Einmal um die Welt – auf kurioseste Art und Weise

Wenn man den Geschichten Dylan Samarawickramas lauscht, versinkt man ganz in den Tagtraum, selbst einmal ein solches Abenteuer mit seinem Motorrad unternehmen zu wollen und ebenso ferne und exotische Länder zu bereisen. Aber seien wir mal ehrlich: Wenn wir vor die Frage gestellt würden, Haus, Heim und alle Verpflichtungen des Alltags hinter uns zu lassen um auf einem Motorrad gen Sonnenuntergang zu fahren, wie viele von uns würden diese Frage dann mit Nein beantworten?

5585_20616_large.jpg

Zurück in die Realität. Das Publikum von Dylans brillianter Live-Talkshow „When The Road Ends“ sind sichtlich angetan vom liebenswürdigen Sohn Sri Lankas. Aber das überrascht kaum. Er hat sich in Motorradklubs und auf Händlerevents in Deutschland und seiner Heimat der Schweiz einen Namen gemacht. Bei seiner heutigen Show bei BMW Motorrad auf der Londoner Park Lane, hat er definitiv ein weiteres Publikum für sich gewonnen.

Dylan Samarawickrama steht vor einer großen mobilen Leinwand und zeigt eine weitere Reihe von Bildern und Videos, die in einem unverkennbaren Reisebericht von seinem abenteuerreichen Leben auf der Piste erzählen; von guten Zeiten mit unglaublichen Aussichten und Menschen aus allen Ecken der Welt; und natürlich auch von den schwierigen Aufgaben und Vorfällen, die ohne jegliche Hilfe gemeistert werden mussten. Aber wir schließen daraus, dass Dylan ein Tüftler ist und mit seinen geschickten Händen und seinem systematischen Vorgehen die Lösung zu einem Problem nicht weit liegt.

Wir erfahren, dass er in einer liebevollen Familie aufgewachsen ist, die jedoch durch den Tod seines Vaters überschattet wird. Dylan war sehr jung, als er seinen Vater verloren hat. Von da an reifte der Wunsch die Flügel auszubreiten und den harten Umständen seines Schicksals zu entfliehen. Dylan las viel über Motorräder, Reisen und die entferntesten Winkel der Welt in Magazinen, die von Menschen weitergereicht wurden, die unter ähnlichen Umständen aufwuchsen.

Mit eisernem Willen und einer erfolgreichen Anstellung als Mechaniker konnte sich Dylan als junger Mann ein neues Leben in der Schweiz aufbauen. In ihm reifte jedoch immer und immer mehr der Gedanke, die Welt auf seinem Motorrad zu umreisen. Und dieser einstige Kindheitstraum sollte schon bald wahr werden. 2004 reiste er nach Marokko und Jordanien. Es folgte 2008 eine Reise bis nach Indien. 2010 entschloss sich Dylan dann zu einem größeren Abenteuer aufzubrechen: Eine Reise um die Welt. „Around The World 360°“ startete am 28. Juni 2010 in Sankt Petersburg.

Charismatisch ist wohl einer der wenigen Begriffe, die Dylan annähernd zu beschreiben vermag. Von seinen Reisen und Abenteuern spricht er mit Leidenschaft aber auch Ernsthaftigkeit. Binnen weniger Minuten überzeugt er sein Publikum davon, dass ein Leben auf der Piste ganz wunderbar ist, es jedoch auch schwarze Momente geben kann. Grenzkontrollen, eine fehlende Werkstatt im Nirgendwo, wo Straßen besonders buckelig sind, und natürlich technische Probleme, die unabhängig von Land und Tageszeit jederzeit auftreten können und von wo das nächste Ersatzteillager oder die nächste Werkstatt Meilen entfernt sind.

Als die Zeit schon davonläuft, erwähnt Dylan nur kurz bewegende Reiseerlebnisse und die atemberaubenden Landschaften Kanadas, Australiens, Nicaraguas, Äthiopiens, Mexikos und vieler anderer Orte dieser Welt. Und es ist sehr schade, dass für weitere Erzählungen keine Zeit mehr bleibt, da man merkt mit welcher Freude er von seinen Reisen erzählt.

5585_20619_large.jpg

Anpassungsfähigkeit in schwierigen Situationen ist ein absolutes Muss und Dylan beherrscht dies ohne Frage. Die Geschichte, wie er ein Seil an Bruces Hinterrad knotete um durch kniehohen Schlamm in Kambodscha zu kommen, ist nur ein Beispiel für seinen Einfallsreichtum unterwegs. In anderen Beispielen dienen Elektroteile von ausrangierten Autos und sogar die Zeitschaltuhr eines alten Rasenmähers als Ersatzteile für den ächtzenden Bruce. Und was Dylan angeht: Es gab Zeiten in denen das Töten einer Schlange zum Überleben notwendig war.

Und dann spricht Dylan von einem Teil seiner Reise, der die Augen des Publikums gespannt zwischen ihm und der Leinwand springen lassen. Dieser Teil fesselt das Publikum und zeigt weshalb sein neues Buch „When the Road Ends“ heißt.

Nachdem Dylan auf Bruce bereits etwa 209.000 Kilometer gefahren ist, erreichen die beiden Panama und ihr bislang größtes Hindernis. Um nach Kolumbien überzusetzen, müssen die beiden irgendwie den Tapón del Darién, das „Darién-Hindernis“, einen Nationalpark mit dichtem tropischen Urwald, überschwemmten Marschen und dort lebenden einheimischen Stämmen durchqueren. Weitere Gefahren lauern in Form von Guerillakämpfern, Rebellen, Drogenhändlern und ebenso gefährliche wilde Tiere. Dieser weniger einladende Fleck Erde hat sich seinen Namen als Hindernis reichlich verdient, da es schier unmöglich scheint den Spalt zwischen Panama und Kolumbien zu überqueren.

5585_20617_large.jpg

Das Darién-Hindernis ist kein Ort, an dem man zu Fuß unterwegs sein möchte, geschweige denn als Alleinreisender auf einem Motorrad. Dylan und Bruce sind in eine Sackgasse gekommen und sind schließlich gestrandet. Während ihres ungeplanten Aufenthalts macht Dylan mit einigen Gesichtern Bekanntschaft, die Dylan bei seinem Einfall die 700 Kilometer über den gefährlichen Pazifik zu segeln um die Weltumrundung zu vollenden. Aber es gibt Segeln und Dylans Art zu segeln...

Wenn 700 Kilometer raue See auf einem Holzfloß, welches lediglich durch zehn leere Ölkanister über Wasser gehalten und von einer Landratte gesteuert wird, mehr als abenteuerlich klingen, wie gefährlich ist dann die Überfahrt zusätzlich mit einer BMW R 1150 GS als Passagier? Dieser Plan klingt wahrhaftig verrückt; in Wahrheit sogar lebensgefährlich. Doch Dylan lässt sich nicht abschrecken. Diese Geschichte an sich ist schon ein überwältigendes Abenteuer, ganz von der Ausschiffung abgesehen, die wegen der vorherrschenden Bürokratie und der Überschreitung der sechswöchigen Aufenthaltsgenehmigung klammheimlich stattfinden musste. Das Holzfloß hatte im Übrigen auch einen Namen: Courage of Bridget, Bridgets Mut – Bridget so hieß seine Mutter. Eine Frau, die ohne große Hilfe vier wunderbare Kinder großzog.

Natürlich spielte Bruce eine wichtige Rolle bei der Überquerung des Ozeans. Hier war Dylans Einfallsreichtum gefragt. Wenn der Antrieb durch das Segel alleine nicht ausreichte, konnte er mit Hilfe von Bruces Welle und einem Propeller unterstützt werden. Und tatsächlich: Nur mit einem GPS gegen die waltenden Kräfte der Elemente bewaffnet, haben die beiden es tatsächlich an ihr Ziel und aufs rettende Land geschafft.

5585_20618_large.jpg

Im Publikum ist es totenstill als Dylan die Details seiner Fahrt über das Meer schildert. Das verwundert kaum. Die Erzählung könnte ohne weitere Spannungselemente als überzeugende Hollywoodproduktion verfilmt werden. Als sich die Talkshow dem Ende neigt, verstehen wir, dass sein kleiner Segelausflug für Dylan ein einschneidendes Erlebnis war.

Dylan hat seine heldenhafte Reise tatsächlich zu Ende gebracht. Jetzt ist er zurück in der Schweiz – und wenn er nicht gerade durch Europa reist und seine „When the Road Ends“ Foto- und Videostrecke in seiner Talkshow zeigt. Bruce ist natürlich an einem sicheren Ort abgestellt.

Aber wenn du denkst, dass die Welt einmal zu umrunden genug sei für einen Motorradfahrer, dann täuschst du dich. Dylan plant bereits sein nächstes Abenteuer. Aber es wird wieder keinen festen Plan geben.

Die ganze Geschichte von Dylans (und Bruces) unglaublicher Reise und wie und weshalb die beiden den Pazifik auf einem Floß überqueren mussten, ist nun in einem Buch auf Deutsch und auf Englisch erhältlich.

Ein wunderbares Video zum Thema findest Du hier.
Videoclips zu Dylan Samarawickramas Talkshow „Around The World 360°“ können auf Dylans YouTube Kanal samarawickrama05 angesehen werden.

 

Tags