Spannender hätte der 39. Novemberpokal des MC Woltersdorf e. V. im ADMV nicht enden können. Der kürzlich vom aktiven Motocross zurückgetretene Christian Brockel aus Petershagen lag vor der letzten Sonderprüfung auf Platz drei des Klassements, doch mit einem Ritt auf der Rasierklinge gewann er schlussendlich vor allen Enduro-Spezialisten. Marco Neubert hatte den ganzen Tag über die Zeitentabelle angeführt und wurde kurz vor Schluss doch noch abgefangen. Doch auch mit Tagesrang zwei sicherte sich der Sachse als Bester beider Fahrtage den „Novemberpokal“ 2017.
Wie schon am Vortag, hatte Marco Neubert gleich auf der ersten Wertungsprüfung des Tages die Bestzeit markiert und sie über fast den ganzen Tag erfolgreich verteidigt. „Meine Taktik war die gleiche wie gestern – ich wollte gleich den ersten Test gewinnen. Leider war man heute in den gestern ausgefahrenen Spurrinnen sozusagen gefangen, so dass es nicht möglich war, mit einer eigenen Linienwahl richtig was rauszuholen. Doch ich hatte wieder die Bestzeit gefahren, lag wieder vorn und habe das Ganze mehr oder weniger kontrolliert. Dass ich auf der letzten Prüfung den Sieg noch verliere, ist schade und mir irgendwie schleierhaft, denn ich bin, wie zuvor auch, eine 2:31 Min. gefahren. Christian hatte ja nichts zu verlieren und noch einmal alles gesetzt – deshalb Glückwunsch an ihn, starke Leistung“ meinte der 30-Jährige aus dem Zwönitzer Ortsteil Affalter anschließend. Grämen musste er sich deshalb nicht, was er auch nicht tat, schließlich hatte er nach seinem Tagessieg am Samstag zum einen den „Novemberpokal“ 2017 gewonnen und zum anderen in der Klasse E2 seinen ersten DM-Titel gewonnen. „Seit 2012 renne ich diesem Meistertitel hinterher und nun hat es endlich geklappt“, so noch einmal das Aushängeschild vom Team KTM GST Berlin Racing. Damit setzte er einen tollen Schlusspunkt hinter seine Karriere, denn diese endete heute Nachmittag 14:27 Uhr, wie er am Freitagabend beim Prolog erstmals öffentlich verkündet hatte.
Wenngleich Christian Brockel kurz nach seiner Zieldurchfahrt wusste, dass ihm ein ziemlicher Husarenritt gelungen war, konnte man ihn erst später in Kenntnis setzen, dass er damit noch den Tagessieg errungen hatte. „Ich hatte ja einen schönen Fight mit Andi Beier um Platz zwei und dachte, als man mir gratulierte, dass ich den noch gepackt hatte. Dass es aber sogar der Tagessieg war, habe ich erst viel später kapiert. Heute hat alles gut funktioniert, weil auch meine vor mir gestarteten Mitstreiter gut mitgespielt haben. Im Gegensatz zu gestern, als ich auf den Prüfungen immer drei, vier Fahrer überholen musste, dabei immer etwas Zeit verlor und aus dem Rhythmus kam, hatte ich heute öfters freie Bahn. Ich bin durch mein gutes Abschneiden vor zwei Wochen bei der Enduro-WM in Zschopau ziemlich angefixt gewesen und habe schon ein wenig mit einem Tagessieg geliebäugelt, aber am gestrigen Tag bin ich wieder etwas runtergeholt worden. Umso schöner, dass es heute doch noch geklappt hat. Motocross werde ich definitiv nicht mehr fahren, aber inzwischen kann ich mir, unter bestimmten Umständen, noch ein Enduro-Jahr vorstellen“, meinte der Gelegenheits-Endurist in der Klasse E2 und heute schnellste Fahrer aller Hubraum-Kategorien nach seiner triumphalen Fahrt.
Rang drei der Tageswertung ging an Andreas Beier, der damit erneut Deutscher Meister der Klasse E1 wurde. „Nach meinem technisch bedingten Ausfall gestern, übrigens, abgesehen von einem kapitalen Motorschaden, mein erster meiner gesamten Karriere, bin ich damit zufrieden. Ich konnte in diesem Jahr mit dem kleinen Motorrad einige Gesamtsiege einfahren, hatte gestern Pech und habe heute mein Minimalziel E1-Meister erreicht. Das ist okay, denke ich“, bilanzierte der ebenfalls 30-jährige Krumhermersdorfer.
Hinter dem Norddeutschen Davide von Zitzewitz und dem erneut glänzend aufgelegten Youngster Robert Riedel, zugleich als Rüdersdorfer der Lokalmatador par excellence, begnügte sich der Crinitzer Dennis Schröter mit Tagesrang sechs, was ihm nach seinem Meistertitel in der Klasse E3 am Vortag den Meistertitel in der klassenübergreifenden Championats-Wertung bescherte. „Der erste Test des Tages ist zwar bei mir immer ein Problem, aber heute hatte ich einen Defekt an der Hinterradbremse und bin dadurch gestürzt. Ich habe mir dabei euch ein bisschen weh getan, aber zum Fahren war es noch okay. Da ich dadurch in Sachen Tagessieg keine Chance mehr hatte und eigentlich sowieso kein unnötiges Risiko eingehen wollte, habe ich mich nur noch darauf konzentriert, ins Ziel zu kommen und den Titel sicherzustellen“, meinte der 35-jährige Brandenburger am Ende seiner Mission 2017.
Nach Beendigung des dreitägigen Enduro-Festes freuen sich alle direkt und indirekt Beteiligten, vor allem aber der gastgebende MC Woltersdorf e. V. im ADMV und seine Mitstreiter, auf den im nächsten Jahr stattfindenden 40. Novemberpokal. Dieser wird vom 12. bis 14. Oktober 2018, also ausnahmsweise nicht im November, stattfinden. Jedoch aus gutem Grund, denn da man sich erfolgreich für einen Lauf zur Enduro-Weltmeisterschaft beworben hat, empfängt man dann in Rüdersdorf die weltbesten Geländefahrer. „Wir glauben, dass wir eine gute Veranstaltung abgeliefert haben und fühlen uns für die WM im nächsten Jahr gut gerüstet. Natürlich haben wir auch dieses Mal wieder einiges dazugelernt und ein paar verbesserungswürdige Sachen und Ideen fürs nächste Jahr gesammelt. In diesem Jahr haben uns Sturmschäden und der damit verbundene Holzeinschlag ziemlich zu schaffen gemacht, so dass wir zwei Monate extrem viel schuften mussten. Für die Mitarbeit und Unterstützung beim 39. Novemberpokal möchten wir uns besonders bei unseren fleißigen Helfern, aber auch bei unseren Partnern und Sponsoren recht herzlich bedanken und hoffen, dass wir auch im nächsten Jahr auf sie zählen können“, resümierten Harald Täger und Jörg Lessing von der Organisationsleitung quasi unisono.
Weitere Infos unter: www.novemberpokal.de.