Von den 50 Deutschen, die ihren Sport regelmäßig unter Wettkampfbedingungen betreiben, ist Laier wohl die einzige, deren Einnahmen keinen Nebenjob erfordern. Wie lange das noch so bleiben wird, ist offener denn je. Nachdem in den letzten Jahren stetig mehr Sponsoren auf sie aufmerksam wurden, darunter sogar der österreichische Milliarden-Konzern Red Bull, droht diesem Trend nun die Umkehr.
Früher waren 20.000 Zuschauer bei den Rennen. Jetzt wird es vielleicht noch ein Viertel so viel sein, schätzt Laier. Eine Weltmeisterin wird im Motocross erst seit 2005 ausgefahren. Was sich bei den Männern längst zum coolen Trendsport entwickelt hat und selbst in den Wintermonaten große Arenen füllt, befindet sich bei den Frauen noch im Wachstum.
Erst in den vergangenen Jahren kletterte die Zahl der Geldgeber, die mediale Aufmerksamkeit wurde größer. Laier etwa bekam einen Manager an die Seite gestellt, ihr Trainer ist ein Spezialist aus Belgien, bei den Rennen helfen ihr Mechaniker, ihre Maschine in Schuss zu halten. Sie führt das Leben eines Profis, in der Szene ist ihr Gesicht bekannter als das zahlreicher männlicher Kollegen. Nicht ohne Grund: Während Laier Erfolg an Erfolg reiht, fahren die deutschen Männer zumeist nur hinterher. Die Ausbildung bei uns Frauen ist besser. Bei den Männern wurde da in den letzten Jahren ein bisschen was verschlafen, sagt Laier , die sich, so viel Fairness muss sein, auch gegen weit weniger Konkurrentinnen behaupten muss als die Männer.
Nicht jede Pilotin in der Motocross-WM betreibt den Sport auf Laiers Niveau. Das zeigt nicht zuletzt das steile Leistungsgefälle. Im Frauen-Motocross gibt es weltweit etwa eine Handvoll Spitzenpilotinnen, die die Siege unter sich ausmachen. Alle anderen fahren mit großem Abstand hinterher. Dennoch können sie den Topfahrerinnen äußerst gefährlich werden. Diese schmerzhafte Erfahrung machte Laier beim letzten WM-Lauf in Italien. Eine Pilotin, die deutlich langsamer unterwegs war, kreuzte unmittelbar vor einem Sprung die Spur von Steffi Laier.
Wenige Augenblicke später stürzten beide aus sechs Metern Höhe zu Boden, neben ihnen krachten die Maschinen in den Lehm. Ich habe mich überschlagen, weil ich ihr mit vollem Tempo ins Heck gesprungen bin. Ein paar Zentimeter weiter vorn und ich hätte sie im Genick erwischt. Sie könnte tot sein, sagt Laier, die noch heute, drei Monate später, über Schulterprobleme klagt und deshalb nur eingeschränkt trainieren kann. Ihre Kontrahentin kam zum Glück ebenfalls glimpflich davon.