ÖAMTC: Motorradsaison neigt sich dem Ende zu – bisher 70 Biker tödlich verunglückt !
Trotz der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie – v. a. im Frühling –, bleibt die Anzahl der tödlich verunglückten Motorradfahrer auf hohem Niveau. Allein im Zeitraum von 1. Jänner bis 15. November 2020 sind bereits 70 Biker auf Österreichs Straßen tödlich verunglückt. Das entspricht einem Anteil von 23 Prozent aller Verkehrstoten. Durch die Pandemie gingen die tödlichen Verkehrsunfälle bei allen anderen Verkehrsteilnehmergruppen um rund 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Der Unfallrückgang bei Motorradfahrern liegt nur bei 11 Prozent. Die meisten tödlichen Motorradunfälle passierten bis zum 15. November 2020 in Niederösterreich (19), gefolgt von Oberösterreich (17), der Steiermark (9) und Salzburg (8). Danach folgen Kärnten und Tirol (je 5), Vorarlberg (4) und Wien (2). Im Burgenland ereignete sich bis dato kein tödlicher Motorradunfall (Quelle: BMI & Aufzeichnungen der ÖAMTC Unfallforschung).
"Trotz regnerischer Wochenenden im Frühling und Frühsommer waren viele Biker in diesem Jahr auf Österreichs Straßen unterwegs. Viele nutzten die verfügbare Zeit durch Kurzarbeit und Reiseeinschränkungen für ausgedehnte Motorradtouren im Inland. Das schlägt sich auch in den Unfallzahlen wieder", erklärt David Nosé, ÖAMTC-Verkehrstechniker. "Generell appellieren wir an das Verantwortungsbewusstsein aller, sich vor allem jetzt im zweiten Lockdown an die Regeln im Straßenverkehr zu halten und umsichtig zu handeln und defensiv sowie rücksichtsvoll unterwegs zu sein – nicht nur zum Selbstschutz, sondern auch zum Schutz anderer Personen. Brenzlige Situationen oder gar Unfälle müssen unbedingt vermieden werden, um auch die Kapazitäten in den Krankenhäusern nicht unnötig zu belasten", so Nosé.
Zwtl.: Eigenfehler mehrheitlich Grund für tödliche Motorradunfälle
Eine Auswertung der vergangenen fünf Jahre zeigt, dass drei Viertel (74 Prozent) der tödlichen Motorradunfälle laut Einschätzung der unfallaufnehmenden Exekutive aufgrund von Eigenfehlern der Biker passierten. Fast die Hälfte der selbst verursachten tödlichen Motorradunfälle ereignete sich durch nicht angepasste Geschwindigkeit (48 Prozent). Ein weiteres Fünftel durch falsch eingeschätzte Überholmanöver (20 Prozent) sowie 16 Prozent durch Unachtsamkeit/Ablenkung (Quelle: Statistik Austria, Bearbeitung ÖAMTC Unfallforschung).
Problematisch ist, dass viele Biker ihr Motorrad nur unregelmäßig nutzen, was zu einer Selbstüberschätzung sowie mangelnden Fahrzeugbeherrschung in Grenzsituationen führen kann. Besonders gefährlich wird es, wenn die eigenen Fahrkenntnisse überschätzt oder die korrekte Fahr-, Brems- und Blicktechnik nicht angewendet wird: "Wer mit dem Motorrad unterwegs ist, muss Notmanöver beherrschen, sich möglicher Risikosituationen bewusst sein und sollte nie am Limit fahren, damit im Ernstfall noch genug Spielraum ist, um richtig zu reagieren und Unfälle zu vermeiden", erklärt Georg Scheiblauer, Motorrad-Experte der ÖAMTC Fahrtechnik, und fügt hinzu: "Aber auch andere Verkehrsteilnehmer müssen vermehrt auf Gefahrensituationen mit Motorrädern sensibilisiert werden, denn Biker können leicht übersehen werden."
Zwtl.: Herbstliche Gefahren für Motorradfahrer – worauf achten
Wer sein Bike auch im Herbst bewegen möchte, sollte folgende Gefahrenquellen beachten:
* Laub und Fallobst machen die Fahrbahn in Verbindung mit Feuchtigkeit rutschig.Aufgrund der feuchten Witterung in den Nachtstunden halten sich auch an sonnigen Tagen feuchte Stellen, vor allem bei Fahrten durch Wälder.
* Tiefstehende Sonne kann Lenker unerwartet blenden.
In den Herbstmonaten besteht erhöhte Gefahr durch Wildwechsel.
Zudem ist bei niedrigeren Temperaturen die Bodenhaftung der Reifen verringert: "Starkes Bremsen, kräftiges Beschleunigen und extreme Schräglagen müssen durch vorausschauende Fahrweise vermieden werden", so der Experte.
* Helle und kontrastreiche Bekleidung kann bei schlechten Sichtbedingungen im Herbst helfen, dass Biker von Fahrzeuglenkern besser gesehen werden.
Text & Foto: ÖAMTC