Moral. Was ist das? Zunächst eine Disziplin der Philosophie. Sittliches Handeln kann man auch sagen. Aber ist nicht die Philosophie jene Wissenschaft, die nach ca. 3000 Jahren nicht eine konsensfähige Antwort zusammengebracht hat? Ja, ist sie! Moral, insoweit sie Sitte ist, steckt zunächst in der Tradition des Zusammenlebens einer Gruppe von Menschen.
Für den Aztekenpriester bedeutete es, seinem lebendigen menschlichen Opfer mit einem Steinmesser das Herz aus dem Leib zu schneiden, um die Götter zu besänftigen. Einige Opfer stellten sich freiwillig zur Verfügung. Für die in ihre Kultur einbrechenden Spanier bedeutete es darin einen Grund zu sehen, diese heidnischen Barbaren abzuschlachten und ihre Reichtümer zu stehlen. Keiner, der sich nicht im Recht fühlte.
Nicht umsonst spricht der Philosoph mit dem Hammer, die blonde Bestie Friedrich Nietzsche, von „Moralen“ und entzieht der nach Allgemeingültigkeit strebenden christlichen Moral jedes Recht auf eben diese Allgemeingültigkeit. Juden, Christen, Moslems leiten ihre Moralen aus ihren Offenbarungsreligionen ab. Vom Wort Gottes, wie sie meinen. Einig sind sie sich dabei weder zwischen den Religionen und noch nicht einmal untereinander. Die Kreuzzüge sind ja bekannt, aber dass Katholiken und Orthodoxe sich befehdeten, der grausame und sinnlose dreißigjährige Krieg als Glaubenskrieg zwischen Katholiken und Protestanten begann, die Tempelritter verfolgt und verboten, die Katharer ausgelöscht wurden, Schiiten und Sunniten sich aufs Blut befehden – pars pro toto -………
Alles auch im Auftrag von unterschiedlichen moralischen Wertvorstellungen. Also ist Moral „für die Fisch“? Oder eher doch nicht. Dahinter steht aber die Frage, wie denn die Menschen zusammenleben sollen. „Zuerst kommt das Fressen und dann die Moral“ meint Brecht und legitimiert die sozialen Revolutionen. Wer hungert darf Revolution machen. Der Flaggschiffkapitän der Aufklärung, Immanuel Kant,hingegen, gibt eine andere Antwort: „Handle immer so, dass Deine Handlungen Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung sein könnten“ ( eine Abwandlung des Kinderspruchs: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinen andern zu).
Wie auch immer – die moralischen Wertvorstellungen fließen irgendwann in die Gesetzgebung hinein. Vom Codex Hamurapi zum ABGB ists ein langer Weg, aber er wurde gegangen. Doch hat es genutzt? Unsere zwei Hauptprobleme auf dem Planeten Erde sind die soziale - und die Umweltfrage. Die soziale Frage besteht darin, dass täglich Tausende Hungers sterben und auch in den sogenannten hochentwickelten Gesellschaften Not und Elend millionenfach zu finden sind. Die Umweltfrage ist noch dringlicher, da kein Mensch weiß, ob die Menschheit nicht schon ihren Rubikon überschritten hat? Pro Tag verschwinden 150 Lebensarten vom Planeten und kein Mensch hat die geringste Ahnung, was das bedeutet. Die Komplexität der vitalen Netzwerke ist einer der wichtigsten Schutzmechanismen des Lebens. Einige Menschen ändern sich deshalb, andere nicht. Letztere sehen die Bedrohung für sich selbst und ihre Kinder nicht. Das allumfassende Wirtschaftssystem, der sogenannte Turbokapitalismus, benötigt Wachstum, um sich selbst reproduzieren zu können. Wachstum bedeutet aber fast immer Tod der Natur. In Brasilien fackeln sie den Regenwald ab, die Lunge der Welt, in Sibirien tauen die Permafrostböden und Millionen von Tonnen Schwefeldioxyd vereinigen sich mit dem wohlvertrauten Kohlendioxyd. Also kann denn da die Moral und Ihre „Du sollst“ und „Du sollst nicht“ Botschaften durchaus hilfreich sein? Und haben wir denn noch eine andere Chance?
Gleich vornweg: ich glaube nicht, dass jeder machen können darf, was er will, aber kann ich das auch begründen?
Etwas so zu begründen, dass es jedem einsichtig ist, wird schwierig. Warum darf ich nicht durch den grünen Tann gasen, wenn weltweit jährlich allein mehr als 30 Millionen Tonnen CO2 ins Blau des Planeten geblasen werden. Da fallen meine lächerlichen paar Deka pro Fahr nicht wirklich ins Gewicht?
Nun ja, es kommt vielleicht darauf an, wie sehr ich so etwas, wie ein Gewissen verinnerlicht habe. Also eine Instanz die in mir Unlust erzeugt, wenn ich Sachen mache, die dieses Gewissen als nicht gut empfindet. Nur wenn das in mir ist, werde ich größere Chancen haben, eine moralisch vertretbare Entscheidung zu treffen.
Eine rationale Begründung fand, wie schon beschrieben, Immanuel Kant. Er meinte, „Handle immer so, dass Deine Handlungen Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung sein könnten“ Also kann ich daraus ein allgemeines Gesetz machen?
Jeder, der will kann ungestört und jederzeit mit seinem Bike fahren, wo er will. Nehmen wir zum Beispiel den Wald. Hirsche, Rehe und Co. Das sind schreckhafte Wesen, bei denen kann exorbitanter Stress zum Tod führen. Also gut, essen wir sie eben auf. Erholung suchende Menschen können sich auch hinten anstellen. Und so viele Biker werden‘s ja nicht werden, Neben dem Natura 2000 Schutzgebiet wird ein Verteilerzentrum gebaut von der Grösse Hainburgs. – Also, bitte schön die Kirche im Dorf lassen und die Heuchelei ebenso.
Entscheidender ist meiner Ansicht nach, die Tatsache, dass wir alle gut daran täten, unsere Natur zu achten und zu schonen. Vor allem aber auch ein gutes Beispiel abzugeben. Wir wissen nämlich nicht, ob es noch 5 vor, oder 5 nach Zwölf ist. Möglicherweise haben wir bereits unsere Todesurteile unterschrieben und es ist eine Abwärtsspirale im Gange, die uns via Vergiftung der Luft, Vergiftung der Meere, Vergiftung der Böden, Vergiftung der Tiere, das „rien ne va plus“ über unseren Roulettetisch gemalt hat.
Das Konzept „Die Welt – ein Selbstbedienungsladen“ dürfte sich nicht rechnen.