70 getötete Motorradfahrer bis Anfang Oktober 2014.

ÖAMTC


Unfallrückgang bei steigenden Zulassungszahlen, Club fordert weitere Investitionen in Fahrer-Weiterbildung und mehr Praxis in der Ausbildung
 
Von 1. Jänner bis 5. Oktober 2014 verunglückten 70 Motorradfahrer tödlich auf Österreichs Straßen – um 13 weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (Quelle: BMI). Die Saison hat aufgrund des milden Winters sehr früh begonnen – den ersten tödlichen Unfall gab es bereits im Februar (Februar: 1 getöteter Motorradfahrer, März: 4, April: 5, Mai: 16, Juni: 19, Juli: 7, August: 9, September: 9).

Die aktuelle Bilanz bestätigt die langfristige Entwicklung. "In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der tödlichen Motorradunfälle leicht zurückgegangen – mit Ausnahme des vergangenen Jahres. Gleichzeitig hat sich die Zahl der zugelassenen Motorräder und Leichtmotorräder um ca. 50 Prozent von 305.481 im Jahr 2003 auf 450.807 im Jahr 2013 erhöht", erklärt ÖAMTC-Verbandsdirektor Oliver Schmerold.
 
Drei Viertel der Unfälle sind selbst verschuldet. Die Investitionen in die Fahrer-Weiterbildung sollten daher unbedingt fortgeführt werden, und auch in der Ausbildung – derzeit laufen im BMVIT Verhandlungen für eine weitere Reform des Motorrad-Führerscheins – setzen sich Club-Experten für mehr Praxiseinheiten ein.
 
Zwtl.: HDI bestätigt Rückgang der Motorradunfälle um 26 Prozent und setzt weiter auf Prävention
 
Bestätigt werden die Zahlen und Fakten von der HDI Versicherung AG: Waren es 2013 noch 624, so registrierte HDI im Vergleichszeitraum bis Ende September 2014 nur 464 Haftpflichtschäden. "Das ist ein Minus von 26 Prozent. In der Praxis sind das 160 Unfälle und Verletzte weniger. Da wird klar, was für ein Erfolg das ist“, freut sich HDI Vorstand Thomas Lackner.

 
   Bewusstmachung und Prävention sind auch der HDI ein Anliegen – denn dem größten Motorradversicherer Österreichs sind die Unfallfolgen bekannt. "Man muss sich nur vor Augen führen, wie unglücklich eine ganz normale Sonntagsausfahrt enden kann. Ein Unfall kann immer eine Kette an Nachwirkungen auslösen. Von Krankenhausaufenthalten über monatelange Arbeitsunfähigkeit bis hin zu dauerhaften Langzeitfolgen. Von seelischen Traumata gar nicht zu sprechen“, meint Lackner. Die Kosten für Behandlungen, Verdienstentgang, Rehabilitation und sonstige unterstützende Maßnahmen liegen oft im Millionenbereich.
 

Die meisten tödlichen Motorradunfälle passieren durch Fehler des Fahrers: Von den 70 bis zum 5. Oktober getöteten Motorradfahrern verunglückten 27 durch ihr eigenes Fehlverhalten bei Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern (39 Prozent), 26 starben bei Alleinunfällen (37 Prozent), 17 durch Fremdverschulden (24 Prozent).
 
 Auslöser vieler selbst verschuldeter Unfälle sind unangepasste Geschwindigkeit, mangelnde Fahr- und Bremstechnik, falsche Blicktechnik und schlechte Selbsteinschätzung. "Die Analyse der Unfälle zeigt z. B., dass etliche Alleinunfälle passieren, weil Motorradfahrer in Linkskurven von der Straße abkommen. Linkskurven werden meist schneller gefahren, weil man weiter sieht und der Kurvenradius größer ist. Durch falsche Blicktechnik ist die Fahrlinie am Kurvenbeginn zu weit in der Fahrbahnmitte und am Kurvenausgang dann zu weit am rechten Fahrbahnrand.  Kleine Unsicherheiten oder Fehler – ein überraschender Kurvenverlauf oder ein Hindernis auf der Fahrbahn – genügen, dass ein ungeübter Fahrer die Kontrolle verliert", analysiert Georg Scheiblauer, Motorrad-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik. Abhilfe schafft regelmäßige Übung.
 
 
 Von öffentlicher Seite wurde in den vergangenen Jahren viel in Motorradsicherheit investiert. "Die Statistik zeigt, dass der Weg in die richtige Richtung geht: trotz stark steigender Zulassungszahlen gibt es einen Rückgang der Unfallzahlen. Wichtig ist nun, dass dieser Weg fortgesetzt wird", betonen die Partner. Im Infrastrukturbereich bedeutet das die Analyse und Entschärfung von besonderen Gefahrenstellen, darüber hinaus sollten die Förderungen der Motorradfahrer prolongiert werden. Auch bei der Ausbildung setzt der ÖAMTC auf mehr Praxis. Derzeit gibt es eine Arbeitsgruppe zur neuerlichen Reform des Motorrad-Führerscheins. Der ÖAMTC spricht sich hier für eine verstärkte praktische Ausbildung aus.
 
Mit dem Bewerb "Österreichs sicherster Motorradfahrer" haben HDI und ÖAMTC Fahrtechnik Motorradfahrern heuer einen zusätzlichen Anreiz geboten, an einem Training teilzunehmen. Das Interesse war groß. Fast 1.300 Biker nahmen teil.

"Jeder Euro, den man als Biker in die Verbesserung seiner Fahrtechnik investiert, ist bestens angelegt“, sind die Partner überzeugt. Zumindest das jährliche Warm-up zum Saisonstart sollte Gewohnheit werden. Mit dem Bewerb "Österreichs sicherster Motorradfahrer" wollen HDI Versicherung und ÖAMTC Fahrtechnik auch 2015 verstärkt zur Teilnahme motivieren.

 

Publikation: Dagmar Halwachs