TET Kroatien Slowenien Erfahrungsbericht

Der 2. Gesang. Nach Italien Ost, holten wir weitere TET Kilometer am Balkan. Uns tragen die KTM´s in langen Stößen schaukelnd durchs Gebirge und den enormen Fahrdistanzen müssen wir Tribut zollen.

mike
TET

TET Kroatien - Slowenien
2 KTM 690 Enduro R
Mike & Luke 

Gesamtdistanz in 4 Tagen: 2400 KM
Reine TET Kilometer: 921 KM
TET inkl. TET Liäsonen: 1200 KM

Einleitung

Nach unserer TET Befahrung, nennen wir sie Italien Ost, der Bericht ist hier zu finden, gönnten wir unsere weitere 900 TET Kilometer und befuhren Kroatien komplett. Slowenien zu 90%. Es war an einem Sonntagvormittag im schönsten Frühjahr...

Anfahrt

VIE-Biograd na Moru, 7h auf der Autobahn, immer noch ohne Windschild
Tipp: Abfahren bereits bei Zengg, um den Asphalt der 200km Küstenstrasse gegen den der Autobahn einzutauschen. (= +3 Stunden Fahrzeit). 

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Entlang der Küstenstrasse

Reifen - Weder Fisch noch Fleisch

Der TET ist kein Rennen, das heisst die Frage der Schotter - Traktion ist nicht sehr notwendig. Trotzdem beschäftigt man sich damit und die Erkenntnisse sind einfach.  Der große Wermutstrofopfen der ganzen Hybrid Reifen ist die erbärmliche Seitenführung. Schräglage auf Schotter ist kein makelloses Ereignis. Während der echte Offroad-Stoppel so gut wie in in jeden Untergrund hineinsticht, schmiert der seichte Zwittereifen ankündungslos ab. Effizient pickst du im nächsten Rhododendron, wenn du nur schnell genug fahrst. 

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Rein in die Brennessln - Sagen wir der Reifen war schuld

Am Ende des Tages zählt die Haltbarkeit und hier gewinnt der MITAS E07 gegenüber dem Metzeler Karoo um Längen. Der Karoo ist nach 2000km Richtung Hades unterwegs, der MITAS klopft bei ca. 11.000 km beim Fährmann an. Der Metzeler ist sogar teurer. Auf Asphalt picken beide perfekt. Den Italien TET schätzen wir auf 80% Strasse und 20% Gravel ein. Dieses Verhältnis ist perfekt für Hybridreifen. Kroatien / Slowenien liegt das Fazit bei 90% Schotter und 10% Strasse. Hier hätten wir uns beide gerne auf Stollenreifen verlassen. Aber man kann nicht alles haben. 

Enduristan

Die Firma Enduristan hat uns freundlicherweise 1 Garnitur Blizzard Sidebags zu Verfügung gestellt. Größe M , 30 Liter. Absolut ausreichend für eine Woche TET. Wingman Aflenzer hat die Large Variante. In der Praxis heisst das, er hat mehr Klumpad mit, allerdings kann er auch alle Reparaturen vor Ort durchführen . Viel Werkzeug geht bei 30 L nicht rein, aber dafür hat man auch einen Kollegen der L hat. 

Was schlechtes können wir über diese Sidebags nichts sagen. Da ist alles durchdacht und in der Verarbeitung hochqualitativ. Wasserfest sowieso. Sturzfest auch. (Wissen wie jetzt) Das Gepäck liegt stabil auf und verrutscht keinen Millimeter. Montiert sind die Taschen in 2 Minuten, wenn man weiß wie es geht.

Es gibt keine Bedienungsanleitung. YouTube hilft, aber,…naja, es dauert ein bißchen bis man überrissen hat, wie die richtig moniert gehören. Schön schlau: Die KTM 690 kann betankt werden, ohne dass das Gepäck abmontiert werden muss.

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Enduristan Sidebags auf beiden KTM´s

Ansonsten hier der Link zu den einzig wahren Traveller Bags:
https://enduristan.de/

KTM 690 Enduro R 2020 / 2018

Haben wir in unserem letzten TET Bericht schon beschrieben. Da hat sich nichts geändert, ist es mit Sicherheit das beste Motorrad für ein TET Unterfangen.

Weiterhin ungenügend: ABS Ausschalten (warum dauert so lange und warum muss man dabei stehenbleiben ?) , Schaltassistent für Motorik Dilettanten. 

Top: Traction Control, Power ohne Ende sowieso. 

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Schlichtweg ein geiles Motorrad

Bremsen

Die 690 hat richtig "Moach". Gefühlsmäßig ist die eine Bremsscheibe a bisserl schwach im Verhältnis zur brachialen Leistung. (Wheelie poppen im 3,4er easy)  Um einen Vergleich zu haben, haben wir bei GB Bremstechnik, um Erhöhung der Bremsleistung gebeten. Das hat uns zwar 180 EUR gekostet, aber die Leistungssteigerung durch Racing Beläge ist deutlich spürbar. Wir schätzen die Steigerung der Bremsleistung auf +20%.

Diese Sicherheit sollte die Marie ja wohl wert sein. Ein befreundeter Mechaniker meinte hingegen, die Bremsleistung solle ja nicht so stark sein auf einer Enduro, damit zb. auf einer nasse Wiese bergab, das Vorderad nicht sofort wegrutscht. Kehrseite: Nach ca. 200km nimmt auch die erneuerte Bremse stark ab. Werden wir nicht mehr machen.

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Das Cockpit der 2020er

Stage 1. Knin - Novi 330 km - 8 h 40 min. Gesamtfahrzeit

Der südl. Einstieg beginnt in der Nähe der bosnischen Grenze, innerhalb der kroatischen Gespannschaft Knin. Hier kann die alte historische Stadt besichtigt werden, oder man haut sich sofort in die Schlacht. 

Navigation

Die Navigation beginnt zweifelsfrei, Kroatien ist aufgrund seiner geographischen Lage einfach zu navigieren. Grundsätzlich fährt man immer nach Norden. Um die Nerds der Navigation nicht zu beleidigen: Nordwest ! Solange sich Helios Sonnenwagen auf der linken Fahrerseite befindet, der Azimut der befahrenen Jahreszeit ist 104 Grad,  weiss man, der Weg ist richtig, auch ohne auf das Navi zu schauen. Der Soll-Kurs liegt konstant zwischen 290 und 330 Grad.

Die ersten 100 km überraschen durchwegs mit fahrerisch, interessanten Herausforderungen. Die Schotterstrassen sind sehr "rollert", und tlw. mit tiefen Spurrillen verwildert. Das Wort Karst kommt, das wissen wir seit der 2. Klasse, aus dem lateinischen und heißt Stein. Und diese Steine, sind der Wegbegleiter bis zur slowenischen Grenze, dort ändert sich schlagartig das Untergrund-Profil und die Karten werden neu gemischt.

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Durch das kroatische Oberland

Aus der Sicht eines Riskmanagers, wäre die Inkaufnahme eines Sturzes auf kroatischer Seite, mit höheren Konsequenzen verbunden, als auf slowenischer. Ein Überschlag bei 80km/h in den Karst, bedeutet du stehst nachher in der Unterhose da.

Winnetou

Die Drehorte in der ehemaligen jugoslawischen Prärie liegen am Wegesrand, wo die Komantschen mit ihrem französischen Häuptling und dem äußerst männlichen Lex Barker in der Wildlederfransenweste die Welt von den schiesswütigen Cowboys befreit haben. Als Silbersee diente der See Kaluđerovac, ein See der Plitvitzer Jezera, ein wesentlicher Schauplatz der Karl May Erzählung. Wer das versteht ist über 40.

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Winnetou im Velebit - Dahinter der TET

Plitvitzer Jezera

Der Abstecher zu den Plitvitzer Seen (Umweg von ca. 50km)  erwies sich als Reinfall. Wenn etwas eingezäunt wird, kann Geld verlangt werden und Eintrittszeiten bestimmt werden. Die Natur schließt in diesem Fall um 17:00 und der strenge pubertierende Kartenverkäufer kennt da auch kein Pardon.

Kulinarik & Unterkunft

Die Köche des Balkans haben nach Fall des eisernen Vorhanges richtig kochen gelernt. Mittlerweile gibt es über 300 Restaurants mit Falstaff Gabeln und 78 Gaststätten mit vornehmen Michelin Hauben. (Michelin vor Falstaff und Gault Millaut, eh klar) Also, wenn wer mehr will, als Goldbrasse auf Mangold, oder Cevapcici mit Senfzwiebel - Pommes, wird gut versorgt. 

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Meeresfrüchte sind ausreichend vorhanden

Unser soziales Umfeld fragte wiederholend, wie wir das so mit der Unterkunft machen ?
Wir fahren solange bis sich der Abend ankündigt, schauen dann auf Booking.com wo im Umkreis von 50km sich eine nette Unterkunft befindet, rufen dort an, oder fahren gleich direkt hin. Einmal wars eine gemütliche Pension, ein andermal ein Admiral Sportwettenhotel, wo wir eines gelernt haben: Die Bank gewinnt immer.

Stage 2. Novi - Slowenien ca. 133 km - 5 Stunden 10 Minuten Gesamtfahrzeit

Nachdem wir einen halben Tag versucht haben, über bekannte Hard Enduro Trails wieder in den TET einzusteigen, haben wir erkannt, das ist alles potentiell ungut mit der vollgetankten und bepackten Reise - Enduro. 4000 kcal später, erklärten wir den Versuch als gescheitert. 130 km später beendeten wir den Tag in einem beliebigen slowenischen Bergdorf, nahe des wunderbaren Flusses Kolpa. Die reichhaltige Tierwelt beeindruckte uns. Bären, Füchse, Greifvögel, Marder, Rehe, alles was so kreucht und fleucht, zeigte sich uns ungeniert. Ein einziger Zoo.

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Zeitig komplett fertig bereits, mit Endurofahren geht das leicht

Stage 3. Bergdorf - Triest 299 km - 11 h 43 min

Diese Etappe war nicht von schlechten Eltern. Stundenlanges Kurvenfahren auf Schotter. Die Linie am Navi wird einfach nicht kürzer und hinundwieder wieder fragt man sich unterhalb des LS2 Carbon Helms, schon warum man sich das antut. Die Tagesverfassung der einzelnen Protagonisten wechselt immer öfter. Die Führungsarbeit wird unausgeprochen, abwechselnd aufgeteilt. Rücksicht nehmen auf den Partner wird äussert wichtig, aber zunehmend schwerer. Der fehlende Grip der Hybridreifen saugt die Energie direkt aus dem Stammhirn. Am Ende des Tages ist sich jeder selbst der nächste. Wissenschafliche Studien sagen, dass ein normaler Mensch sich nur 45minuten fokussiert auf eine Sache konzentrieren kann. Jede Dakarfahrer wird dem widersprechen. Wir auch.

triest
Umkehrpunkt mit Blick auf Triest

Stage 4. Triest - TETUS Interruptus 584 KM 15 Stunden Fahrzeit

Langsam steigert sich der Höhenmeter von Triest Richtung Julische Alpen. Relativ schnell ist der TET Fahrer im Slowenischen Bergland und nimmt plötzlich am Navi einen 100km Loop wahr. Da hat sich der slowenische Linesman einen Spaß erlaubt und hat neben der Hauptroute eine 3-4 Stunden Detour hineingezaubert. Kann man machen, muss man aber nicht. Wir mussten. Wiedermal Tausende Kurven von Schotter, wiedermal im Regen. Eben noch 30 Grad an der kroatische Küste, jetzt 4 Grad und Griffheizung voll an. Wir fahren solala, der Wind fährt durch die Lücken die wir und unsere Gliedmaßen offen lassen. Die Hälse werden im Gebirge frei. Es ist ein Wunder, daß wir nicht singen. Wie auch immer, irgendwann hats gescheppert. Da Aflenzer liegt am Boden, steht nicht sofort auf und die KTM leuchtet im Strassengraben. Ein Konzentrationsfehler wird vermutet.

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Himmelhochjauchzend - zum Sturze betrübt

Long Story, Short:
Abbruch und nach Hause direttisisma. Über 15 Stunden Fahrzeit veranlasste uns lange Zeit keinen Lenker mehr in die Hand zu nehmen. Aflenzer hingegen absovierte zwischenzeitlich Ungarn und Sardinien, Solo.

Fazit

Italien ist nicht vergleichbar mit Slowenien und Kroatien. Während die südöstlichen Länder mit hoher Distanz an Schotter auftrumpfen können, haben die Italiener die Dolomiten. Dieser landschaftliche Vorteil ist nicht fair, vorallem subjektiv. Ein anständiges, anstregendes TET Erlebnis, wo mehr passiert ist, als man schreiben kann. Was wir überdenken:

  • Mit einem Reifen in den TET einsteigen der mehr als 6000km drauf hat
  • Einen Strassenhelm verwenden
  • Zuviel am Abend essen (und trinken)
  • Früher Schluss machen
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