit Trinkwasser wieder aufbereitet. Das wird in Russland genauso gemacht, nur ist dort das Wasser mineral- und salzhaltiger. Bei uns war das Eis mit unseren Gegebenheit härter und spröder als in Russland, so dass wir noch gründlicher bürsten mussten. Übrigens halte ich den letzten Bahndienst nach zwei Halbfinals und nur noch dem einen anstehenden Finale für überflüssig und überzogen. Alle Durchgänge gehen zuvor über vier Läufe, da sollten doch die Besten der Besten zum Schluss mit einer Bahn, die erst zwei Läufe auf dem Buckel hat, zurechtkommen. Vielleicht kommt diese Vorgehensweise bei der FIM auch einmal auf den Prüfstand.“

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Weitere Informationen gibt es unter http://www.eisspeedwayberlin.de.

Text und Fotos: Thortsen Horn