In einem wegen Schlechtwetter durchwachsenen vierten Lauf zur Austrian Cross Country Championships auf der technisch generell anspruchsvollen Waldstrecke von Türnitz schlugen sich ganze 287 ACC-Teilnehmer auf heldenhafte Weise durch Schlamm, Matsch und rutschige Wurzeln. Der Dominator der ACC und amtierende Titelverteidiger, Rudi Pöschl (FLATOUT.KTM, Tirol) konnte sich dabei mit dem vierten Sieg in Folge bereits vorzeitig den Meisterschaftstitel der Profiklasse sichern.
Die ACC Strecke in Türnitz ist ohnehin bereits als „Hardcore-ACC“ bekannt (bzw. verrufen), führt die (heuer neue) Naturstrecke doch durch selbst für ACC Verhältnisse schwieriges Terrain. Vor allem knifflige Waldpassagen, garniert mit steilen Auf-, und Abfahrten und einigen hängenden Querungen machen hier schon in trockenem Zustand gehörig Arbeit für die Teilnehmer und verlangen hohe fahrtechnische Qualitäten. Als dann auch noch über Nacht der erste Regen kam, wurde es umso interessanter: Der erste Lauf der Klassen 6y, 6d und 7 konnte noch auf halbwegs flüssig fahrbare Passagen zurückgreifen, aus Sicherheitsgründen wurden aber bereits hier einige Passagen herausgenommen und als nach 1 Stunde 45 ein Platzregen einsetzte, und per vorzeitigem Abbruch die letzte Runde annulliert wurde, so hatten trotzdem alle Rider nahezu 2 Stunden Schwerstarbeit hinter sich.Im verletzungsbedingter Abwesenheit der Gesamtführenden der Damenklasse, Lisi Mucha, ließ Anna Schmölzl nichts anbrennen und gewann den Lauf vor Daniela Pexa und Tanja Fischer. In der Jugendklasse konnte sich erstmals Phillipp Indlekofler durchsetzen, er siegte vor dem
verletzt ins Ziel rollenden Andreas Eigl und Simon Blümel. Der KTM Rider-of-the-Event Award ging erneut an den jungen Alexander Pölzleithner, der auf einer KTM 65 SX (mit Mini-Reifen im Matsch) satte sechs Runden absolvierte. Die Einsteigerklasse 7 ging an Günther Breitfuss vor Korbinian Meindl und Gerhard Kremsmayr. Die Meisterschaftswertung wird sich erst im letzten Lauf zwischen Breitfuss und Meindl entscheiden.
Der Regen bewässerte die Strecke weiterhin massiv und der zweite Lauf der Senioren und Sportfahrer 4-Takt konnte nur verspätet starten, nachdem über 40 Helfer die Strecke in einem Gewalt-Akt erneut umbauten und damit für ein Mindestmaß an Fahrbarkeit-, und maximal mögliche Sicherheit sorgten.
Alter und Routine bedeutet einfach auch Klasse, und es war wieder einmal der „Senior“ Otto Reitbauer, der nach etwas mehr als einer Stunde als Laufschnellster vorzeitig abgewunken wurde. Ebenso wie Profi-Champ Pöschl machte er damit alles klar in der heurigen Meisterschaft und führt bereits uneinholbar. Die Sportfahrerklassen 4 wurde von Heli Putz gewonnen, der vor Andreas Hengstberger auf der 2-Zylinder Aprilia und Josef Obermoser einritt. Putz führt auch die Klasse in der Meisterschaft, aber er muß beim Finallauf in Mattighofen noch was leisten.
Die Klasse 5 ging an Stefan Heimerl, vor Manuel Schmidthaler und Franz Inreiter, was auch bei Stefan Heimerl berieits den vorzeitigen Meisterschaftstitel bedeutet.
Als Dann kurz vor dem letzten Meisterschaftslauf der Klasse 1, 2 und 3 sogar noch mal die Sonne (als Provokation?) heraus kam, war die Strecke bereits in einem Zustand, der wirklich profihaftes Fahrgefühl verlangte. Erneut traf dies die 2-Takt Sportfahrer am Härtesten, denn sie stecken ja im gleichen Lauf mit den Profis und Semi-Profis drin und genossen dementsprechend wenig bis gar kein Erbarmen.
Doch auch sie schlugen sich heldenhaft über eine verkürzte Distanz von ca. 1 Std. 15: Stefan Haidn gewann vor Roman Fiby und Peter Hofherr, aber auch der momentane Führende der Meisterschaft in dieser Klasse, Rainer Dodel, blieb dran und es bleibt höchst spannend bis zum letzten ACC-Lauf in Mattighofen.
Der Favorit und Führende der Semiprofi-Klasse (2), Sven Steinberger, ließ erneut nichts anbrennen und ist mit einem weiteren Sieg ebenso bereits ACC-Champ. Hinter ihm rangierten in Türnitz Andreas Ponwieser und Willi Stocker.
Die Profiklasse 1 ist ebenso bereits entschieden: Rudi Pöschl gewann auch diesem Lauf und ist damit erfolgreicher ACC-Titelverteidiger und Meister 2007.
Je schwerer, desto Brandauer: Auch wenn schnellere Strecken nicht nach dem Geschmack des Titanen sind, ist Erich Brandauer immer dann weit vorne, wenn’s wirklich schwer wird. So auch in Türnitz, wo er sich als einziger in der selben Runde wie Pöschl halten konnte und einen sicheren 2. Platz belegte. Der angekündigte letzte Angriff von Thomas Günther auf den zweiten Meisterschaftsrang Daniel Stockers begann gut mit einem zweiten Rang nach dem Start, blieb aber im Morast stecken, und Stocker sicherte sich mit einem dritten Platz in Türnitz somit gleich auch den ACC Vize-Meistertitel 2007.
Es gab abends also viel zu feiern im berüchtigten Festzelt, und die Geschichten vom Kampf im nassen Wald von Türnitz, die wohl jedem einzelnen da draußen widerfuhren, werden wohl noch lange kursieren.
Die am Sonntag abgehaltene Gästeklasse – mit nahezu 40 Teilnehmern ausgezeichnet besucht - konnte über die volle 2-Stundendistanz gefahren werden, und der Local Andreas Leinhofer gewann vor Martin Fellner und Alexander Lindner. Die Strecke war zwar wieder etwas aufgetrocknet, doch auch die Gäste hatten mächtig Arbeit mit den Elementen …
Dem gesamten Team der Veranstalter in Türnitz, dem Grundstücksbesitzer und FLATOUT Streckenchef Dieter Happ gebührt genauso viel Respekt wie jedem Einzelnen der unerschrockenen Teilnehmer. Das Attribut „heldenhaft“ gilt ausnahmslos für alle, die diesmal in Türnitz dabei waren. Ein jeder gab alles für einen jetzt schon legendären ACC Lauf.
ACC Paparazzo Joe Figl war auch vor Ort und hat unter http://www.figl.com/gallery/list.php?exhibition=97 eine sagenhafte Bilder-Gallerie zusammengestellt.
Der letzte Lauf zur heurigen ACC findet am 21.-22. September in Mattighofen, Oberösterreich statt. Alles über die ACC – wie Regelwerk, Meisterschaftsstände, Ergebnisse mit Einzelrundenzeiten, usw. - klickt sich unter www.cross-country.at .
