Die Vorgeschichte:
Gscheit abwischen:
https://www.motorradreporter.com/artikel/bosnia-rally-gscheit-abwischen
Das Maul stopfen:
https://www.motorradreporter.com/artikel/bosnia-rally-ich-werde-dir-sch…
Politik:
Über 25 Jahre ist der Bosnien Krieg her. Das Land ist gespalten, das spürt man sofort. Herzegowina ist kroatisch und katholisch, Srpska ist orthodox und serbisch. Die Bosniaken beten zu Allah.
Obwohl in vielen Orten alle religiösen Symbole vereint sind, sind zweisprachige Orts-Schilder durchgestrichen. Wir sind Wir, Die sind Die, ist gefühlsmässig übermässig vorhanden. Ein WIR in Bosnien wird noch lange dauern, wenn überhaupt, aber ich bin nicht hier um darüber genauer nachzudenken.
Mich interessiert eher wie die Roadbook Rolle ins Gehäuse eingespannt wird. Das erklärt zwar niemand, als Grünschnabel werte ich das als Manko, aber YouTube hilft um 5 Uhr in der Früh.
Wieso Roadbook Training ?
Warum ich überhaupt ein Roadbook benötige und nicht einfach das GPS benutze, fragte ich mich die ganze Zeit, aber Stefan Rosner, erklärt beim Briefing eindeutig:
Sind GPS Fahrer folglich die Waschlappen der Rallyfahrer ?
Lassen wir die Frage so mal stehen. Denn eines ist sicher. Die GPS Fahrer sparen sich den Tower und meine 2. Frage wurde gleich beantwortet. Behindert der Tower nicht die Sicht auf die Strecke ? Definitiv nicht. Punkt. Aber der Tower ist am Anfang ungewohnt und die gschmeidige Beweglichkeit des Vorderrades ist ebenso nicht gleich gegeben. Nach 100km ist alles normalisiert, denken wir zumindest.
Der grosse Nachteil des Roadbooks:
Es muss halt von irgndwem erstellt werden und das verdammt genau. Stefan Rosner und sein Team haben hier ganze Arbeit geleistet und wunderschöne Roadbooktouren zusammengestellt. Gewisse Abweichungen müssen toleriert und interpretiert werden. Bei jeder Etappe haben wir uns verfahren, weil wir schlichtweg schlampig waren. Sich zu verfahren, heisst überholt werden.
Ich kann nur im Ansatz erahnen, wie es Dakar Fahrern emotional ergeht, die sich mühsam einen Vorsprung ausarbeiten und dann falsch abbiegen. Das muss Hardcore sein in der Birne.
Organisation:
Organisator, Stefan Rosner, ist mir sehr sympathisch. Er haut sich über seine eigenen Witze ab und wirkt authentisch. Er betreut alle Teilnehmer höchstpersönlich, tankte mein Motorrad auf und wickelte auch die Fahrer Akkredtierung wunderlicher Weise selber ab. Er saß spät in die Nacht , um die GPS Tracks einzuspielen und machte trotzdem die ganze Zeit einen stressfreien Einruck. Ob das nächstes Jahr bei der 4. Auflage ebenso sein wird, weiss ich nicht. Vor allem wenn sich dann 200 Leute anmelden werden. Sein On Location Team mit Franjo ist augenscheinlich immer anwesend und forderte immer Feedback ein, wie uns der jeweilige Leg gefallen hat. (Anm. Leg ist ein Fachwort für Etappe - wieder was gelernt)
Rally Fotograf , Bastian Brüsecke, positioniert sich strategisch und seine Spitzenfotos sind anschliessend in höchster Auflösung käuflich zu erwerben. Die Zimmertapete im Schlafzimmer war somit gesichert.
Meine Frau hat mich verlassen, solange bis ich die Tapete wieder abkratze.
Mörderfotos von www.motoventure.de:
Motorrad:
Yamaha WR 450. Zuverlässlich. Ohne Startprobleme. Leistung ohne Ende. Beim kleinen Tank ist jeder Tankstopp zu nutzen. Das kostet Zeit. Der Rallye Tank, gefahren von Mike Aflenzer, kann auslassen und gewinnt im direkten Vergleich eine halbe Stunde pro Tag. Die Mousse Bereifung ist psychologisch wertvoll und der Ersatz - Schlauch kann eingespart werden.
Bosnische Landschaft:
Gewaltig. Ein Haiku an dieser Stelle:
Lange Distanz Fahren:
Konstant, effizient, nicht verfahren. Andere Schlagwörter fallen mir nicht ein. Die Zeit vergeht schnell, die ganze Zeit ist etwas zu tun, Landschaft schauen, oder abzuchecken. Ob 240 KM Tagesetappe , oder 370 macht für mich keinen Unterschied. Rallyfahren macht irrsinnigen Spaß. Auf der längsten Etappe bin ich von 08:00 bis 17:00 ohne nennenswerte Pause am Motorrad gesessen.
Der letzte 1500m Pass im strömenden Regen (ich denke es war der Blidinje Nationalpark), die Blitze sind links und rechts eingeschlagen, war zwar grenzwertig, aber eine anstrengende Erfahrung die ich nicht missen möchte. Die intelligenten Menschen sind auf der Bundestrasse ins Hotel gefahren.
Anbei ein Video zur Veranschaulichung, wie das war: https://www.youtube.com/watch?v=b756FPiLlp8.
Speed und Stürze ?
Alles relativ. Aflenzer geht in den Begrenzer bei 140. Ich finde 120 auf den langen geraden Schotterstrassen schnell. Am Abend fragt er warum ich nicht auch voll stehen lasse ? Keine Ahnung, weil es nicht notwendig ist, ohne Zeitnehmung. Ich das Risiko dadurch minimiere, oder einfach nur feig bin. Meistens steht 70 oder 80 am Tacho, wenn ich am Tripmaster umswitche. Das reicht um einen intensiven Schotterauschlag aufzureissen, oder in die Kiste zu hupfen.
Gestürzt sind wir beide einmal. Hatten aber mehr Glück als Rallye Legende Helly Frauwallner. Frontal in ein Auto einzuköpfeln ist Schiach. Wir brachten ihm Sachen ins Spital von Banja Luka nach und kamen zur Erkenntnis, bei aller Freundlichkeit des Arztes, dort willst nicht liegen. Wir wünschen Helly alles Gute und schnelle Genesung.
Bringt das was , Power Bar ?
Müdigkeit und oder Erschöpfungsgefühle kündigen sich an. Um diesen ausdauernd vorzubeugen habe ich am Start zwar eine köstliche Banane gegessen, aber anschliessend und kontinuierlich Power Riegel , oder Gel´s von Power Bar geschlürft. Sie haben wenig Gewicht und lassen sich leicht in der Gürteltasche verstauen. Bei keiner Etappe, habe ich mich körperlich desolat gefühlt und werde in Zukunft, bei längeren Anstrengungen, auf diese Nahrungergänzungen nicht verzichten.
Wie waren die Blaklader Sachen ?
Ich fasse zusammen. Wunderbare Arbeitskleider, aber ich freue mich, wenn Blaklader zukünftig eine eigene Endurokollektion rausbringt.
Big Enduro´s:
Höchster Respekt für die Kaiserklasse. Es gab zwar Light Routen, aber auch ohne diesen Abkürzungen mit den grossen 1200er BMW´s, oder 1000er KTM´s durchs Feld zu pflügen ist eine gigantische Leistung. Ich verfolgte Martin Mayer mit seiner GS kilometerlang über die ausgeschlagenen Schotterstrassen auf 1400 Meter. Mit offenem Mund bei 80. Es gibt definitiv bessere Motorradfahrer als mich.
Essen:
Balkanküche nicht aus Ottakring. Sondern direkt vom Ursprungsland. Mahlzeit.
ÖKO Bilanz:
Tja, schwieriges Thema. Thomas aus Wels, mit seiner 701er, merkt beim Dinner an, dass es eigentlich total sinnlos ist was mir machen. Mit Benzinmotoren, den ganzen Tag die schönste Natur zu befahren, dient einzig und allein zur egoistischen Befriedigung und hat keine nachhaltigen Mehrwert für irgendwen. Die Gegenargumentation, mit der Umwegsrentabilität fürs´ hier ansässig Volk, ist schwach. ÖKO Bilanz Rallyfahren ist negativ. Eine moralische Rechtfertigung gibt es nicht. Motorsport eben.
Was nehme ich mit fürs nächstes Mal ?
Eine Ganzkörper - Regenkombi und Handschuhe die wasserdicht sind.
Fazit:
Roadbook fahren ist einfacher, als erwartet. Trotzdem muss ständig wie ein Haftlmacher aufgepasst werden, damit man:
1. sich nicht verfahrt
2. sich einbaut
3. oder der Sprudel ausgeht
Wenn Stefan den 2019er Termin ausgibt, reserviere ich sofort einen Platz. Allerdings in der GPS Klasse. Denn Roadbook lesen kann ich jetzt, bin aber
1. zu faul es zu tun
2. geniesse ich lieber die Landschaft.
Es wäre noch schön ein paar Hardenduro Elemente in die Streckenführung einzubauen, aber bitte nicht soviele. Wir haben die Tage sehr genossen und können eine 100%ige Empfehlung für dieses Event aussprechen. Stefan Rosners, Bosnia Rally, sollte Bestandteil der österr. Führerscheinprüfung sein.