Die „12“ sagt weltmeisterlich „ade“

Schwäbische Zeitung


Einzug des Gladiators Bernd Hiemer auf seiner KTM-Rennmaschine mit der Startnummer.

LEUTKIRCH lin So eine KTM SMR 450f macht einiges her.
In der Ebnathalle zu Friesenhofen zweifelsohne noch ein bisschen mehr als in freier Supermoto-Wildbahn, wo Bernd Hiemer mit genau dieser Maschine Internationaler Deutscher Meister 2014 geworden ist – der letzte Titel einer großen Motorradkarriere, die der 31-Jährige aus Ellmeney am Samstagabend endgültig ausklingen ließ.

Mit gekonnter Fahrt an den gut besetzten Tischreihen vorbei auf die Bühne, mit rasant geschnittenen „Best of“-Filmsequenzen und -Bildkombos aus 14 Rennsportjahren auf der Großleinwand, mit einer zwar klaren, für Freunde und Fans trotzdem irgendwie tröstlichen Einlassung in eigener Sache: „Bis jetzt gibt’s definitiv keine Rücktrittsgedanken vom Rücktritt. Ich bin sehr happy mit meiner Entscheidung.“

Glücklich sein durfte Bernd Hiemer auch über die Idee, mit einem Fest Abschied zu nehmen. Die These, dass der Prophet im eigenen Lande nichts gelte, widerlegten Zahl und Reaktion der Gekommenen: Szenen der jeweils titelbringenden Weltmeisterschaftsläufe 2006 und 2008 begleitete anhaltender Applaus; Friesenhofens stellvertretender Ortsvorsteher Elmar Engstler schloss seine Laudatio so: „Du hast bewiesen, was man mit Trainingsfleiß und bedingungslosem Willen im Sport erreichen kann. Wir sind stolz, dass wir Dich in unserer Ortschaft haben.“

Nicht die zahlreichen Pokale allein, die die Ebnathalle schmückten (neben der kompletten Palette Hiemer'scher Helme und Lederkombis, neben beiden WM-KTMs und einer Husqvarna aus Anfangstagen), sind Ursache dieses Stolzes.
Bernd Hiemers Art tut ein Übriges: Geerdet und bescheiden kommt er im Gespräch mit Thomas Deitenbach rüber, schlagfertig zudem, kontert manch launigen Einwurf des Moderators gewitzt. Der hat als der Supermoto-Streckensprecher schlechthin hierzulande brillantes Detail- (und Anekdoten-)Wissen, entlockt manchem Interviewpartner bislang kaum Bekanntes.

Vater Edmund Hiemer etwa fasst die frühen Supermoto-Versuche seines Erstgeborenen pointiert zusammen: „Er war schon von Anfang an konkurrenzfähig – also vom Tempo schnell –, aber er war ein wenig ... so ein Sturzkandidat.“ Ehefrau Natascha, seit 1999 an Bernd Hiemers Seite, erinnert sich an zweite Plätze, „wo er so enttäuscht war, dass ich vor der Siegerehrung echt hab' sagen müssen: ,Bitte lach' wenigstens ein bissel!'“

Besondere Ehre durch den DMSB

Lange her. Bernd Hiemer lacht viel am Samstagabend. Mit dem Mechaniker von einst, aus Zeiten, da es zu fünft im randvollen Pkw zum EM-Rennen „irgendwo hinter Paris“ ging.

Mit PS-Koryphäe Peter Rubatto, der das Straßenrennen-Intermezzo 2011, der Bernd Hiemers Auftritte in Spaniens Moto2-Championat aus nächster Nähe miterlebt hat: „Der Bernd hat gebremst, dass die Spanier Angst gekriegt haben.“ Mit Thomas Bauerschmidt schließlich, Bernd Hiemers Teamchef 2013 und 2014. Wieder auf Supermoto-Terrain. Gekrönt hat der Gewinn der Internationalen Deutschen Meisterschaft im Herbst das Miteinander – ein „unwahrscheinlich gutes“ Miteinander, „weil wir vom Bernd alle sehr viel gelernt haben: in Sachen Professionell-Sein, in Sachen Motorräder“. Fortsetzung folgt: Bernd Hiemer coacht für Bauerschmidt-KTM künftig als Fahrtrainer Supermoto-Nachwuchs.

Sollte sich da über kurz oder lang einer finden, der ähnliche Qualitäten hat wie der Ellmeneyer, wird er allerdings nicht mehr mit traditionellen Hiemer-Startnummer um nationale Meriten driften können: Die „12“, das verkündete namens des Deutschen Motor Sport Bundes e.V. (DMSB) Supermoto-Fachausschussvorsitzender Hartmut Gisch, wird „als Hommage an Bernd Hiemer nicht mehr vergeben in seiner Klasse“.

Viele andere Gesten hoher Wertschätzung gab es noch in der Ebnathalle, ehe Bernd Hiemer den Wichtigsten an seiner Seite mit Blumen und Fotocollagen dankte. Bezeichnend durchaus für den, der da „ade“ sagte.
Der Autogramme schrieb später, für Erinnerungsselfies alle Geduld hatte. Und der, siehe oben, „sehr happy“ wirkte mit seiner Entscheidung.



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