Gotland Grand National



Unter dem Motto „Allgemeinbildung“ startete eine hochrangige Delegation der ACC Westcoast-Mafia zum größten skandinavischen Enduro-Rennen, dem Gotland Grand National (GNN) auf der Insel (no na … ) Gotland in Schweden.

Für KTM, die dankenswerter Weise auch den Bike-Transport, die Fährkosten und die Nennungen übernahmen, agierte Elwood Wabnegger als Reiseleiter, die &%/$ Deitsch’n (zwar aus Bayern, aber immer noch …) waren durch „Knutele“ Seppo Suttner vertreten, Grenzgänger „Schurl“ Martin Lindtner brachte Big Balls and Fire mit, und mit einem Schumoto/Motorex Sonderbudget ausgestattet, schafften auch die FLATOUT Abgesandten Rudi Pöschl und Bernd Hupfauf den Erwerb zweier Flugtickets.

So, wie andere Leute Briefmarken sammeln, so versucht die obige Neigungsgruppe, die wichtigsten Endurorennen auf diesem Planeten abzuklappern. Das GNN – eine Institution in Skandinavien – kam da genau recht. Entstanden aus einem Militär-Rennen, wuchs das GNN im Laufe der Zeit bis zu einem Monster heran, heuer waren satte  2.109 Teilnehmer in der Wertung, und hätten die Veranstalter nicht irgendwann „Stopp“ gesagt, wären’s sicher 3.000 geworden.

Auf einem Truppenübungsplatz geht’s für mindestens 3 Stunden in einer 22 Kilometer-Runde im Kreis, mit der verschärfenden Tatasache, dass alle Klassen in knappen Intervallen gestartet werden, so dass für eine Zeit von einer Stunde wirklich auch alle gleichzeitig auf der Strecke sind.

Ein stundenlanges, Playstation-artiges Slalomfahren, bestehend aus gleichzeitigem ständigen überholen und überholt-werden ist die Folge. Und das auf einer permanenten Waschbrett-Piste mit Schlamm, Sand und rutschigen Schieferplatten. Dementsprechend fliegt der Dreck, die klare Sicht aus der Brille ist schnell vorbei, dann heißt’s: Ohne weiter. Bloß blöd, dass der Boden irgendwie ätzend auf die Schleimhäute der Augen wirkt, und alle Fahrer am Abend herumrannten wie Bob Marley gleich nach dem Erntedank-Fest. Rote Augen wie Kanickel …



Auch wenn’s hauptsächlich ein Skandinavischer Saison-Abschluß ist, beehren auch immer mehr internationale Offroad-Rocker den Event, heuer sogar Stefan Everts, der in Führung liegend aber den Kühler seines Bikes schrottete und daraufhin irgendwann den Motor seiner KTM 450 komplett killte.

Für Nudeldrucker wie uns war es trotzdem gut zu sehen, dass auch Legenden müde und dreckig werden. Evert’s Speed in den ersten beiden Runden war trotzdem vom anderen Stern, er fuhr wirklich die ersten 40 Kilometer wie eine einzige Waschbrett-Sektion. Die Frage, ob er das auch auf die gesamten drei Stunden Dauer geschafft hätte, blieb aber leider unbeantwortet.

Wie erging’s uns dabei?

Nun, Rudi ritt erneut die neue 690 LC4, ein denkbar schweres Gerät für diese Verhältnisse. Er eliminierte gleich nach dem Start auch noch seinen Hinterbremshebel und seinen Schaltfuss und fuhr sein Rennen in der Pro-Class trotzdem auf den soliden 43. Platz (von 141 gewerteten Fahrern) fertig, was ihm dann auch noch gleich einen Ehrenpreis einbrachte. Eine Tapferkeitsmedaille wäre wohl passender gewesen … nach drei Stunden im zweiten Gang.

Knutele, also Seppomat Suttner, Furchenadliger auf KTM 300 EXC, ließ erstaunliche Eigenschaften vom Stapel: Er war der erste von uns am Vor-Start, um cirka 07:45, bei vielleicht 3 Grad Plus und 40 KM/H Wind, sowie waagrechtem Regen. Dort harrte er bis zum Start um 09:00 Uhr frierend aus und genoss so einen Platz in der ersten Reihe. Diesen setzte er auch gleich brillant in einen Top-fünf Platz im Massenstart um und hatte freie Bahn die ganze erste Runde lang. Doch vor allem überzeugt die Tatsache, dass er ausgerechnet im letzten, fünften Umlauf seine schnellste Rennrunde verzeichnete. Und das mit einem platten Hinterrad! Ein höchst respektabler sechster Platz, mit Pokal dazu, war die Folge.


Die Klasse gewonnen hat übrigens der auch auf der ACC stark fahrende Exil-Schwede aus Mattighofen, Matte Fält.

Schurl, aka Martin Lindtner, zog seinen aus einem Müllsack gebastelten Regenponcho erst gar nicht aus am Vorstart, hatte seine Freude auf der neuen EXC 450 und wurde in seiner Klasse sehr guter 205. (von 810 gesamt) mit vier absolvierten Runden.

Pechvogel Nummer eins war Elwood Wabnegger, der seine mit brennenden Augen absolvierte letzte Runde nichtmal im Resultat aufscheinen sah. Zeitnahme-Fehler, auch das gibt’s da oben … auch wenn sonst wirklich alles reibungslos und höchst professionell ablief.



Pechvogel Nummer zwei war der Autor, der in der Startliste als Bernd Hupfauf geführt wurde. Nach recht gutem Start ein torpedohafter Abschuß durch einen anderen Teilnehmer, der nicht nur den Lenker nach unten klappte und verbog, sondern auch noch die Vorderbremse komplett blockierte. Erst einiges Herumgemurkse ließ überhaupt eine Weiterfahrt zu, ab da (ca. 500 Meter nach dem Start, wohlgemerkt) aber ohne Vorderbremse und als ziemlich letzter des Feldes.

Großartig … was für ein Beginn! Ein 72. Platz (aus 789 Teilnehmern) konnte dank viel Übung auf der Playstation, sowie einigen recht harten Überholmanövern noch herausgefahren werden. Unter diesen Umständen irgendwie OK.

Der Sportsgeist der Teilnehmer war sehr groß, vor allem sehr fair und rücksichtsvoll, und nur so funktioniert ein Rennen mit dermaßen vielen Fahrern gleichzeitig auf der Strecke auch. Es war eine sehr gute Erfahrung in der schneidenden Kälte da oben, vor allem jetzt, da sie vorbei ist.

Die Siegerehrung und die Party mit den ganzen Wikingern war dann auch keine Schlechte, der Heimreise-Tag verlief dafür wie in Trance und unsere Kadaver schmerzen immer noch von den Millionen Whoops, die man irgendwann einfach nicht mehr schnell genug der-packt.