BMW HP2 Megamoto - im Test



Wird bei einem Motorrad ein wenig Gewicht eingespart oder ein bisschen Plastik weggelassen, heißt es schnell "pures Zweirad-Vergnügen", und es ist die Rede von "Reduzierung aufs Wesentliche". Was soll dann BMW über die HP2 Megamoto sagen? Ließe man hier noch etwas weg, wäre praktisch nichts mehr da. Nach der High-Performance-Kur besteht das Bike wirklich nur noch aus Motor, Rädern, Sitzbank und Lenker.

Die Eckdaten lassen je nach Standpunkt Böses oder Gutes ahnen: 83 kW/113 PS leistet der luftgekühlte Zweizylinder-Boxermotor mit 1 170 ccm Hubraum und weist ein maximales Drehmoment von 115 Nm bei 6.000 U/min auf. Und wiegt vollgetankt nur 202 Kilogramm. Man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, wie höllisch mit diesem Bike die Post abgehen kann.

Feuerwerk

Nach wenigen Kilometern signalisiert die Anzeige im Cockpit, die so ziemlich der einzige Luxus an Bord ist, dass die Betriebstemperatur erreicht ist und die Nadel des Drehzahlmessers in höhere Regionen wandern darf. Erst bei 8 000 U/min warnt in diesem Instrument die Farbe Rot, und wer die sechs Gänge in diese Regionen ausdreht, erlebt ein Feuerwerk, das einem fast Hören und Sehen vergeht. Man muss nur etwas beherzt Gas geben, und schon verliert das Vorderrad die Bodenhaftung.

Die HP2 ist ein kerniges Ding, hart und herzlich in der Abstimmung, und sie reagiert recht ruppig auf Rillen und Absätze im Straßenbelag. Doch dieses aufmüpfige Verhalten passt zu der BMW und stellt den Fahrer nur dann vor Probleme, wenn er sich davon überraschen lässt. Daher benötigt die Megamoto volle Konzentration. Sie ist nichts für Genuss-Cruiser, die gemütlich zockeln wollen, sondern sie fordert und will gefordert werden - ständig, immer, jederzeit. 



Präzisionsinstrument

Da sorgen schon die deutlich spürbaren Lastwechselreaktionen für genug Adrenalin. Und auch, dass kein ABS vorhanden ist, sollte der flotte Pilot nie vergessen, auch wenn die Vierkolbenzangen der drei Scheibenbremsen knackig und gut dosierbar zugreifen. Wer diese Besonderheiten respektiert und beachtet, wird entlohnt mit einem quicklebendigen Ritt und mit wahrhaft purem Fahrvergnügen.

Die HP2 zirkelt exakt durch Kurven, der Motor katapultiert das Leichtgewicht vehement vorwärts, Überholvorgänge sind in wenigen Sekunden abgeschlossen. Und selbst auf der Autobahn lässt sie sich mit bis zu 215 km/h vorantreiben, ohne instabil zu wirken. Das gepflegte Drehen am Gasgriff fordert jedoch seinen Tribut: Der Durchschnittsverbrauch liegt bei 5,7 Litern Super Plus. Störend ist, dass die Benzin-Warnanzeige viel zu früh aufleuchtet und bei flotter Gangart ein Nachfüllen des 13-Liter-Tanks bisweilen schon nach gut 100 Kilometern fordert.

Nichts für Anfänger

Die BMW ohne alles Überflüssige, dafür mit einem Übermaß an Spaß, ist eindeutig ein Fall für Könner. Sie ist weniger geeignet für den Alltag, dafür umso mehr für die besonderen Stunden im Bikerleben. Mit der aufs Minimale reduzierten HP2 Megamoto kann man wunderbar einen heißen Reifen auf den Asphalt brennen und all das genießen, was Motorradfahren ausmacht: Beschleunigen, Kurvenkratzen, Durchzug erleben. 

Teststeno BMW HP2 Megamoto:

Luftgekühlter Zweizylinder-Viertaktmotor, 1.170 ccm Hubraum, 83 kW/113 PS Leistung bei 7.500 U/min, max. Drehmoment 115 Nm bei 6.000 U/min, vier Ventile pro Zylinder, geregelter Katalysator, elektronische Einspritzung, Upside-Down-Gabel vorn, BMW Paralever hinten, Kardanantrieb, Sechsganggetriebe, Reifen vorn 120/70 ZR 17, Reifen hinten 180/55 ZR 17, Höchstgeschwindigkeit 215 km/h, Leergewicht (ohne Zubehör) 202 Kilogramm, zulässiges Gesamtgewicht 380 Kilogramm, Zuladung 178 Kilogramm, Sitzhöhe 89 cm, Tankinhalt 13 Liter, Verbrauch 5,7 Liter Super plus auf 100 Kilometer, Garantie: zwei Jahre ohne Kilometerbegrenzung, Serviceintervall 10.000 Kilometer. Preis für Österreich noch nicht bekannt.