Red Bull hat MotoGP-Pilot Johann Zarco besucht und dabei zwei Dinge gelernt: Klischees über Motorradrennfahrer kann man getrost vergessen, und gesundes Essen gibt’s im Tupperware.
Viel Lärm, hektisches Treiben, dazwischen wild gestikulierende Ordnungshüter und Fotografen in Lauerstellung. Spannung liegt in der Luft. Ein Motorradfahrer mit einem auffallenden Rennhelm taucht auf. Eine Atmosphäre wie bei einem Grand Prix … Bloß dass wir uns nicht am Rande einer Rennstrecke befinden, sondern mitten in Paris, im 7. Arrondissement, nur wenige Schritte vom Invalidendom entfernt. Dort haben sich eben erst wieder die „Gilets jaunes“, die Gelbwesten, zum Protest versammelt, wie inzwischen fast jeden Samstag.
Wer mit 300 km/h am Hinterrad eines Kontrahenten klebt, ist entweder komplett irre – oder er will einfach nur überholen.
THE RED BULLETIN: Wenn man dich hier so entspannt auf deiner Terrasse sitzen sieht, könnte man fast vergessen, dass man sich mit einem MotoGP-Star unterhält. Wie schnell bist du auf dem Motorrad?
Johann Zarco: Mein persönlicher Rekord liegt bei 346 km/h.
Es gibt nur sehr wenige Menschen, die diese Geschwindigkeit mit einem Motorrad erreichen.
Für mich ist sie normal (lacht).
Ehrlich gesagt: Als wir für das Fotoshooting in Paris die Rückwärtssaltos vorgeschlagen haben, dachten wir, dass du bestimmt ablehnst – ein gewisses Verletzungsrisiko ist ja schon dabei. Und der Termin war kurz vor dem Start in die erste Saison nach deinem Wechsel zum Red Bull KTM Team.
Du handelst also instinktiv?
Wenn man darüber nachdenkt, etwas zu tun, ist es meist schon zu spät. Das habe ich in meinem Beruf gelernt: Man muss in Bewegung bleiben, immer agieren. Wenn ich ein Rennen fahre und jemanden überholen will, dann darf ich nicht darüber nachdenken, ob ich überholen will. Ich muss es einfach tun. Andernfalls verschwende ich wertvolle Sekundenbruchteile. Es ist besser, zu handeln, selbst wenn man falsch handelt. Denn so verinnerlicht man das Geschehene und lernt dKlingt sehr vernünftig.
Auch wenn wir über 300 km/h fahren, sind wir keine Draufgänger. Draufgänger halten das nicht lange durch.
Gibt es solche Typen trotzdem noch in der MotoGP?
Dieses Niveau erreichen solche Fahrer nicht. Man findet sie noch unter den Moto2-Piloten, aber auch dort kaum, denn hohe Geschwindigkeit bedeutet, dass man umfassende Kontrolle braucht. Wenn man über 300 Stundenkilometer fährt, einen Bremsweg von 150 Metern hat und nicht weiß, was zu tun ist, dann macht man das nur ein einziges Mal.
In einem Interview wurdest du mal nach deinen größten Vorbildern gefragt. Wenig überraschend hast du erst MotoGP-Legende Valentino Rossi genannt – aber auch Paul McCartney. Inwiefern kann dich denn ein Musiker inspirieren?
Man spürt einfach, dass er stark instinktiv handelt, gefühlsorientiert. Er ist ein sehr ruhiger und reflektierter Mensch, ein großartiger Musiker .....