Der junge Rennfahrer gewinnt alles, was es zu gewinnen gibt. Wir wollten deshalb mehr über den 11jährigen wissen. Sein Vater Jan war so nett und hat mit uns im Rahmen der Minigp Austria Melk aus dem Nähkästchen geplaudert.
Jan Kratochwil, Geschäftsmann, Vater und Rennfahrer:
Ich bin seit 25 Jahren als Hobby-Rennfahrer unterwegs. Im Winter sind wir immer nach Cartagena gefahren, um zu trainieren, bei Pedro Acosta in dem Umfeld. Damals war Fynn 4 Jahre alt und ich hätte schon gern mal gesehen, dass Fynn sich auf ein Moped setzt.
Dann haben wir ihn am Anfang ein bisschen widerwillig auf so ein Pocketbike platziert, welches wir vor Ort erstanden haben. So richtig Lust hatte er da nicht drauf und erst mit viel Überredungskünsten ist er dann gefahren.
Die Spanier im gleichen Alter waren besser und schneller und das hat ihn nicht besonders motiviert. Da war er dann nicht sehr begeistert. Aber dann fuhr er doch immer wieder, fast ein wenig heimlich, damit ihn keiner sieht.
In Deutschland hat er dann auch mal so ein Schnuppertraining absolviert und da hat sich gezeigt, dass mit dem bisschen Training in Spanien, er in Deutschland schon relativ gut unterwegs ist.
Und mit dem Erfolg ist dann die Begeisterung gekommen. Er hat dann gesagt, Papa, ich will auch mal auf dem Podest stehen, allerdings hat er vor 4 Jahren gleich eine Bedingung daran geknüpft.
"Wenn du zum Rauchen aufhörst Papa, hole ich einen Pokal"
Seit 4 Jahren und 200 Tagen bin ich nun rauchfrei.
Wir sind Anfangs deutsche Meisterschaft gefahren, mit vollem Starterfeld. Über 30 Fahrer. Das war aber auch noch ziemlich holprig und da war ich damals im Job noch richtig eingespannt.
Dann kam Dirk Heidolf dazu. Der ehem. WM Fahrer und Rennstallbesitzer. Der hat sich unser angenommen und mir irgendwann mal gesagt: "So wird das nichts. Du kannst nicht am Telefon die Welt retten, nebenbei Rennfahren und dann auch noch schnell sein, das wird nichts. Das passt nicht zusammen."
Er sorgte dann dafür, dass wir dann alles professioneller gemacht haben und unterstützt uns bis heute in allen Belangen.
Am Ende haben die Kids Spaß auf der Strecke, aber ungefährlich ist es ja trotzdem nicht. Da muss schon alles passen. Und "toitoitoi" wir haben bisher keine Technikprobleme, oder schwere Unfälle zu verzeichnen und das soll auch so bleiben.
Rückblickend sind wir Pocketbike gefahren, die ersten Jahre. Dann ist er ganz langsam in seiner Klasse nach vorne gekommen, bis zu dem Jahr, wo er dann jeden Lauf gewonnen hat und jeden Streckenrekord. Dann sind wir in die Adac Mini Bike Meisterschaft eingestiegen, auch in der Nachwuchsserie hat er alles gewonnen und jetzt sind wir hier. Wir fahren ja 3 Serien. Minigp Alpe Adria, Niederlande und Austria.
Wie ist der Unterschied zwischen Minigp Austria und den anderen Minigp-Serien ?
Der Unterschied ist nach meinem Dafürhalten das Professionelle. Vom Auftreten und dem Organisatorischen. Die anderen sind auch gut, aber hier in Österreich noch einen Tick mehr.
vom Fahrerischen ?
Die Top 3 sind in Österreich etwas einfacher, als zb. Niederlande, oder Alpe Adria.
Aber trotzdem ist alles ziemlich auf einem Niveau. Hier hat man noch die Anfänger dabei, das hat man in den andere Ligen nicht. Aber da stört nicht. Insgesamt ist alles gleich.
Was würdest du Anfängern grundsätzlich mal raten ?
Was die Kids hier lernen ist gigantisch. Insbesondere auch von der Sozialkompetenz. Da kann man den Eltern nur anraten, dass mal zu machen. Allerdings muss man schon im Hinterkopf haben, was passiert, wenn die mal 13 oder 14 werden. Neue Freunde, erste Freundin. Da weißt du nicht was passieren wird.
Die Euphorie ist oftmals bei Eltern nicht zu bremsen.
Was ich gelernt habe in den paar Jahren, versuchen so entspannt mit den Kids umzugehen, dass sie sich pudelwohl fühlen. Den Ehrgeiz haben die eh von alleine. Ich erwische mich hin und wieder, dass ich das nicht immer umsetze und ärgere mich sehr, wenn ich mal über die Strenge geschlagen habe.
Du siehst es auch im Fahrerlager. Dort wo die Eltern ehrgeiziger sind als die Kinder, da bleibt der Erfolg auch aus. Das ist einfach so. Druck ist in manchen Situationen ok, aber es muss Spaß machen. Diese intensive Zeit mit deinem Kind ist schon sehr cool und das haben die meisten Eltern so nicht. Ich kann nur jedem empfehlen mit dem Kind auf die Rennstrecke zu gehen.
Was ist das Ziel ?
Natürlich planen wir auch für die nächsten Jahre. Es gibt ein ganz tolles Sprungbrett, das ist der Red Bull Rookies Cup. Die besten Kids der Welt fahren da, eine Junioren WM, irgendwann mal Moto3 bis hin zur MotoGP. Also, unser nächstes Ziel ist es, in den Rookies Cup zu kommen.
Wie viel Aufwand betreibt ihr ?
Da wir alle 3 Meisterschaften fahren sind das mehr als 20 Wochenenden, bei denen wir auf Rennstrecken unterwegs sind. Das beste Training ist Rennen fahren. Da kannst du nur lernen und wenn Fynn Bock hat, trainiert er und wenn nicht, dann nicht. Einmal in der der Woche machen wir ein bisschen Training auf einem Flugplatz, mit Dirk viel Koordinationstraining und auch sonst viel Fitness.
Mit Ortema haben wir gemeinsam einen Trainingsplan gemacht. Wir joggen auch, Ziel ist es 2 mal in der Woche zu joggen.
Eine Meisterschaft reicht in Wirklichkeit nicht aus…du musst soviel fahren wie möglich.
Wie viel Bikes habt ihr ?
Wir haben 2 Motorräder. Das eine ist für Training und die deutsche Meisterschaft. Die andere ist für die Minigp.
Das Motorrad muss vor jedem Lauf richtig richtig fit sein, die müssen gepflegt und einfach perfekt dastehen. Nach jeder Session wird das Motorrad komplett zerlegt und gesäubert. Das ist für uns oberwichtig und spielt eine große Rolle. Wenn man sich mit der Motorradtechnik auseinandersetzt, kannst du aus den kleinen Bikes noch richtig viel rausholen.
Allerdings immer im Rahmen des Reglements. In Österreich wird das zb. ausgezeichnet gehand habt und die techn. Kontrollen hier finde ich echt Klasse.
Vergaser werden richtig verplompt, oder es wird mit Schutzlack gearbeitet …das ist in den andere Ligen nicht so. Da bleibt einem dann mehr Spielraum und das ergibt wieder mehr Platz für Proteste. Es wurde z.B. schon Geld bezahlt, um unsere Motorräder nach einem Protest zerlegen zu können. Schauen ob wir gschummelt haben, weil Fynn so schnell war. Sowas gibt es aber nur in Deutschland.
In all den Rennen haben wir noch nie eine Disqualifikation wegen techn. Unregelmässigkeiten gehabt.
Das Konkurrenzdenken bei den Eltern ist also da ?
Ja, Brutal. Insbesondere bei der deutschen Meisterschaft was da abgegangen ist…
Wie schaut es mit der Schule aus ?
Fynn hat 18 freigestellte Tage letztes Jahr. Er ist ein Einser Schüler und geht gerne ins Gymnasium. Von daher ist es kein Thema. Außerdem lernt der Opa immer mit ihm...
Mehr von Fynn Kratochwil:
https://www.instagram.com/fynn_kratochwil20/