BMW R1250RS Testbericht

Sporttouring nennt BMW Motorrad Österreich die Modellreihe mit der BMW R1250RS rund um den bekannten und bewährten Zweizylinder-Boxer Motor mit 136PS und 143NM. Es soll eine Mischung aus Reisemotorrad mit Kurvenspass sein.
 

ktm
Vielversprechendes Modell vom BMW


Eindrücke und Erfahrungen:

Irgendwie erinnert mich die BMW R1250R an eine Fazer, so wie sie da vor mir steht, mit ihrer vorderen Verkleidung, während das Heck an ein Naked Bike erinnert. Also gleich gegoogelt und ich muss zugeben, mein Langzeitgedächtnis hat mich im Stich gelassen, denn eine 2001er Fazer schaut doch anders aus. Die BMW wirkt im Vergleich viel modern und der heutigen Zeit angepasst.

Die Halbverkleidung mit manuell verstellbarem Windschild bietet einen wirklich guten Windschutz, außer im Kopfbereich! Um den Helm aus dem Fahrtwind, den Luftverwirbelungen zu bekommen, muss man sich wie bei einem Supersportler „auf den Tank legen“. Leider sind für diese Position die Stummellenker zu hoch, die Hände sind quasi auf Augenhöhe, wenn man sich das bildlich vorstellen kann.

 

Die Qual der Lenkerwahl:

Bleiben wir gleich bei den Stummellenkern, der eine nach vorne gebeugte Sitzposition einfordert, ohne dass man „über den Tank gespannt“ wird. Optional gibt es einen komfortableren Rohrlenker. Meine Meinung zur Sitzposition ist durchwachsen.

Ich würde vermutlich den Rohrlenker montieren, die Stummellenkervariante hat mich nicht ganz überzeugt.

 

2 Zylinder Boxer

Überzeugt hat, wie immer, der Zweizylinder Boxer Motor mit Shift Cam. Es ist ein absolut einfach und komfortable zu fahrender Motor, der mit dem optionalen Akrapovic Auspuff auch ein gutes Klangengineering vorweist.

Die Laufkultur und Leistungsentfaltung ist auf einem so hohen Niveau, dass ich dem Motor noch immer nicht die 143NM Drehmoment glaube, weil wo zum Teufel ist der Big Bang beim beherztem Gasgriff umlegen, der die ganze Fuhre zum Schlenkern bringt und dem Fahrer einen Rallystreifen im Sloggi beschert?

Fehlanzeige, da die Leistungsentfaltung sehr linear ist und auch die Elektronik (für mich unmerkbar) immer dafür sorgt, dass Mann/Frau/Divers nicht überfordert wird. Wer nicht täglich das Adrenalin und den Rallystreifen in der Unterflak braucht, der ist mit diesem Motor sehr gut bedient.

 

Elektronische Helferlein

Mit ABS Pro, DTC, elektrisches Fahrwerk mit Fahrlagenausgleich und verschiedene Fahrmodi bietet BMW-Motorrad das bekannte Helferleinprogramm im fast vollen Umfang an. Egal in welcher Situation, beim Umlegen, beim Einschenken, beim Ankern, die Elektronik sorgt fast unbemerkt um deine Gesundheit.

Der Schaltautomat hat mich jedoch nicht überzeugt. Teilweise war ich gar nicht sicher, ob das Motorrad überhaupt so etwas hat. In niedrigen Drehzahlen ohne Kupplung zu schalten ist ein Graus und es klingt, und fühlt sich so an, als wenn kein Schaltautomat verbaut ist.

Dafür ging bei diesem Motorrad der Leerlauf so leicht rein, dass es eine Freude war, selbst bei blinkenden Fußgängerampeln, die in der Regel eine baldige Grünschaltung der eigenen Ampel bedeutet, noch in den Leerlauf zu schalten, um dann mit erhobenem Haupt den Motorradkollegen daneben anzusehen, der gar nicht probiert hat in den Leerlauf zu schalten und die Kupplung schon die ganze Rotphase gezogen hält. Ihr kennt das, oder ?!

 

Die Extras:

Kommen wir gleich zu den aufpreispflichtigen Extras, mein Testmotorrad war im Style „Triple Black“ und ich kann diese Farbe nicht empfehlen. Erstens zieht das Schwarz den Dreck magisch an und zweitens wirkt das Design der BMW dann altmodisch. Zudem kostet diese Farbe den höchsten Aufpreis. Aus meiner subjektiven Sicht kann man sich das Schwarz und die EUR 732.- sparen, die Standardfarbe in Weiss ist schöner, noch besser gefällt mir der Style Sport für EUR 564.-.

Das Dynamikpaket (EUR 1577.-) würde ich empfehlen, dann gäbe es noch um EUR 890.- das Komfort-Paket (Keyless Ride, Heizgriffe, Reifendruckkontrolle) und um EUR 868.- das Touring-Paket (mit unsexy Kofferhalter, einen Hauptständer, den vermutlich niemand nutzt, einem Tempomat und die Vorbereitung für ein Navigationssystem – da hat man dann so eine große Universalhandyhalterung beim Lenker montiert). Ich bleibe beim Dynamik- und Komfortpaket und decke damit die wichtigen und leiwanden Features ab.

Weiters wählte ich bei meiner Konfiguration den Akrapovic Enddämpfer für EUR 1025.-, den Motorspoiler um EUR 372.-, sowie die Diebstahlanlage für EUR 276.- aus und erreichte damit einen Kaufpreis von EUR 22.513.-, ohne in ernsthafte Preisverhandlungen mit dem BMW Motorradzentrum Wien getreten zu sein. Vermutlich werden ich sicher noch einen Gratiskaffee, einen Schlüsselanhänger und ein BMW-Halstuch rausreißen….

 

Fazit:
  • Super und bequem zu fahrender Motor

  • Guter Windschutz durch die Halbverkleidung, außer im Kopfbereich

  • Mit Stummellenker eine nach vorne gebeugte Sitzhaltung, Optional gibt es den komfortableren Rohrlenker

  • Das Design weckte keine Gefühlsregungen in mir, aber das trifft vermutlich auf alle Touring-Motorräder zu.

  • Ich sehe den Einsatzzweck dieses Motorrads eher für Pendler, die auf Bundesstraßen die Kilometer machen. Als klassisches Tourenbike sehe ich dieses Motorrad nicht. Auch nicht für den städtischen täglichen Betrieb. Da würde ich eher zu der BMW R 1250S greifen, wobei mein persönlicher klarer BMW Favorit die BMW S1000RR ist, aber das ist eine andere Geschichte, ebenfalls auf www.motorradreporter.com nachzulesen.

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