Lilienfelder Pilotprojekt soll in ganz Niederösterreich umgesetzt werden, um schnellere Wildtierversorgung bei Wildunfällen zu ermöglichen.
Kommt es zu einem Wildunfall, melden dies die Fahrzeuglenker im Regelfall bei der Polizei, die wiederum die örtliche Jägerschaft informiert, um das Tier schnellstmöglich zu erlösen. Aktuell darf das nur der entsprechende Revierjäger, was zu Verzögerungen führen kann. Daher diskutierten der Sicherheitsbeauftragte des NÖ Jagdverbands, Bernhard Treibenreif, und Landespolizeidirektor Franz Popp bei einem gemeinsamen Sicherheitsforum im Rahmen von „Gemeinsam.sicher“ entsprechende Maßnahmen, um künftig eine raschere Versorgung der Wildtiere zu ermöglichen. Dabei wurde festgelegt, dass pro Hegering mehrere Jägerinnen und Jäger namhaft gemacht werden, die bei Nichterreichbarkeit der revierzuständigen Jäger auch außerhalb ihres Reviers ein im Straßenverkehr verwundetes oder verletztes Wildtier erlösen dürfen. Sie werden künftig bei einem Wildunfall von der Polizei verständigt.
„Ziel war es, eine Lösung zu finden, die praktikabel, rasch umsetzbar und im Sinne der Wildtiere ist. Die Maßnahmen gewährleisten, dass künftig schneller eine Jägerin oder ein Jäger am Unfallort bzw. bei der Nachsuche ist, um das Tier zu erlösen. Es kann rascher von der Fahrbahn entfernt werden, wodurch sich die Verkehrssicherheit erhöht. Und es gibt Rechtssicherheit für die Jägerinnen und Jäger“, so Niederösterreichs Landesjägermeister Josef Pröll. „Im Namen des NÖ Jagdverbands will ich mich bei allen Beteiligten bedanken, dass so schnell eine optimale Lösung gefunden werden konnte. Das ist eine wichtige Grundlage, um künftig noch intensiver für den Tierschutz und die Verkehrssicherheit zusammenzuarbeiten.“ Lilienfeld als Vorbild Vorbild für die Aktion ist der Bezirk Lilienfeld, in dem Jägerschaft und Polizei seit 2015 „Gemeinsam.sicher mit der Jägerschaft“ umsetzen. Initiiert wurde das gemeinsame Projekt von Bezirksjägermeister Martin Schacherl, Bezirkspolizeikommandant und Sicherheitskoordinator von „Gemeinsam.sicher“ Mjr Michael Hochgerner und dem stellvertretenden Inspektionskommandanten von Lilienfeld und Türnitzer Hegeringleiter, AbtInsp Josef Eigelsreiter. Er kennt die Herausforderungen beider Seiten und hat in Zusammenarbeit mit Alt-Vize-Bezirksjägermeister Ferdinand Heindl das entsprechende Konzept zur zielführenden Alarmierung der Jäger erstellt. Eine Evaluierung des Projekts im Jahr 2021 ergab, dass die Verständigung zwischen Polizei und Jägerschaft insgesamt deutlich verbessert wurde und rascher eine Jägerin oder ein Jäger vor Ort ist. Das zeigt, dass die Projektziele optimal erreicht wurden. Jägerinnen und Jäger tragen zu Verkehrssicherheit bei Pro Jahr kommen allein in Niederösterreich mindestens 30.000 Wildtiere durch den Straßenverkehr zu Tode. Mit „Gemeinsam.sicher mit der Jägerschaft“ leisten die Jägerinnen und Jäger einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit von Wild und Mensch. Das Projekt ist eine wichtige Ergänzung zur Initiative „Wildtiere & Verkehr – Reduktion von verkehrsbedingtem Fallwild“, die der NÖ Jagdverband mit dem Land Niederösterreich und der Universität für Bodenkultur durchführt.Das Ziel ist, mit Wildwarngeräten und weiteren begleitenden Maßnahmen wie z.B. einer Sensibilisierungskampagne gemeinsam mit dem ORF NÖ die Zahl der Wildunfälle langfristig deutlich zu senken. Insgesamt wurden bis dato in 385 Jagdrevieren 80.000 optische und 4.000 optisch-akustische Wildwarngeräte entlang von 1.250 Kilometern Landesstraßen ausgebracht. Durch diese Strategie ist es gelungen, die Zahl der Rehwild-Nachtunfälle um bis zu 70 Prozent zu reduzieren.
Foto: Pressesprecher der Landespolizeidirektion, Johann Baumschlager, NÖ Jagdverband-Generalsekretärin Sylvia Scherhaufer, Landespolizeidirektor Franz Popp und der Sicherheitsbeauftragte des NÖ Jagdverbands, Bernhard Treibenreif.