Jan Mohr : IDM Superbike TT Circuit Assen 2018

Die letzten Rennen liefen sehr vielversprechend und die Steigerung nahm weiter ihren Lauf. Jetzt stand meine Lieblingsstrecke im IDM Kalender an.

Mit voller Motivation reisten wir also bereits mittwochs die knapp 900 Kilometer in die Niederlande an. Bei Regen kamen wir am Donnerstagnachmittag an der „Cathedral of Speed“ an. Wie das in Assen so ist, waren die Wetterprognosen wechselhaft.

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Assen

Am Freitagmorgen begann es schon früh zu regnen. Somit war die Strecke für das FP1 richtig nass. Das bot mir die Gelegenheit, mich einmal wirklich unter regnerischen Bedingungen einzufahren. Und es funktionierte. Bisher war ich absolut kein Freund von Regenfahren, aber hier hatte ich richtig Spaß. Ich wurde schneller und schneller und baute ein gutes Gefühl für die Regenreifen auf. Am Ende Position 12. Anschließend ließ der Regen nach und die Piste wurde langsam trocken. Als unser zweites Training startete, waren zwar noch ein paar nasse Flecken auf der Strecke, aber wir konnten mit Trockenreifen fahren. Ich kam gleich gut zurecht und sicherte mir den neunten Rang mit 1.8 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Jetzt tüftelten wir noch am Fahrwerk und wollten im FP3 den nächsten Schritt machen. Doch daraus wurde nichts. Die Strecke war genau halb nass, halb trocken. Also fuhr ich lediglich eine Runde, um die Bedingungen zu checken, alles Weitere wäre nur unnötiges Risiko gewesen. Somit mussten wir mit nur einem trockenen Training, auf der für mich mit dem Superbike neuen Strecke ins Qualifying.

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In der Königsklasse des deutschsprachigen Motorsports

Am Samstagmorgen war das Wetter bereits besser und es wurde ernst. Wir machten den gewollten Schritt im ersten Quali. Ich steigerte mich deutlich und rutschte vor auf Rang 8. Aber es war noch mehr drin, das wusste ich. So veränderten wir nochmal etwas am Fahrwerk und der Angriff auf die ersten drei Startreihen war bereit! Leider, leider haben wir uns im Q2 mit der Reifenstrategie vertan, so dass ich lediglich drei Runden auf „dem schnellen Reifen“ hatte. Doch in diesen drei Runden fuhr ich über eine ganze Sekunde schneller, als in Q1. Als ich die Zeit auf dem Dashboard sah, freute ich mich unterm Helm bereits gewaltig. Ich dachte jetzt stehe ich in Reihe zwei! Im Parc Fermé gratulierte mir meine Crew allerdings „lediglich“ zu Starplatz zwölf. Ich konnte es nicht wirklich glauben. Ich steigerte mich um über eine ganze Sekunde und viel von 8 auf 12 zurück!!! Aber das ist eben die Königsklasse des deutschsprachigen Motorsports und kein Kindergarten. Also hieß es, neu fokussieren und im Rennen alles rausholen, was möglich ist, denn die Abstände waren verdammt knapp. Nur 1,2 Sekunden zur absoluten Bestzeit und nicht einmal zwei Zehntel zu Position 8.

Jetzt war es soweit, Raceday! Meine Lieblingsstrecke, gutes Wetter und das ganze Feld extrem eng zusammen! Mit voller Motivation ging ich in das erste Rennen! In der Startaufstellung fing es jedoch an zu regnen. Der Start wurde verschoben, doch kurz darauf hörte es schon wieder auf. Also starteten wir unter guten Bedingungen. Leider hatte sich mein Plan für das Rennen nach den ersten 100 Metern bereits drastisch verändert. Ich hatte einen furchtbar schlechten Start. Ich war nach der ersten Kurve Letzter! Jetzt hatte ich einen unfassbar dicken Hals und einen Puls von 200! Mit 110 % Einsatz kämpfte ich mich in den ersten Runden auf Position 13 zurück.

Dann sah ich meinen Konkurrent in der Meisterschaft etwa drei Sekunden vor mir. Ich pushte so fest ich konnte und fuhr, bis auf das Führungstrio die schnellsten Zeiten im Feld. Da ich es soooooooo unbedingt wollte und so aggressiv war, merkte ich wie mir bereits nach 5 Runden der rechte Unterarm komplett zu ging. Er verkrampfte und ich konnte das Gas 10 Runden vor Schluss bereits kaum mehr festhalten. Ich war teilweise nur noch mit zwei Fingern am Gas und brauchte 50 Meter, um meine Hand vom Griff zu lösen und an die Bremse zu greifen. Fünf Runden vor Schluss dachte ich, dass ich jetzt gleich sterbe und vom Motorrad falle. Aber ich musste die Punkte mitnehmen!!! Ich biss auf die Zähne und fuhr irgendwie diese fünf Runden.

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The Machine

Nach der Zielflagge fiel ich nur auf den Tank und rollte aus. Ich konnte in der Auslaufrunde nicht mehr bremsen. Im Parc Fermé mussten mich meine Mechaniker vom Bike ziehen, da ich die Hand einfach nicht mehr bewegen konnte. Dann passierte etwas, das ich nahezu als Wunder bezeichnen würde. Unser Physio bekam mich fit für Lauf zwei! Ich wusste nicht wie lange der Arm das mitmachen würde, also war die einzige Möglichkeit, es ganz ruhig anzugehen und die Hand zu entlasten, wann immer es geht. Beim zweiten Versuch gelang der Start zum Glück etwas besser. Ich war direkt hinter Bobby Bos, meinem Konkurrenten in der Meisterschaft.

Nach drei Runden konnte ich mich in die letzte Schikane hinein an ihm vorbeibremsen. Gegen Rennmitte bekam ich dann Besuch von Jan Halbich (stand bereits 2018 auf dem Podium). Wir lieferten uns einen genialen Fight über einige Runden. Zwei Runden vor Schluss mischte sich auch noch Bastien Mackels ein (zweifacher Sieger 2018) der nach einer Durchfahrtsstrafe durch das Feld pflügte. Am Ende war ich für einen Angriff auf Jan ein paar Meter zu weit weg. Somit wurde es der 11. Rang. Damit konnte ich, vor allem nach Lauf eins, sehr gut leben.

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Power aus der Kurve

Das war mit Sicherheit das turbulenteste Wochenende der bisherigen Saison 2018! An dieser Stelle möchte ich mich auch einmal bei meinem ganzen Team MPB Racing für die tolle Arbeit bedanken und natürlich bei euch und all meinen Sponsoren, die immer an mich glauben! Denn wie dieses Wochenende wieder zeigte, wir geben niemals auf und das lohnt sich! Leider konnte ich keine Punkte gutmachen in der Meisterschaft. Aber ich habe auch keine verloren. Wäre ich Lauf 1 nicht zu Ende gefahren, hätte ich so gut wie keine Chance mehr, Bobby Bos auf Platz 10 zu kriegen. So wird es hart, aber auf meiner „Heimstrecke“ in Hockenheim ist alles möglich!

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