Nach dem tragischen Verlust seines Vaters kurz vor der Superenduro Weltmeisterschaft 2017/2018 war zunächst nicht klar, wie sich dieser Schicksalsschlag auf die Karriere des jungen Deutschen auswirken wird.
Doch Kevin Gallas hat gezeigt, aus welchem Holz er geschnitzt ist: Souverän, mit viel Köpfchen und taktischem Gespür hat er sich den SuperEnduro Weltmeistertitel in der Juniorenklasse geholt.
Zum Erzberg 2018 kommt er mit großen Ambitionen, wohl wissend, dass dieser Berg alles ermöglichen und alles zunichte machen kann...
Startnummer: 17
Prolog-Lauf 1: Platz 34 (Begrenzungsnetz hat sich kurz nach dem Start im Hinterrad verfangen, Hinterbremse ausgefallen durch geschmolzenes Plastik)
Erste Anfänge mit 4 Jahren in einem Moto-Trial-Verein.
Mit 5 Jahren erste offizielle Teilnahme an einer Landesmeisterschaft in der Automatikklasse bis 10 Jahre.
Stetige Erfolge in verschiedenen nationalen und internationalen Trialmeisterschaften.
Mit 11 Jahren Deutscher Jugendmeister in der Klasse bis 14 Jahre. Mit 13 Jahren in der höchsten deutschen Leistungsklasse im Motorradtrial.
Bis 2013 mehrfacher Landesmeister, Südwestdeutscher Meister, Deutscher Vize-Jugendmeister und Deutscher Vize-Meister. In der Europameisterschaft Platz 10.
Aus persönlichen Gründen beendete Kevin Gallas seine Karriere im Trialsport 2013.
Erzberg 2015:
Nach 2 Jahren ohne Motorrad bekam er 2015 ein Motorrad gestellt, um am „Erzberg“ teilnehmen zu können. Ohne jede Vorbereitung, ohne jemals an einem Speed-Rennen teilgenommen zu haben, ohne Kurventechnik auf der schnellen Prologstrecke. Aber mit Platz 179 auf Anhieb qualifiziert für das Harescramble.
Nach dem Start aus der 4. Reihe konnte sich der junge Deutsche bis in den Abschnitt Carls Diner vorkämpfen, dann war die Fahrtzeit zu Ende. Total erschöpft, aber auch überglücklich, sogar noch Platz 63 erreicht zu haben, war dieses Erlebnis der Anlass zum Start in die Hard-Enduro-Karriere.
Erzberg 2016:
2016 vor allem Training auf MX-Strecken und Teilnahme an regionalen und nationalen Enduro-Cross-Rennen, um schneller zu werden. Aber auch Teilnahme an Internationalen Rennen wie King of the Hill/Rumänien – und natürlich wieder Erzberg!
Nach Qualifikation für die erste Startreihe kam Kevin Gallas gut ins Rennen, war immer auf Platz 20 – 25 angezeigt – aber hatte leider mit einigen anderen einen Checkpoint verpasst. Auch das gehört zum Erzberg, auch damit findet er sich in prominenter Gesellschaft.
Kurz nach dem Erzberg-Event brach er sich das Schlüsselbein beim Training. Damit war die Teilnahme an den Red Bull Romaniacs und Red Bull Megawatt nicht möglich.
Sein erstes Rennen nach der Verletzungspause war Anfang November 2016 das Int. Enduro Cross in Ülzen/D. Dort traf er auf Manuel Lettenbichler, gegen den er in einem Lauf den Start gewinnen und im Rennen am Hinterrad kleben konnte.
Superenduro World Championship 2016/2017 - Junior:
Diese Erfahrung führte zur spontanen Nennung für die Superenduro Weltmeisterschaft in der Junioren-Klasse. Ohne jemals dafür trainiert zu haben, alle Formalitäten auf den letzten Drücker erledigt, fuhr Gallas mit dem Team HillClimb nach Krakau.
Dort passierte, was auch das Ende seiner sportlichen Karriere hätte bedeuten können: In der Einführungsrunde des Qualifyings schätzte Gallas einen Sprung falsch ein, war zu kurz, landete mit dem Motorschutz auf einem Baumstamm – und beide Fußrasten brachen ab. Gallas konnte zwar einen Sturz verhindern, aber er kam mit dem Fuß so unglücklich auf, dass er ahnte, dass da etwas verletzt war. Er konnte nicht auftreten, hatte Schmerzen – und war enttäuscht, denn sein WM-Debüt schien geplatzt.
Sein Mechaniker montierte irgendwie 2 geliehene Fußrasten ans Motorrad, die Uhr zeigte noch knapp 2 Minuten Qualifying-Time – und Gallas sprang auf, nutzte die Chance für eine einzige verbleibende Hot-Lap – und fuhr die drittschnellste Zeit! Damit war er für die 3 Hauptrennen am Abend qualifiziert.
Er konnte zwar vor Schmerzen nicht voll fahren, vor allem nicht springen – aber mit dem 12. Platz wurde er auch nicht letzter und sammelte wichtige WM-Punkte.
Zu Hause dann folgte der Schock: Knöchel angebrochen, mehrere Microbrüche – die Teilnahme am Deutschland-Grand Prix 4 Wochen später stand in Frage.
Intensive Physiobehandlungen verhalfen dazu, dass er einen Start in Riesa wagen konnte. Dort wurde er 10. und brachte weitere WM-Punkte aufs Konto.
Nach weiteren 6 Wochen Physiotherapie ging er nach Spanien und trainierte dort 2 Wochen mit Alfredo Gomez und anderen. Die 3. Runde in Bilbao konnte er mit dem 5. Platz und das Finale in Albi mit dem 6. Platz beenden.
In der Gesamtwertung wurde er 6. – mit 2 von 4 Läufen, die er nur eingeschränkt fahren konnte.
Erzberg 2017:
Kevin Gallas hat in 2017 mehrere internationale Rennen als Finisher beendet. Neben den Red Bull Romaniacs und Red Bull 111 Megawatt auch den Erzberg, wo er als 17. Fahrer von Karl Katoch die begehrte Zielflagge in Empfang nehmen durfte. Der bis dahin größte Erfolg seiner jungen Karriere.
SuperEnduro World Championship – Junior 2017/2018:
Bis kurz vor der WM war offen, ob Gallas würde daran teilnehmen können. Sein Vater war nach monatelangem Kampf einer Krebserkrankung erlegen. Niemand wusste, wie Gallas diesen schweren Schicksalsschlag verarbeiten würde.
Bei der Eröffnungsrunde in Polen zeigte er dann, wo er hinwollte: ganz nach oben. Er gewann das Qualifying und ging von Startplatz 1 in das erste Rennen. Mit dem Sieg gewann er sein erstes WM-Rennen. Im zweiten Lauf, der mit umgekehrter Startreihenfolge gestartet wird, konnte er sich vom letzten auf den 6. Platz vorkämpfen. Im dritten Rennen schickte er sich gerade an, wieder in Führung zu gehen, da wurde er von einem Kontrahenten unglücklich „abgeräumt“. Die beiden Mopeds verhakten sich und konnten nur mit Hilfe eines Streckenpostens wieder voneinander getrennt werden. Mit funktionsloser Vorderradbremse hetzte Gallas dem weit entfernten Feld hinterher und konnte sich noch bis auf Platz 8 vorarbeiten. Damit verpasste er nur knapp sein erstes WM-Podest und wurde 4.
Für den Heim-Grand Prix in Riesa war die Spannung entsprechend groß. Und Gallas erfüllte mehr als alle Erwartungen. Mit einem lupenreinen Triple gewann er souverän alle 3 Rennen, mit großem Vorsprung und vor allem mit viel Köpfchen. Taktisch klug dosierte er seine Leistung und wurde mit seinem ersten GP-Sieg belohnt. Diesen Sieg widmete Gallas in einer sehr emotionalen Rede seinem verstorbenen Vater.
Nach diesem Erfolg trainierte Gallas wieder in Spanien. Die 3. Runde in Malaga verlief in ähnlicher Form wie in Riesa. 3 Rennen – 3 Siege, ungefährdet und unangefochten. Der 2. Grand Prix Sieg in Folge. Gallas erhielt den Nickname: Dominator.
In Bilbao musste er im zweiten Rennen nach einer Startkollision kämpfen. Wieder waren die Maschinen verkeilt, er kam als letzter los – und trieb sich und sein Bike in einer unvergleichlichen Art bis auf Platz 3 vor – 4 Sekunden nach dem Sieger kam er ins Ziel. Aus „Dominator“ wurde „El Gigante“. Er gewann den 3. Grand Prix in Folge, mit 2 Siegen und einem 3. Platz.
Das Finale in Lidköping/Schweden brachte ihm den Weltmeistertitel mit dem Sieg im ersten Lauf. Doch Gallas gab sich damit nicht zufrieden – er gewann noch einmal alle 3 Rennen und den 4. GP in Folge.
Mit einer unglaublichen Bilanz wurde Gallas der 2. Deutsche, der nach Manuel Lettenbichler den Titel des SuperEnduro Weltmeisters in der Junioren-Klasse ergattern konnte:
* 12 von 15 Rennen gewonnen
* 4 von 5 GPs gewonnen
* 271 von 300 möglichen Punkten erreicht
* 79 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten.
Erzberg 2018:
Mit dem 3. Platz beim City-Prolog zum Extrem XL Lagares vor 3 Wochen erfuhr sich Gallas seinen ersten Podestplatz in einem der großen internationalen Hard-Enduro-Rennen. Damit hat er einige Werkspiloten hinter sich lassen können. Das Hauptrennen in Portugal konnte er durch einen technischen Ausfall nicht beenden.
Aber für den Erzberg hat sich der junge Deutsche dieses Jahr viel vorgenommen. Er weiß, dass er sowohl konditionell als auch fahrtechnisch einiges zugelegt hat. Aber er ist realistisch genug, um zu wissen, dass am Erzberg alles passieren kann und sehr viel gut zusammenpassen muss, um erfolgreich zu sein.
Warten wir also ab und verfolgen wir, wie sich Kevin Gallas als Privatfahrer auch hier am Erzberg wieder in die Phalanx der Werkspiloten eindringen kann.
Team:
Kevin Gallas fuhr seit 2016 für das junge Team HillClimb und den Hauptsponsor Grenzgaenger.
Vor 2 Wochen beendete Kevin Gallas diese Zusammenarbeit. Nach einer erfolgreichen Zeit, in der sie es gemeinsam bis zum SuperEnduro Junioren Weltmeister geschafft haben, geht der junge Fahrer jetzt seinen eigenen Weg.
Mit Marcus Haas von MH Motorräder und Marko Prodan von Endurides hat Gallas zwei langjährige Partner an seiner Seite, die ihn für die Teilnahme am Erzberg mit Motorrad und Ausrüstung ausgestattet haben und ihm mit technischer und motorsportlicher Erfahrung zur Seite stehen. Marko Prodan ist selbst als langjähriger Erzberg-Teilnehmer auch in diesem Jahr wieder am Start.
Weitere Infos über Kevin Gallas :
Facebook: https://www.facebook.com/GallasRacing/
Instagram: @kevingallas71
Internet: www.kevin-gallas.de
Youtube: https://www.youtube.com/channel/UCdZmp7iYRy-aOt4CcGHzBxQ
Auf diesem Youtube-Channel präsentiert Kevin Gallas RAW-Videos seiner Helmkamera sowie lustige und kurzweilige Blicke hinter die Kulissen, vor und während der Rennen.
Interview 01.06.2018 – Enduro21.com: https://enduro21.com/index.php/extreme/3316-i-m-aiming-to-be-on-the-pod…