GERT56: Pokal und Spital am Schleizer Dreieck

Höhen und Tiefen liegen im Rennsport bekanntermaßen eng beisammen und so war es für GERT56 auch beim „Saisonhighlight“ vor über 30.000 Zuschauern auf dem Schleizer Dreieck in Thüringen.

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GERT56

Während Lokalmatador Julian Puffe zwei Mal als Dritter auf das Podest fahren konnte, endete das Wochenende für Toni Finsterbusch auf der letzten Runde des ersten IDM-Superbike-Rennens im Krankenhaus. Für GERT56 gab es in Schleiz damit, gemäß einer alten Rennfahrerweisheit, Pokal UND (nicht oder) Spital. 

Es sollte das Highlight der Saison in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) für die sächsische GERT56-Formation werden: Vor über 30.000 Zuschauern wurden die Rennen der höchsten, deutschen Motorradrennsport-Klasse „IDM Superbike“ ausgetragen. In beiden Rennen landete der Schleizer Julian Puffe als Dritter auf dem Podest und hatte damit allen Grund, sich zu freuen. Doch die Freude wurde von einem schweren, unverschuldeten Sturz von Toni Finsterbusch auf der letzten Runde des ersten Laufes getrübt. Finsterbusch liegt derweil im Krankenhaus von Leipzig und wird diese Woche an einem Bruch am Becken operiert, nach welcher bereits sofort eine Reha-Maßnahme inklusive Alltagsbewegungen möglich sein soll. Im ProSuperstock-Cup fuhr Rico Löwe zu den Punkterängen acht und sechs, Teamkollege Jan Schmidt kam mit den Nachwehen der Rippenverletzung aus Most und unter Schmerzen zu den Punktplatzierungen zwölf und zehn. 

In den Trainings hatte es für GERT56 in der Superbike-Klasse ein paar technische Probleme auszumerzen gegeben, doch – wie man es aus der Langstrecke noch gewöhnt ist – arbeitete man auf die Rennen hin. Als es zu liefern galt, lieferten beide Piloten im Qualifying ab und so holten sich Julian Puffe und Toni Finsterbusch die Startplatzierungen vier und fünf an vorderster Front der zweiten Startreihe. 

Puffe hatte im ersten Rennen zunächst einige Probleme mit dem Grip und musste so einen heftigen Highsider abfangen. Dennoch kämpfte er auf Rang fünf liegend in der letzten Runde noch mit seinem Teamkollegen Finsterbusch und BMW-Markenkollegen Jan Mohr um Rang drei. 

Doch Mohr kam von der Strecke ab, verlor die Kontrolle über seine M 1000 RR und räumte Finsterbusch ab. Puffe übernahm Rang drei und schaffte damit sein zweites Saison-Podest nach dem Auftakt auf dem Lausitzring. 

Finsterbusch und Mohr mussten an der „Seng“ erstversorgt und schließlich in Krankenhäuser gebracht und weiter geflogen werden. Finsterbusch wurde schließlich nach Leipzig in die Klinik gebracht, wo er am Dienstag oder Mittwoch dieser Woche an einem minimalinvasivem Eingriff am Becken mit einer Schraube fixiert werden soll. Danach soll Finsterbusch bereits wieder mit Alltags-Normal-Belastung, sprich: laufen, mit der Reha beginnen können. Die Operation wird – Glück im Unglück – von einem absoluten Spezialisten auf seinem Gebiet durchgeführt. Rechts trug Finsterbusch einen Bruch am Mittelhandknochen davon, eine finale Entscheidung ob ein operativer Eingriff notwendig ist, ist anhängig. Weiterhin ist er mit Schnitt- und Schürfverletzungen aus dem Kiesbett glimpflich davon gekommen. Finsterbusch kam durch die Kollision mit Mohr noch nicht zu Sturz, sprang aber schließlich von seiner BMW M 1000 RR ab – und verhinderte damit schlimmeres. 

In den zweiten Lauf startete Puffe mit der festen Entschlossenheit, seinem Teamkollegen und Freund Finsterbusch ein starkes Ergebnis zu holen. Dieser eiserne Wille wurde für Puffe vor heimischen Publikum mit Rang drei und einem weiteren Saisonpodest belohnt. 

In der Gesamtwertung der IDM Superbike hat Julian Puffe nach 8 von 14 Läufen den dritten Rang übernommen. Puffe hat 91 Punkte auf dem Konto und liegt 27 Zähler hinter Florian Alt auf zwei und 77 Punkte hinter Leader Markus Reiterberger auf eins. Toni Finsterbusch ist Vierter und hat mit 77 Punkten nur 14 Zähler Rückstand auf Puffe.

Im ersten ProSuperstock-Cup-Rennen landete Rico Löwe auf dem neunten Platz, verpasste Rang acht um nicht einmal eine Sekunde. Die Punkte bekam er aufgrund eines Gaststarters vor ihm für Rang acht. Im zweiten Rennen holte der Glashütter sogar Platz sieben und die Punkte für Rang sechs. 

Teamkollege Jan Schmidt aus Hessen hatte sich in Most bei einem unverschuldeten Sturz eine Rippe gebrochen und konnte im Vorfeld von Schleiz daher keinerlei Training durchführen. Trotzdem holte er im ersten Rennen Rang 13 und die Punkte für Platz zwölf, im zweiten Lauf gab es sogar Rang elf und die Punkte für Platz zehn. 

In der ProSuperstock-Cup-Gesamtwertung ist Schmidt mit 57 Zählern derzeit Achter, nur unter 20 Punkte hinter den Top-Fünf. Löwe hält mit 55 Zählern auf Rang Zehn, punktgleich mit Felix Klinck auf Rang neun. 

Julian Puffe: „Lauf eins war echt brutal. Auf den ersten Runden habe ich mich richtig gut gefühlt, hatte dann aber Ausgangs Buchhübel einen brutalen Highsider, den ich Gott-sei-Dank abfangen konnte. Aber ich hatte beide Beine in der Luft, bin aber wieder auf dem Motorrad gelandet. Dann kamen etwas Probleme mit dem Grip, da hatte ich gehofft, dass wir das für das zweite Rennen besser in den Griff bekommen. Auf der letzten Runde wollte ich noch angreifen und Plätze gut machen, aber leider ist mein Teamkollege Toni Finsterbusch abgeräumt worden. Für ihn war das ein mega-blöder Ausgang. Im zweiten Rennen wollte ich dann für meinen Kumpel Toni und unsere GERT’is einfach noch mal ein starkes Rennen fahren und habe es wieder auf das Podest geschafft. Für mich als Schleizer ist das ein absolutes Traumergebnis vor dieser Kulisse, aber auch alle anderen Piloten in der IDM sind sich einig: Schleiz ist geil! Ich wünsche zum Abschluss Toni alles Gute und eine schnelle Genesung und hoffe, dass er bald wieder an meiner Seite aus der Box rollt. Danke an GERT56, die Fans und alle, die uns die Daumen drücken!“

Toni Finsterbusch: „Ich wusste auf der letzten Runde, dass Jan und Julian hinter mit sind und bin an allen möglichen Stellen, wo ich dachte, dass ein Manöver kommen könnte, Kampflinie gefahren und habe die Türen zu gemacht. Dann hat es in der Seng aber auf einmal einen Schlag gegeben und ich konnte meine BMW nicht mehr in Richtung halten. Das ist mit eine der schnellsten Stellen der Strecken und ich hatte nicht lange Zeit zu überlegen. Ich bin abgesprungen und habe mir einen Bruch am Becken und im Handgelenk zugezogen, dazu ein paar Verbrennungen und Abschürfungen. Aber mit dem Sprung konnte ich sicher auch schlimmeres verhindern. Es ist natürlich jammer-schade, dass es so gekommen ist, aber das alles war auch sicher keine Absicht von Jan Mohr, der jetzt mit einem gebrochenem und zwei angebrochenen Brustwirbeln ähnlich oder noch schlimmer als ich im Krankenhaus liegt. Fakt aber ist, dass die ärztliche Erstversorgung, die Streckenposten, Rennleitung und Co. absolut alles gegeben haben und ich von der ersten Sekunde an wusste, dass ich in guten Händen bin. Danke dafür! Danke auch für all die Nachrichten, die mich hier erreichen – nur ist es gerade mit der gebrochenen Hand nicht so einfach, allen zu antworten. Das hole ich aber noch diese Saison nach, wenn ich wieder auf dem Motorrad sitze.“

Rico Löwe: „Wir konnten zwei solide Rennen fahren und wieder ordentlich Punkte mitnehmen. Ich hatte Spaß beim Fahren da draußen und das ist das wichtigste. Schleiz ist einfach immer gigantisch mit den vielen Fans, vor allem auch, weil sich hier alle so gut auskennen und unsere ‚alten Schlachten‘ von früher immer wieder besungen und sich daran erinnert werden. Ich wünsche unserem Teamkollegen Toni Finsterbusch alles, alles Gute und hoffe, dass er schnell wieder gesund wird!“

Jan Schmidt: „Nach Most konnte ich leider gar nicht trainieren und ich bin das ganze Wochenende auch unter Schmerzmitteln gefahren. Es wurde mit jedem Turn und jeder Runde aber auch immer schlimmer. Daher bin ich mit diesen beiden Punktplatzierungen mehr als zufrieden. Mir ist bewusst, dass das nur unter Schmerztabletten ging und die hoffe ich jetzt langsam aber sicher absetzen zu können. Im Qualifying habe ich hart gepusht und musste dann auch noch einen Highsider abfangen. Ich kam aber auch mit dem Motorrad nicht so richtig klar und da haben wir am Freitagabend noch was im Datarecording gefunden. Als es drauf ankam im Quali, da fing es dann an zu regnen, daher nur Platz 16. Im ersten Rennen wollte ich nur durch kommen – bei 30 Grad in Schleiz! Da waren vier Wochen Couch nicht fördernd. Am Ende waren die Ergebnisse aber echt okay, denn am letzten Mittwoch hatte ich noch überlegt, ob es überhaupt Sinn macht, noch mal nach Schleiz zu fahren. Auf jeden Fall wünsche ich Toni noch eine schnelle und gute Besserung! Ich hoffe, dass er so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommt.“

Karsten Wolf: „Wenn du als Teamchef von der Siegerehrung von Platz drei für Julian Puffe nur einhundert Meter weiter in das Medical Center gehen musst, um um deinen zweiten Fahrer zu bangen, zeigt es doch die unfassbare emotionale Bandbreite, denen sich Fahrer, Team und vor allem ich stellen müssen. Wenn dir auf dem Rückweg zur Box dann halb Schleiz in den Armen liegt und du die Sonnenbrille nicht abnehmen kannst, weil du traurig bist, schnürt es dir das Herz fast zu. An dieser Stelle wünsche ich Toni eine schnelle Genesung und Rückkehr. Wiederum kann er sich alle Zeit der Welt lassen, denn - wie hatte die Presse im Winter geschrieben -: ‚Finsterbusch und Wolf – eine Verbindung fürs Leben‘. Wir werden auf Toni warten! Sein Trend in der ersten Saisonhälfte und die Art, wie er Rennen fährt, packt uns alle. Mit dem Warten ist es auch nicht so ein Problem, denn das Motorrad ist ein Totalverlust, es wurde noch während der Veranstaltung zerlegt und wir mussten nicht mehr so viel davon mit nach Hause nehmen. Für uns als kleines Privatteam ein herber finanzieller Schlag, doch wir werden alles versuchen die ‚56‘ schnell wieder auf die Beine zu stellen. Doch nun ein Wort zu Julian. Nach Tonis Performance in den ersten Rennen und Julians Problemen mit der neuen Vordergabel haben Fahrwerkspartner SPV Mototech, Team und Julian selbst in Schleiz den leisen Zweiflern im ‚fachlichen‘ Umfeld eine klare Ansage erteilt. Es beweist, dass kurzatmige Erfolgsbewertungen bei GERT56 keinen Platz haben und der Fokus auf dem liegt, der hinten ist, weil wir mit beiden Fahrern vorankommen wollen. Wie Julian die Fan-Liebe des grandiosen Schleizer Publikums und dem daraus erwachsenen Erfolgsdruck in Motivation und schlussendlich in Ergebnis umgesetzt hat, zeigt seine gewachsene mentale Stärke und Reife. Mit aktuell Platz drei und vier in der Meisterschaft etablieren wir uns als dritte Kraft in der IDM und das macht mich zum einen stolz, aber es freut mich auf der anderen Seite für dieses fantastische Team. Ich möchte mich an dieser Stelle zuallererst bei den Rettungskräften und dem Streckenpersonal, sowie dem MSC Schleizer Dreieck für die Versorgung der verletzten und gestürzten Fahrer bedanken. Von dieser Stelle beste Grüße und eine schnelle Genesung auch an Jan Mohr, dem im Crash involvierten zweiten Piloten. Danke an meine Stockmannschaft, wo Jan Schmidt mit den Verletzungsfolgen von Most zu kämpfen hatte, er jedoch mit Rico Löwe in Lauf zwei wieder gemeinsam in die Top Ten in diesem riesigen Feld fahren konnte. Danke vor allem an das Publikum, was an diesem Wochenende den Weg an das fast 100jährige Dreieck gefunden hat und dazu bei trägt, dass dies der IDM Höhepunkt des Jahres ist und auch hoffentlich noch lange bleiben wird“

 

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