Nachdem der sechsfache Weltmeister Taddy Blazusiak kurz vorm Saisonstart seinen Rücktritt vom Rücktritt bekanntgegeben hatte und der frischgebackene US-Endurocross-Champion Cody Webb ebenfalls in die SuperEnduro-WM zurückgekehrt ist, besitzt das Fahrerfeld eine Qualität wie selten zuvor. Neben dem Polen und dem hochaufgeschossenen US-Boy gehört natürlich dessen Landsmann Colton Haaker, der Weltmeister der letzten beiden Jahre, zum Favoritenkreis, welcher sich mit dem amtierenden Vize-Weltmeister Alfredo Gomez aus Spanien, dem Briten Jonny Walker, dessen jungen mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Landsmann und Neueinsteiger Billy Bolt sowie dem 2016er-Junioren-Weltmeister Manuel Lettenbichler aus dem bayrischen Kiefersfelden fast beliebig erweitern lässt.
Nachdem sich Colton Haaker nach seiner überstandenen Verletzungspause mit der schnellsten Zeit im Superpole-Qualifying den ersten Startplatz gesichert hatte, verlief dessen Abend weit weniger glücklich. Im ersten von wie immer drei Läufen wurde er zu Beginn in ein Gemetzel am ersten Hindernis verstrickt, so dass er danach lediglich auf Platz zehn lag. Nach zwei weiteren fahrtechnischen Problemen musste er sich am Ende mit Platz acht begnügen. Cody Webb hatte indes die Führung an sich gerissen, doch nachdem er in der Matrix in hohem Bogen über seinen eigenen Lenker flog, fiel er auf die fünfte Position zurück. Taddy Blazusiak nutzte seine Lauerstellung und zog unter dem tosenden Jubel der patriotischen Fans in Front. Cody Webb rappelte sich wieder auf, startete eine furiose Aufholjagd und holte sich vor Taddy Blazusiak und Alfredo Gomez doch noch den Laufsieg. Manuel Lettenbichler wurde guter Vierter vor Billy Bolt und Jonny Walker.
Zu Beginn des zweiten Heats fiel erneut an der ersten von zwei Dumper-Reifen-Sektionen eine Vorentscheidung. Diesmal gerieten Cody Webb, Colton Haaker und Jonny Walker regelrecht unter die Räder, sodass der nach dem Grid-Reverse ebenfalls aus der zweiten Reihe gestartete, jedoch mit einem guten Auge ausgestattete Taddy Blazusiak noch in der Startrunde die Führung an sich riss. Während der vom Motocross bzw. klassischen Enduro kommende Italiener Alex Salvini von Platz zwei sukzessive zurückfiel, war der erst 20-jährige Billy Bolt „Men oft he Race“. Drei Runden vor Schluss passierte der diesjährige britische Extrem-Enduro-Champion den Multi-Weltmeister und feierte seinen ersten Laufsieg. Hinter Taddy Blazusiak wurde der erneut fehlerfrei agierende Manuel Lettenbichlicher Dritter, gefolgt vom Briten Jamie McCanney sowie Cody Webb, Alfredo Gomez und Alex Salvini. Während Colton Haaker einer Überrundung knapp entgehen konnte und nur Achter wurde, ereilte Jonny Walker genau dieses Schicksal einer Überrundung durch die Spitzenreiter.
Im finalen Lauf führte Taddy Blazusiak von der ersten bis zur achten Runde, doch 50 Meter bzw. drei Hindernisse vor dem Ziel konnte ihn Cody Webb noch abfangen. Mit Platz drei erlebte Colton Haaker einen halbwegs versöhnlichen Tagesabschluss. In der Overall-Wertung spielte er mit Rang sechs jedoch nur eine Nebenrolle. Anders Taddy Blazusiak, der mit drei zweiten Plätzen wie im Vorjahr seinen Heim-GP gewann und so als Tabellenleader mit dem „Red Plate“ am 6. Januar 2018 durch die SACHSENarena Riesa düsen wird. Cody Webb und Billy Bolt flankierten den 34-Jährigen bei der Siegerehrung als Tages-Zweiter bzw. -Dritter. Manuel Lettenbichler kam in Heat 3 hinter Billy Bolt und Jonny Walker, aber vor Alfredo Gomez als Sechster ins Ziel, womit er den Spanier sowie den vom Dauerpech geplagten Colton Haaker als Gesamtvierten ebenfalls hinter sich hielt.
„Das ist natürlich ein großartiges Comeback für mich“, erklärte Taddy Blazusiak anschließend. Und weiter: „Ich habe nach meinem Rücktritt erst einmal gemerkt, wie sehr ich Racing vermisse. Jetzt habe ich einen neuen Antrieb und glaube, dass ich auch mit einer gewissen Leichtigkeit an den Start gehen kann. Ich war allein in dieser Disziplin sechs Mal Weltmeister und muss niemandem mehr etwas beweisen. Dennoch habe ich genug Ehrgeiz, um immer noch siegen zu wollen. Das war jetzt mal mein erster richtiger Wettkampf nach meiner Pause. Mal sehen, wie es in Riesa für mich läuft. Ich bin jedenfalls sehr gespannt.“
Das ist auch Daniel Auerswald von der in Riesa gastgebenden Auerswald Eventmanufaktur, der in Krakau zum Arbeitsbesuch auf die eigene Veranstaltung Anfang Januar weilte. Er sagte: „Ich freue mich, dass das Fahrerfeld in dieser Saison so stark und selbst an der Spitze so ausgeglichen ist. Dadurch dürfte es natürlich auch in Riesa extrem spannende Rennen um den Sieg geben. Besonders freue ich mich für meinen Freund Taddy, dass er vor heimischer Kulisse erneut gewinnen konnte. Ich denke, das hat er sehr genossen. Aber ich freue mich auch für die deutschen Fahrer Manuel Lettenbichler, der sich erneut unter den Weltklassefahrern der Prestige-Klasse etablieren konnte, und Kevin Gallas, der bei den Junioren sehr gute Leistungen gezeigt hat.“
Damit bezog sich Daniel Auerswald vor allem auf die ersten beiden Läufe der Nachwuchs-Klasse, in der bis maximal 23-Jährige an den Start gehen. Hierbei hatte der Karlsruher Kevin Gallas zunächst die schnellste Trainingszeit erzielt und danach auch den ersten Lauf für sich entschieden. Im zweiten, in dem er sowie seine „Nachbarn“ aus der ersten Startreihe gemäß Reglement ins „zweite Glied“ gerückt wurden, kam er immerhin noch auf Platz sechs nach vorn. Im dritten Heat lag er zu Beginn auf Rang drei, doch als der Zweitplatzierte vor ihm stürzte und Kevin Gallas mit ins Verderben riss, kam er von Platz zwölf nur noch auf Rang acht nach vorn, sodass er das Podium als Vierter knapp verpasste. Dieses belegten der Südafrikaner Kyle Flanagan mit den Heat-Plätzen fünf, zwei und drei als Sieger sowie der Italiener Matteo Cavallo und der Pole Emil Juszczak, die den dritten bzw. den zweiten Lauf für sich entscheiden konnten. Der zweite Deutsche im Feld, der erst 17-Jährige Leon Hentschel aus dem niedersächsischen Uelzen, belegte mit den Laufplatzierungen sechs, fünf und sieben in der Tageswertung den achten Rang.