Nach 3 Tagen glühender Hitze und viel Staub auf der Strecke entschieden sich die Wettergötter heute, dem dezimierten Red Bull Romaniacs Starterfeld ein wenig Gnade zu gönnen und ließen einige zum Teil starke Gewitter auf die Region rund um Sibiu niederprasseln. Der Regen spülte den Staub von der Strecke und belohnte alle Fahrer, die heute an den Start des dritten Offroad-Renntages gingen, mit exzellentem Grip und moderaten Temperaturen. Das Wetter blieb tagsüber kühl, mit wenigen lokalen Regenschauern und etwas Nebel auf den Bergspitzen. Sobald aber Gras im Spiel war, sank der Grip-Level sofort auf Null und somit wurden die saftig grünen Hügel im Regen zum größten Angstfaktor für alle Klassen. Zum Ende des Renntages brachte dann ein Wolkenbruch die letzten erschöpften Fahrer auf der Strecke an ihre Grenzen.
Als gestriger Tagessieger und Gesamtführender ging Graham Jarvis (UK) heute als Erster an den Start, musste für den Rest der Gold-Klasse die Spur ziehen und wurde erneut von den hoch motivierten Konkurrenten gejagt. Bereits in der Sektion „10A“ kurz vor CP3 konnte Mario Roman (ESP), der 3 Minuten nach Jarvis ins Rennen ging, den Briten einholen und sogar überholen, während Alfredo Gomez (ESP, 6 Minuten hinter Jarvis gestartet) ebenfalls Zeit auf den Führenden gut machen konnte.
Das alles passierte jedoch noch bevor es so richtig zur Sache ging und die Gold-Klasse ein komplettes Menü an extrem schwierigen Sektionen serviert bekam. „Black slope“, „English farmer“ und „CDI“ sollten die Rangordnung am heutigen Tag noch einmal komplett durchmischen. Vor diesen Sektionen sah die Reihenfolge so aus: Mario Roman, Graham Jarvis, Alfredo Gomez, Wade Young und Billy Bolt. Als es dann für die Topfahrer noch vor dem Servicepunkt ans Eingemachte ging, übernahm zunächst Alfredo Gomez die Spitze. Der spanische KTM-Werksfahrer kam als Erster aus der neuen Sektion „CDI“ und konnte sogar einen 7-minütigen Vorsprung auf Jarvis herausfahren. Jarvis schlug aber kurz darauf wieder zurück, holte sich die Führung und kam vor seinen Verfolgern am Servicepunkt an. Von hier an war Graham Jarvis nicht mehr zu bremsen und dominierte die zweite Tageshälfte mit unvorstellbaren Linien durch härtestes Gelände. Sogar bei nahezu senkrechten Abfahrten blieb der „König der Karpaten“ im Sattel und holte sich seinen zweiten Tagessieg mit 13 Minuten Vorsprung. „Heute war ein sehr langer Renntag, mit wirklich sehr schwierigen Steilauffahrten. Ich musste mein Bike sicher 5-6 mal schieben. Mit diesen Konkurrenten im Rücken darfst Du dir keinen Fehler erlauben, und selbst ein minutenlanger Vorsprung bedeutet bei diesen Verfolgern gar nichts. Es war kalt, feucht und neblig und ich hatte nasse Handschuhe – kein leichter Tag!“, sagte ein geschaffter aber zufriedener Graham Jarvis im Ziel.
Alfredo Gomez brillierte heute vor allen in den schwierigsten Sektionen vor dem Servicepunkt und kam verdient an zweiter Stelle ins Ziel. „Ich habe heute mein Bestes gegeben und bin mit meinem Renntag zufrieden. Ich stürzte heute zweimal im nassen Gras weil ich zu schnell war. Auf Graham Zeit aufzuholen ist sehr schwer, denn er scheint zu fliegen und kann dort mit Vollgas geradeaus fahren, wo es andere Fahrer nicht können. Ich muß zu Hause noch ordentlich trainieren!“, sagte der sympathische Madrilene.
Red Bull Romaniacs Rookie Mario Roman (ESP) lieferte auch heute am vorletzten Renntag eine beeindruckende Performance. Roman ging ca. 25 Minuten hinter Jarvis als Dritter ins Ziel und hält sich somit auch in der Gesamtwertung auf dem dritten Rang. Der spanische Teamkollege von Graham Jarvis sagte im Ziel: „Mein Renntag dauerte heute 7,5 Stunden und war härter als ich erwartet habe. Ich war ganz gut unterwegs, hatte aber einige Navigationsfehler wegen dem Nebel in den höheren Lagen. Ich bin aber mit meinem dritten Tagesplatz und dem Stand in der Gesamtwertung sehr zufrieden und freue mich auf den morgigen letzten Renntag!“
Wade Young (RSA) blieb den Führungs-Trio heute hart auf den Fersen und landete mit ca. 30 Minuten Rückstand auf Jarvis auf dem 4ten Tagesrang. Im Ziel war der Youngster aus Südafrika eher überrascht über seine gute Leistung: „Ich machte einige Fahrfehler, hatte Navigationsprobleme und konnte heute irgendwie keinen Flow finden. Trotz alldem liege ich in der Gesamtwertung auf dem 4ten Rang und werde morgen noch einmal alles aus mir herausholen.“
Billy Bolt (UK) zeigte am heutigen Morgen bis zum CP3 beeindruckende Zwischenzeiten, hatte dann aber in den sehr selektiven Sektionen nach „10A“ Probleme und verlor über eine Stunde auf die Spitze der Gold-Klasse.
In der Silber-Klasse schien der heutige Tag erneut eine klare Sache für Andy Noakley (UK) zu werden, bis Andy plötzlich nach dem CP4 von den Radarschirmen verschwand. „Ich kam nur etwas von der Strecke ab und zerschnitt mir meine vordere Bremsleitung durch ein Stahlseil, das Holzstämme im Wasser sicherte. Ich musste dann einige sehr steile Abfahrten bis zum Servicepunkt Kamikaze-artig überstehen und bin sehr froh, den heutigen Tag hinter mir zu haben.“ Nach dem Servicepunkt konnte Noakley in alter Form weiterfahren und holte sich einen weiteren Tagessieg mit dem er seine Gesamtführung in der Silver-Klasse ausbaute.
Für die Teilnehmer der Bronze-Klasse waren heute das Wetter UND das Terrain die größten Herausforderungen. Mit Gras überwachsene Single-Trails verwandelten sich durch den Regen in Schmierseife, der Nebel war stellenweise sehr dicht und zusätzlich mussten viele Fahrer den Anstrengungen der letzten Tage Tribut zollen. Am heutigen dritten Offroad-Renntag der Red Bull Romaniacs holte sich der bisher dominierende Miroslav Culka (CZE) den bereits dritten Tagessieg, gefolgt von seinem größten Herausforderer, Toomas Triisa (EST). Matthias Saric (DE) wurde als Dritter gewertet und der Rumäne Radu Sardarescu konnte sich über seinem heutigen vierten Platz freuen.
Der allgemeine Konsens der Bronze- und Iron-Teilnehmer war, dass der heutige Renntag ein richtig harter war. Die oftmals als „Touristenklasse“ belächelte Iron-Klasse ist mittlerweile vollwertig in der Red Bull Romaniacs angekommen und fordert die Teilnehmer entsprechend. Oscar Hernandez Panos (ESP) und Marcel Vogel (CH) kämpfen seit dem ersten Renntag um den Sieg. Der morgige letzte Renntag wird nochmals eine echte Prüfung für die Iron-Fahrer und entscheidet, welche Fahrer im kommenden Jahr in die Bronze-Klasse aufsteigen sollten.
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