Frage: Kann die Gasgas 350 1300 km in 5 Tagen durch die Sahara bestehen und macht das Spaß ?
Fakten:
Wo: Sahara Desert, Douz, Tunesien
Wann: 2023
Wie: Im Rahmen der Oasis Rallye
Wegbegleiter: Karl Katoch KTM 500 EXC, Werner Becher KTM 450 EXC, Günther Pichler KTM 450 EXC. Paul Schrank und Martin Engelmayer. KTM 450.
Einleitung:
Statt der gewohnten KTM 450 Rallye mit Roadbook, wurde überraschend eine Gasgas 350 zur Verfügung gestellt. Im Serienzustand. Damit änderte sich die Situation und aus der herausfordernden Oasis Rallye wurde eine angenehme Touristen-Runde durch die Sahara. Kebab essen, Kaffee trinken, Schwimmen in der Oase, statt Vollgas durch die Wüsten zu brettern. Nichtsdestotrotz bewältigten wir die kompletten Rallye Kilometer als Begleitfahrer. Am Ende des Tages wurden wir mit der Trophäe “Finisher” belohnt. Vom Kini Team in einer feierlichen Zeremonie überreicht.
Verbindungsetappe
Beim ersten Highlight der wunderschönen 300km-Verbindungsetappe von Djerba nach Douz haben sich die Stärken und Schwächen der roten Enduro sofort gezeigt.
Mehrere Versuche wurden benötigt um die Gasgas für die Wüste herzurichten. Hauptaugenmerk war es die steinigen und schnelleren Passagen gefahrlos zu bewältigen. Da waren ja einige dabei.
Bis 80km/h - Hier ist die Gasgas ganz in ihrem Element.
80Km/h - 100km/h - Hier sollte das Setup schon passen
100km/h - 130km/h - Kann man wenn man will, aber Freude macht es keine
Diese Ansicht wurde bestätigt durch Isi Kini die mit ihrer KTM 350 eine ähnliche Aussage traf.
Eine weitere Frage wollten wir beantwortet haben. Wie groß dürfen Hindernisse sein, dich ich übersehen kann ? Die Frage wurde von Rally Champion Michael Walkner beantwortet:
Grundsätzlich schaut er so weit wie möglich nach vorne, scannt aber trotzdem auch die Mitteldistanz ab. Er merkt auch an, die gefahrene Geschwindigkeit ist tlw. so hoch, dass ohnehin alles im Sichtfeld verschwimmt und er nur noch abcheckt, ob er ein Hindernis schlucken kann, oder nicht. Das sind z.B. Steine mit einer Größe zw. 30-40cm. So viel verträgt das Setup auf seiner KTM 450 Rallye. Das ist enorm.
Wir geben der Gasgas bis 20cm Spielraum, 30-40cm würden wir bei höherer Geschwindigkeit eher vermeiden wollen
Am Ende des Tages wurde die Druckstufe komplett zugedreht und die Zugstufe voll aufgemacht. Macht keinen Sinn ? War aber so…So hat sich das am besten angefühlt., das Sicherheitsempfinden war so am stärksten.
Bei einer kalkulierten Tour für 450er musste die Gasgas 3 km zur Tankstelle abgeschleppt werden. In weichen Dünen Passagen wird mit höherer Drehzahl gefahren, das hat Auswirkungen auf die Reichweite. Gut zu wissen ist auch die ungefähre Reichweite der 350er, denn das Aufblinken der Reserveleuchte sieht man nicht, wenn das GPS mittig am Lenker montiert ist.
Ja sie hat Bremsen, aber diese werden kaum verwendet. Zumindest in der Wüste. Grundsätzlich hängt man die ganze Zeit am Gas und sollte mal eine Verzögerung gewünscht werden, wird dies über die Motorbremse gesteuert.
Reifen sind wichtig, immer. Aber nicht ganz so wichtig wie man ev. denken mag. Der Wüstensand hat viel mehr Grip, als kroatische Enduro Pfade auf harten Karst. Viel wichtiger ist eher das Mousse. Das wurde auch sofort getauscht, denn ein Reifenplatzer kann bei den hohen Geschwindigkeiten echt ungut sein. Vor allem steht man dann mutterseelenallein alleine da, mitten in der Wüste und wartet auf den Bus. Wann der kommt weiss man aber nicht.
Klarerweise würden wir nie die Gasgas 350 als Rallye-Rennmaschine mißbrauchen. Es gibt ja 450er Rallye Maschinen, die eigens für diesen Wettbewerb gebaut werden. In Wirklichkeit fängt Rallyefahren bei 100km/h an, da ist aber bei der Gasgas 350 schon das Ende in Sicht. In den Dünen hingegen ist der Spaß nicht enden wollend und auf den schnelleren Etappen, wird halt nicht so schnell gefahren, das reduziert das Risiko ungemein und die Gasgas 350 ist auch froh darüber.