Wien, 27. Juni 2018
Der ökonomische Fußabdruck der Motorradwirtschaft in Österreich
Bereits jeder neunte Österreicher über 15 besitzt ein Motorrad und stündlich wird mit Motorrädern in Österreich umgerechnet 5 Mal die Welt umrundet. Das drückt sich auch in den Zahlen aus:
2017 erwirtschaftete das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk der Motorradwirtschaft 2,9 Mrd. Euro an Bruttowertschöpfung. Mittlerweile ist jeder 104. Arbeitsplatz in Österreich direkt und indirekt der Motorradwirtschaft zurechenbar. Die Exporte wachsen mit knapp 13 Prozent jährlich mehr als drei Mal so stark wie Österreichs Exporte insgesamt.
Die Motorradwirtschaft hat in Österreich eine lange Tradition. Obwohl bereits jeder neunte Österreicher über 15 ein Motorrad besitzt, wird die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Motorradwirtschaft bislang unterschätzt, da neben der Produktion und dem Handel mit Krafträdern die mit der Motorradwirtschaft verbundenen Unternehmen meist unberücksichtigt bleiben. Stellt man ausschließlich auf Produktion und Handel ab, so ist die Motorradwirtschaft direkt für 578,9 Mio. Euro Wertschöpfung verantwortlich.
Verglichen mit den Werten aus 2013 zeigt sich, dass sich dieser Kernbereich der Motorradwirtschaft hinsichtlich seines Wertschöpfungsbeitrags binnen 4 Jahren beinahe verdoppelt hat. Inklusive der Effekte entlang der vorgelagerten Wertschöpfungskette und den Einkommenseffekten kommt man auf insgesamt 919,7 Mio. Euro. Werden zur klassischen Herstellung und dem Handel mit Krafträdern all jene Wirtschaftsbranchen, deren Produkte und Dienstleistungen vom Motorrad abhängen (wie beispielsweise der Tankstellenbetrieb, motorradbezogene Versicherungen, Motorsportveranstaltungen oder Events) hinzugezählt, so beläuft sich die gesamte, im Jahr 2017 erwirtschaftete Bruttowertschöpfung in Österreich auf 2,9 Mrd. Euro. Dies hat die Arge 2Rad in Kooperation mit dem Economica Institut für Wirtschaftsforschung berechnet.
Das Wertschöpfungsnetzwerk der Motorradwirtschaft ist somit für 0,89 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verantwortlich und damit mit der gesamten Leistung des Sektors Versicherungen und Pensionskassen vergleichbar, sagt Dr. Anna Kleissner von Economica. Jeder 113. erwirtschaftete Euro in Österreich ist somit unmittelbar oder mittelbar der Motorradwirtschaft zuzurechnen.
Die Wichtigkeit der Motorradwirtschaft manifestiert sich auch in der Bedeutung für den Arbeitsmarkt als Jobgarant. Allein im Kernbereich der Motorradwirtschaft, also in der Herstellung von und im Handel mit Krafträdern, finden mehr als 6.600 Personen eine Beschäftigung, so Dr. Christian Arnezeder, Obmann der Arge 2Rad. Im gesamten Wertschöpfungsnetzwerk sichert die Motorradwirtschaft über die Verflechtungen mit Vorleistungsbetrieben und durch Konsumeffekte über 41.000 Arbeitsplätze. Jeder 104. Arbeitsplatz in Österreich ist daher direkt und indirekt der Motorradwirtschaft zuordenbar, oder anders ausgedrückt beschäftigt die Motorradwirtschaft mehr Personen als die Stadt Steyr Einwohner hat.
Der wirtschaftliche Erfolgt der österreichischen Motorradwirtschaft ist vor allem auf die Exportleistung zurückzuführen, welche sich in den letzten Jahren äußerst dynamisch entwickelt hat. Im Jahr 2017 betrug der Gesamtwert der exportierten Waren rund 1,2 Mrd. Euro womit jeder 122. Exporteuro in Österreich durch den Kernbereich der Motorradwirtschaft erwirtschaftet wird. Trotz des krisenbedingten schwierigen Umfelds konnten die motorradbezogenen Exporte an die Wachstumsperformance vor der Krise anknüpfen und mit (inflationsbereinigt) rund 13 Prozent pro Jahr weit überdurchschnittlich stark wachsen.
Gerade im urbanen Raum ist da Motorrad eine geeignete Alternative, um gegenüber dem PKW Zeit und Geld zu sparen, ohne dabei auf individuelle Mobilität verzichten zu müssen. Bereits heute können durch die Nutzung von Motorrädern Staukosten in Höhe von 25,7 Mio. Euro eingespart werden. Die Ersparnisse bei Parkplatzsuchkosten werden auf 2,7 Mio. Euro geschätzt. Im Vergleich zum Pkw werden durch den geringeren Treibstoffverbrauch von Motorrädern Treibhausgasemission in Höhe von 108.000 Tonnen CO2-Äquivalenten eingespart. Damit könnte man immerhin 16.300 Mal die Welt mit dem PKW umrunden.
Foto: Copyright Arge 2Rad, v.l.n.r. Mag. Ing. Hubert Trunkenpolz/Vorstandsmitglied der KTM AG, Dr. Anna Kleissner/Projektleitung Economica, Hans Zimmermann/Vizeobmann Arge 2Rad
Alle Informationen unter www.arge2rad.at
Über die Arge 2Rad
Die Arge 2Rad ist der Dachverband der österreichischen Zweirad-Industrie und -Importeure. Ihre Mitglieder umfassen neben Herstellern und Importeuren eine weite Bandbreite unterschiedlicher Unternehmen. Ihre Partner sind private, staatliche und gemeinnützige Organisationen. Die Aktivität der Arge 2Rad konzentriert sich darauf, Überzeugungsarbeit zu leisten, um Motorradfahren noch attraktiver zu machen, indem der Zugang zum motorisierten Zweirad einfacher und gleichzeitig sicherer wird. Viel konnte in Zusammenarbeit mit einer Reihe von Kooperations-Partnern – darunter die österreichischen Mobilitätsklubs, die Fahrschulen, die Wirtschaftskammer, die Medien, die Polizei und diverse Ministerien – bereits erreicht werden.
Die Arge 2Rad setzt ihren Fokus auf Überzeugungsarbeit, um die Akzeptanz und das Image einspuriger Fortbewegung zu fördern. Dazu gehört die stärkere Integration einspuriger, individueller Mobilität in aktuelle und künftige Verkehrskonzepte, darunter die Freigabe von Busspuren für motorisierte Einspurige und die Schaffung von sicheren Parkzonen, Verstärkung von Maßnahmen zur Sicherung der Infrastruktur, sprich Entschärfung und Sicherung von heiklen Stellen, flächendeckende Montage von Leitplanken mit Unterfahr-Schutz, verstärkte Straßenreinigung nach dem Winter und nach Unwettern.
Für die Arge 2Rad ist ein harmonisches Miteinander im Straßenverkehr die Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Mobilitätskonzept – jeder soll, unter Rücksichtnahme auf den anderen, seine individuelle Fortbewegungsart wählen dürfen. Mobilität muss sich an ökologischen Kriterien orientieren und kann nicht durch Zwänge bestimmt sein, sondern sich über Toleranz, Harmonie, Aufmerksamkeit sowie gegenseitiges Verständnis definieren. Der Verlust der Eigenentscheidung führt dazu, dass wir immer weniger Eigenverantwortung übernehmen. Und diese ist im Leben – wie auch im Straßenverkehr – für alle lebensnotwendig.
Über Economica Institut für Wirtschaftsforschung
Das ECONOMICA Institut für Wirtschaftsforschung mit Sitz in Wien wurde 2000 als unabhängiges Institut gegründet. Economica realisiert nationale wie internationale Antrags-, Auftrags- und Programmforschungsagenden. Economica zählt zum Institutskreis des Cognion Forschungsverbundes mit sozio-ökonomischen Instituten in Österreich, Deutschland und der Slowakei.
Das von Economica laufend modellbasiert bearbeitete Themenportfolio umfasst insbesondere sektorspezifische Potenzialschätzungen, regionalwirtschaftliche Impactstudien, technologie- und innovationspolitische Effizienzuntersuchungen, maßnahmenspezifische Kosten-Nutzen-Analysen sowie standortpolitische Entwicklungskonzepte. Auf dieser Grundlage leistet Economica, gekoppelt mit einem hohen Grad an institutioneller Vernetzung, standortbezogene Politikberatung auf allen gebietskörperschaftlichen Ebenen.
Economica erstellt laufend regionale Wirtschaftsprognosen für mehrere österreichische Bundesländer sowie (sektorspezifische) Auswertungen der nationalen und regionalen Standortattraktivität für derzeit 72 europäische Regionen (Standort-Benchmarking).
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