Zuerst wollten wir mehr über das Sturz- und Verletzungsrisiko während des Wettkampfes wissen. Zweitens sind Enduro Rennfahrer bekanntermaßen meist gesunde und eher jüngere Athleten. Trotz all dem wissen wir, dass eben diese jungen starken (meist) Männer nach einem Rennlauf sich sehr häufig sehr alt und ausgelaugt fühlen.
Wir wollten wissen was mit Euch passiert und wie wir diesen Überlastungen vorbeugen können. Sinn dieses Manuskripts ist es Euch einige Informationen und Tips zu geben wie Ihr zumindest den Prolog schnell und gesund übersteht. Alle hier erwähnten Ergebnisse beziehen sich auf die letzten drei Jahre und internationale wissenschaftliche Erkenntnisse.
Stürze und Verletzungen:
Das Thema Sicherheit wird am Erzberg groß geschrieben. Die ist nicht ein frommer Wunsch sondern die erste Erkenntnis unserer Studien. Nahezu alle von uns untersuchten gestürzten Fahrer hatten eine ausgezeichnete Sicherheitsbekleidung an. Zwei drittel aller Stürzen ereignen sich am ersten Tage des Prolog, die meisten davon im ersten Streckendrittel. Mehr als 70% der gestürzten Fahrer meinten zu schnell zum Unfallzeitpunkt gewesen zu sein.
Über 90% aller Stürze ereigneten sich in einer Kurve. Die Durchschnittsgeschwindigkeit hierbei liegt bei unter 40km/h. Wir fanden heraus, dass es häufig das zu harte Bremsmanöver oder das zu schnell Gas geben ist, das die Maschine instabil macht und damit der Fahrer zu Sturz kommt. Kollisionen mit Mitbewerbern spielen keine große Rolle.
Prävention:
Wie schon erwähnt, Schutzkleidung hat allerhöchste Priorität. Sie kann den Unterschied zwischen leichter Abschürfung oder kompliziertem Knochenbruch mit langer Rehabilitation ausmachen. Man gewinnt das Rennen auch nicht auf den ersten Metern- Sehr viele Stürze erfolgten am ersten Tag im ersten Streckendrittel, also mit ein wenig Geduld und Übersicht kommt man schnell und sicher den Erzberg rauf.
Zu schnell in die Kurve zu gehen ist wie oben gezeigt auch nicht so gut, deshalb auch hier Übersicht und Selbst- Kontrolle bewahren. Denn wer stürzt verliert auf jeden Fall mehr Zeit als mit einem etwas früher gewählten Bremspunkt. Erschöpfung und Durst spielen eine weitere wesentliche Rolle.
Nach Möglichkeit trinkt viel Wasser oder andere Durstlöscher. Konzentration und Selbstbeherrschung sind in nahezu allen Wettkampfsportarten der Garant für hervorragende Leistungen und maximale Sicherheit.
Überlastungen:
Die Ergebnisse der letzten Jahre haben eindeutig gezeigt, dass die Unterarmregion, das Handgelenk und die Hand an sich mit Abstand am häufigsten Überlastungsreaktionen aufweisen. Bei manchen Fahrern ist es ein leichtes Kribbeln in den Fingern, bei anderen schmerzt das Handgelenk. Wieder andere bekommen harte und krampfende Unterarme.
Diese Beschwerden werden in allen möglichen Ausprägungen von gering bis sehr heftig berichtet. Einige der untersuchten Fahrer berichteten aufgrund der Schmerzen und der Erschöpfung der Unterarmmuskulatur gestürzt zu sein. Dies lässt sich durch das immer schlechter werdende Gefühl in den Fingern für das Vorderrad und den Druck am Bremshebel einleuchtend erklären. Dies wiederum zwingt den Fahrer den Lenker noch fester zu halten.
Die Vibrationen des Motors und die Stöße durch das Endurofahren an sich begünstigen diese Überlastungserscheinungen zusätzlich. In den USA und auch in Frankreich wurden manche Motorradrennfahrer sogar wegen starker Durchblutungsstörungen dieser Muskelgruppen operiert.
Die Überlastungsschäden wurden in allen Fahrer- und Altersklassen gefunden.
Wir konnten zeigen, dass diese Probleme eindeutig sportartspezifisch sind und demnach auch behandelt werden können. Die Einstellung des Lenkers und der Bremse/ Kupplung scheint vorrangige Bedeutung zu haben. Damit kann viel Druck von der Hand und dem Handgelenk weggenommen werden. Damit muss die Unterarmmuskulatur weniger Arbeit leisten und bleibt so länger fit. Auch das Verwenden von gepolsterten Handschuhen reduziert die Einleitung von Vibrationen in den Handgelenksbereich nachweislich.
Im letzten Jahr haben wir eine kleine Therapieserie an Freiwilligen durchgeführt. Die Fahrer gaben im Ziel an sich im Durchschnitt dadurch besser im Rennen gefühlt zu haben und auch mehr Kraft am Ende gehabt zu haben.
Überlastungsprobleme sind sehr häufig im Motorrad Enduro- Sport. Durch eine gezielte Vorbereitung der Muskulatur und durch Reduktion der Vibrationen können diese Beschwerden gut behandelt werden und damit die Fahrer länger und sicherer gas geben.
Euer Manu