Zumeist unbewusst lassen sich viele Motorradfahrer durch die Mittellinie zu einer falschen, gefährlichen Fahrlinie verleiten. Die Folgen sind fatal. 2015 verloren österreichweit 83 Menschen ihr Leben bei Motorradunfällen. Mehr als 4.100 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Unfälle, wie gerade beschrieben, sind mit Abstand die Häufigsten. Ein neues Projekt der KFV-Unfallforschung soll nun - mit einfacher Farbe - das Kurvenfahrverhalten von Motorradfahrern sicherer gestalten. Neue zusätzlich aufgebrachte Bodenmarkierungen leiten Motorradfahrer weg von der gefährlichen Kurvenlinie.
Nur 5 Prozent der Motorradfahrer wählen eine sichere Kurvenfahrlinie!
Das Unfallreduktionspotential ist hoch, weiß man im KFV. Studien der letzten Jahre zeigen, dass 95 Prozent der analysierten Fahrer eine zu enge Kurvenlinie beim Durchfahren einer unübersichtlichen Links-Kurve wählen und dadurch - oftmals unbeabsichtigt - lebensgefährliche Kollisionen mit entgegenkommenden Fahrzeugen riskieren. Nur 5 Prozent der mehr als 800 analysierten Motorradfahrer wählten eine sichere Fahrlinie. 95 Prozent fuhren die Kurve zu eng und riskierten zumindest mit Teilen des Körpers und/oder des Fahrzeuges von einem entgegenkommenden Fahrzeug getroffen zu werden. 16 Prozent fuhren sogar so weit links, dass sie mit einem entgegenkommenden Fahrzeug gänzlich kollidiert wären.
Sekunden zwischen Leben und Tod
„Bei einem großen Teil der Fahrer scheint das falsche Lenken des Motorrads in die Kurveninnenseite eine intuitive aber nicht richtige Handlung zu sein. Unser Bildmaterial zeigt Motorradfahrer, die einer Komplettkollision mit entgegenkommenden Fahrzeugen nur um Sekunden entgangen sind. Viele Motorradfahrer riskieren natürlich nicht absichtlich ihr Leben. Sie sind sich der immensen Gefahr, in die sie sich begeben, nicht bewusst“, erläutert DI Klaus Robatsch, Forschungsleiter im KFV. „Um eine Kurve mit genügend Sicherheitsreserven passieren zu können, ist es essentiell, nicht zu früh einzulenken und den Scheitelpunkt eher zum Kurvenausgang zu verlegen.“, so Robatsch.
Und genau hier setzt das neue Pilotprojekt des KFV an. Erste Versuche in Kärnten zeigen positive Wirkungen: Um eine sichere Fahrlinie darzustellen, wurden entlang der Mittellinie Ellipsen verschiedener Größen aufgebracht. Eine überwältigende Mehrheit der Zweiradfahrer folgte dieser Fahrlinie. Um diese Erkenntnisse auf breiter Basis zu überprüfen, wurden weitere neun Teststrecken mit solchen Zusatzmarkierungen ausgestattet. Das Pilotprojekt wird 2016 evaluiert und bei Erfolg in den nächsten Jahren auf weitere Gefahrenstellen in ganz Österreich ausgedehnt.