Aber über solche Details machen sich die, von Natur aus entspannten Schweden keinen Kopf, der Kåsan gehört keiner „Extrem-Enduro“ Serie an, auch die Marketingmaschinerie eines Energiebrause Herstellers vermisst man dort gänzlich. In diesem Jahr wurde das Rennen vom BMK Uddevalla und vom SMK Trollhättan ausgerichtet (Anm.: der Novemberkåsan wechselt jährlich den Veranstaltungsort innerhalb Schwedens)
Der Kåsan feierte dieses Jahr sein hundertstes Jubiläum, da lies sich auch der Wettergott nicht lumpen und schuf mit wochenlangem Dauerregen, im Vorfeld der Veranstaltung, die besten Voraussetzungen für ein kerniges Rennen.
Von neumodischen Kleinraumenduros halten die Wikinger recht wenig, gefahren wird nach dem klassischen Enduro Reglement, mit Zeitkarten, Soll- und Strafzeiten. Die Runde bestand aus rund 59 Sonderprüfungskilometern, aufgeteilt auf 5 Special Stages und noch einmal etwa 60km Verbindungsetappen. Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, war die Runde einmal tagsüber und zweimal nachts zu bewältigen. Die ohnehin schon recht happige Routenführung wurde durch die extrem tiefen Streckenbedingungen noch weiter erschwert und hätte sich mit einem Schlauchboot genauso, wenn nicht sogar bequemer bewältigen lassen.
Die zahllosen Schlammlöcher waren bodenlos, jede falsche Deutung der Linie wurde mit einem sofortigen Vollbad im eisigen Schlammwasser bestraft.
Speziell die erste – und mit knapp 22km längste - Sonderprüfung bestand aus einer kräfteraubenden Aneinanderreihung der gefürchteten „Mudholes“, dazwischen garniert mit rutschigen Wurzeln und noch rutschigeren Felsplatten. Die übrigen Specials waren ebenfalls nicht fad, aber vergleichsweise fast schon fahrbar.
Das ganz besondere Flair dieser Traditionsveranstaltung macht die volksfestartige Stimmung bei den Nachtetappen aus. Kolportierte 30.000 Zuseher säumten die Strecke in den schwedischen Wäldern, entzündeten wärmende Lagerfeuer und feierten jeden vorbeikommenden Teilnehmer lautstark bis in die Morgenstunden.
Die, ohnehin schon nahezu unfahrbaren Streckenbedingungen verschärften sich während der Nachtstunden noch weiter, so benötigten einige Teilnehmer allein für den ersten Teilabschnitt mehr als 3 Stunden.
Deshalb und auch aufgrund der sportlich gesetzten Zeitlimits, schafften es von den knapp 170 gestarteten, schlussendlich nur 26 Fahrer in die Wertung.
Von all dem unbeeindruckt zeigte sich WM-Urgestein Joakkim Ljunggren (KTM). Ganz in seinem Element vergrößerte der baumlange Schwede den Abstand zu seinen Verfolgern zunehmend und überquerte um 2:45 Uhr mit unglaublichen 34 Minuten Vorsprung die Ziellinie. Ljunggren konnte damit den Kåsan zum rekordverdächtigen siebten Mal für sich entscheiden. Als zweiter klassierte sich Niklas Persson (KTM) und gegen 3:30 morgens komplettierte Husqvarna Teamfahrer Martin Sundin das Podium. Der letzte gewertete Teilnehmer sollte sich in der Folge erst um kurz vor 6 Uhr morgens ins Fahrerlager schleppen.
Insgesamt wurde die diesjährige Jubiläumsausgabe dieses Traditionsrennens seinem Ruf gerecht und trennte wieder einmal die Enduro fahrende Spreu vom Weizen. Kernig, anspruchsvoll, konditionsraubend und trotzdem unvergleichlich, schaurig-schöne Fahrerei im Reich der Elche.
Leider bedeutete eine Knieverletzung das frühe Aus für den Hobbyenduristen, der die knapp 1.800 km Anreise als einziger Österreicher auf sich genommen hatte.
Aus deutschsprachiger Sicht war neben Eigl, noch die beiden Deutschen Bernd Buchholz und Robert Richter im, ansonsten ausschließlich Schwedisch/Norwegischen Starterfeld.