Das Hard Enduro Update der Red Bull Erzbergrodeo Braumandl GasGas

Es war ein Samstag, ein schöner Herbsttag mit warmen Temperaturen, perfekt geeignet, um nach der persönlichen Sommerpause noch ein paar Runden beim HSV Burg Kreuzenstein zu fahren.

gasgas
Gasgas Beim HSV

Der Red Bull Erzbergrodeo Chef und Mastermind Karl Katoch war auch dort, mit seiner aktuellen Braumandl GasGas EC 250.

Ja genau, eine 250er 2Takt… vermutlich unten zu schwach und oben auch nicht stärker, im Vergleich zu meinem 300er Traktor, mit schwerer Schwungscheibe und Gnarly Krümmer.

Eigentlich hat Karl momentan (wieder einmal) ein ärztliches Fahrverbot, aber mit der passenden Daumenschiene, die auch über den Handschuh passt, kann ein Benzinbruder wie Karl natürlich das schöne Wetter nicht auslassen, um zumindest mit dem Nachwuchs zu üben.

Und es kam, wie es kommen musste. Karl fragte mich, ob ich mit seiner Braumandl GasGas EC 250 fahren möchte. Und klar sage ich da nicht Nein, so eine Möglichkeit muss man nutzen, auch wenn ich am Anfang immer ein Umstellungsproblem mit der Kupplung habe, denn der Karl schwört auf die Clake Lösung, die Hanson Schruf nach Österreich holte und verbaute.

Die Clake Kupplungs,- Bremshebel All in One Lösung

bedeutet ein und derselbe Hebel für die Kupplung und auch für die Hinterradbremse. Zieht man den Hebel, kuppelt man zuerst die Kupplung aus und ab ca. der Hälfte des Hebelwegs betätigt man dann zusätzlich die hintere Bremse. Nach kurzer Umstellungszeit funktioniert das Schalten auch ohne gleichzeitiges Bremsen, und über die Vorteile, die Hinterradbremse am Lenker betätigen zu können, habe ich schon bei meinem Freeride E Test sinniert (Link: KTM Freeride E vs Surron).

Mehr Details zu Clake à Link

Und dann die erste Überraschung,

die Braumandl GasGas EC 250 dreht seidenweich hoch, geht unten und oben für meine Herumnudlerei mehr als ausreichend und ist enorm laufruhig. Also sofort den Karl interviewt, „wos hast gmocht“… seine Antwort: Motorsteuerung beim Hanson Schruf modifiziert, Zusatzgewicht auf die Kurbelwelle und sonst nichts. Gut, ist notiert, Termin bei Hanson Schruf ( www.ktm-schruf.at ) ausmachen!

Die nächste Überraschung war das Haslacher WP Fahrwerk

Dieses schluckt die Unebenheiten, als wären sie nicht da. Eine Runde auf der Endurostrecke war für meine Unterarme richtig entspannend, Wellness sozusagen, und man hat sofort Vertrauen in das Vorderrad. Ich dachte zuerst, da ist auch ein Lenkungsdämpfer verbaut. Dem war aber nicht so.

Auch die Gabelbrücke war eine Originale. Aber ich wusste natürlich, dass Karl sehr viel Zeit in Fahrwerkstests investiert hat und den Bernhard Haslacher sicher nicht nur einmal angerufen hat.

Die Gabel mit Cone Valve sieht nicht nur teuer aus, also muss es auch super funktionieren.

Und Karl fragt einem nach einer Probefahrt auch nicht „wie ist das Fahrwerk“, weil jeder, der damit fährt, erzählt eh von selbst, wie großartig es ist. So als dürfte man mit einem Porsche GT2 eine Runde fahren, man weiß, dass es ein tolles Auto ist und auch, dass man es sich nie leisten wird/kann.

Ein Enduro-Racingfahrwerk kostet eben Geld, vermutlich so viel wie die Braumandl GasGas selbst.

Und genau das sagte ich auch zum Karl nach der Probefahrt, doch dieser konterte:

„Das geht mit deinem Originalfahrwerk auch, zumindest sehr ähnlich“

Das war mein Startschuss, meine KTM 300 mit lt. Handbuch eingestelltem Fahrwerk, eher auf der weichen Seite, gleich zum Karl zu schieben und nach einem treuherzigen Blick meinerseits und dem Versprechen darüber auf Motorradreporter zu berichten, wurde mir die Rolle des Assistenten zugeteilt: „Maßband, Zehnerschlüssel, Schraubenschlüssel, Inbus…. Heb das Moped hinten an…“ und Karl nahm Maß, drehte und schraubte an der Gabel und dem Federbein, federte ein, nahm wieder Maß, drehte und schraubte an der Gabel und dem Federbein, verstellte noch den Lenker und nach 10 Minuten kam die Anweisung: „fahr damit“.

Eine andere Enduro

Ich konnte es nicht glauben, mein Fahrwerk war merkbar anders, es schluckte die Bodenwellen, als wären sie nicht da, fühlte sich vorne stabiler an und nach einer Endurorunde waren meine Arme immer noch locker. Ich brauchte plötzlich viel weniger Kraft.

Nach dieser Runde wechselte ich wieder auf die Braumandl GasGas, um einen direkten Vergleich zu haben. Natürlich merkt man noch einen Unterschied. Muss ja so sein, denn ein echtes Racingendurofahrwerk im Wert einer ganzen Enduro muss einfach besser sein, sofern es richtig abgestimmt ist.

Aber da ich eher dem Bereich Amateurherumnudler zuzuordnen bin, reicht mir das abgestimmte Originalfahrwerk für langsame Endurofahrten.

Viele unterschätzen auch die Auswirkung des Federbeins auf die Gabel, erklärte mir Karl, nach dem er die Federvorspannung reduzierte.

Würde ich den steilen Table beim HSV springen, dann könnte ich jetzt vermutlich berichten, dass das Haslacher Fahrwerk am Anfang weich und sensibel arbeitet und mit zunehmendem Druck immer progressiver wird und nicht durchschlägt, zumindest nicht so, dass es gefährlich werden könnte.

Vermutlich wird dann mein originales Fahrwerk nicht mehr mit dieser Einstellung mithalten können und schwer durchschlagen, aber jetzt habe ich wenigstens eine Ausrede, den Table nicht springen zu können.

Und ich habe ja eine Enduro, keine MX, und daher lege ich mehr Wert, nach 6 Stunden Stakkato im kroatischen Karst noch den Lenker halten zu können, als auf „pubertäre“ Sprünge, die für mich nicht mehr altersgerecht sind, oder auch weil ich einfach zu feig bin .

Fazit:

Ein Fahrwerk soll immer für den jeweiligen Fahrer, sein Motorrad, dem Fahrkönnen und damit auch verbunden das jeweilige Einsatzgebiet (Highspeed-Feldwege, oder langsame Hard Enduro Sektionen) abgestimmt sein.

Auch das originale WP-Fahrwerk kann man für langsames Hard Enduro im Amateurbereich locker nutzen, wenn es richtig eingestellt ist. Weiches sensibles Ansprechen ist gefragt, das erhöht auch den Grip, natürlich hat man dann Abstriche bei Highspeed oder hohen Sprüngen. Schließlich muss es ja einen Unterschied zum teuren Racingfahrwerk geben.

Am besten man liest sich in die Materie ein, z.B. auf Motorradreporter:

Keine Doktorarbeit - Fahrwerk einstellen

oder Haslacher WP Fahrwerk

und tastet sich selbst an sein bevorzugtes Verhalten heran.

Ich bin damals von den im Handbuch beschriebenen Grundsetup ausgegangen und habe die Druckstufe mit 1-3 Klicks weicher gestellt. Einen großen Unterschied habe ich nicht gemerkt.

Eventuell wäre es ratsamer und auch spürbarer, wenn man zuerst eine große Umstellung (alles auf) vornimmt und von dieser ausgehend in kleinen Schritten (Klicks) Justierungen vornimmt.

Benutzt man immer eine definierte Teststrecke, bekommt man die Veränderungen spürbarer mit und erfährt schneller, ob die generelle Richtung, in die man Justierungen vornimmt, auch jene ist, wo man hinmöchte.

Publikation: Cimple Moritz