Testbericht von Otto aus Melk: KTM EXC 350 F vs KTM EXC 250 TPI, der Umstieg von 4 auf 2 Takt
Brief an die Redaktion:
Hallo Carl,
wie besprochen schreibe ich dir meine Eindrücke von der KTM EXC 250 TPI.
Kurz zu meiner Person: Ich bin 57 Jahre alt und fahre seit dem Jahr 2000 Enduro. Die Einsatzgebiete sind Enduro-Wanderungen in Rumänien und Kroatien und zwei bis drei Rennen im Jahr wo ich mich regelmäßig im Mittelfeld der Seniorenklasse wiederfinde.
MR
Otto Putz ist Spediteur, darüber hinaus alter Enduro Haudegen, der jeden Sonntag von erlesener und anspruchvoller Runde fahrtechnisch gefordert wird. Werktags bleibt er am Firmengelände mit seiner KTM Freeride E dem Moto "alles ohne Motor ist Zeitverschwendung" treu!
Die TPI ist meine erste 2-Takt Enduro. Bisher hatte ich ausschließlich 4-Takter. Ca. 10 an der Zahl und nur KTM's. Meine Erfahrungen mit 2-Taktern beschränken sich auf Motorsägen und Trialmotorräder.
Die letzten drei Modelle waren KTM 350 EXC F mit denen ich insgesamt 400 Stunden unterwegs war. Alle meine Aussagen zur neuen TPI, mit der ich bis jetzt 10 Stunden gefahren bin, sind subjektiv und im Vergleich zur EXC 350 zu sehen.
MR
Jedem seine Meinung und nach 400 Stunden 4 Taktfahren zählen die Aussagen allemal, wer hat der kann!
Zunächst habe ich zur Schonung des originalen Maxxis-Hinterreifen die Felge meiner alten Enduro eingebaut. Dabei wurde auch gleich der hintere Zahnkranz von 50 auf 52 Zähne getauscht. Das größere Kettenrad passt ohne Kettenverlängerung. Vorne wurde das 13er Ritzel belassen.
MR
Beklagt hat sich Otto intern über weniger Leistung im unteren Drehzahlbereich, ein 2Takter halt, der gerne auch die Kupplung fordert oder noch etwas kürzer 12:49 oder 50 übersetzt werden möchte, wenn nicht grade eine Rallye ansteht.
Die TPI springt in allen Lebenslagen sehr gut an. Egal ob warm oder kalt, mit eingelegtem Gang oder Leerlauf, mit Joker oder ohne . Ein Drücker auf den Startknopf ohne Gas und sie läuft. Das Standgas könnte für mein Gefühl etwas höher sein, aber ich habe am Drosselklappenkörper der Einspritzung noch keine passende Schraube gefunden.
MR
Wie wir bei der KTM TPI Präsentation am Erzberg von den Mechanikern erfahren und bemerkt haben, die halbe Umdrehung an der richtigen Schraube und die 250er TPI hat mehr Drehzahl, die nächste KTM Werkstatt kann das auch!
Nach kurzer Warmfahrphase läuft der Motor schön rund, hängt sauber am Gas und ist für meine Begriffe sensationell Vibrationsarm. Bei warmen Motor kommt nach Aussage der Hinterherfahrenden weder Rauch noch Gestank aus dem Auspuff. Auch nicht nach längeren Bergabfahrten, bei denen der Motor auch nicht abstirbt.
Der Einfüllstutzen für das 2-Takt-Öl sabbert mehr als der Auspuff.
MR
Sachen gibts, Ist ja wirklich unangenehm ;-)
Das nutzbare Drehzahlband ist aber etwas schmäler als bei der 350er. Am unteren Ende hat die 4-Takter etwas mehr Drehmoment und sie dreht auch gefühlsmäßig höher. Aber dazwischen geht bei der TPI die Post ab. Da ist einfach mehr Schub vorhanden.
MR
Wie gesagt, die Melker Freunde sind anspruchvoll und sparen grade bei Otto nicht mit der Kritik, also das mit den Abgasen stimmt sicher, sonst hätte Otto noch einen Jocker: "bitte überholen, vorne ist die Luft immer sauber!"
Die Kupplung geht schön leichtgängig. Ich hab daher beschlossen auf Einfinger-Betätigung umzustellen. Die Getriebeabstufung passt perfekt für flotte Fahrten auf Singletrials.
MR
Darüber hinaus würden die Flex Power Part Hebel für noch mehr leichtgängikeit sorgen!
Das Motorrad lässt sich leichtfüßig bewegen.
Ich führe es auf weniger rotierende Massen im Motor im Vergleich zum 4-Takter zurück. Das Anheben des Vorderrades zum Überfahren von Baumstämmen gelingt mit weniger Körpereinsatz. Die Bodenfreiheit ist größer. Das Vorderrad verliert bei steilen Bergauffahrten aber auch früher Bodenkontakt. Solange ich es im Stehen mit Gewichtverlagerung nach vorne und Kupplung ausgleichen kann ist alles gut. Das Anfahren am steilen Berg nach dem Hängenbleiben war mit der 350er irgendwie einfacher. Erschwert wird es auch durch den glatten Sitzbezug. Er wird bald einer rauen Ausführung aus dem PowerParts-Katalog weichen müssen.
Das Ausploppen des Motors in Spitzkehren beim Gas anlegen ist der TPI völlig fremd. Obwohl das Motorrad (noch) keinen Lüfter hat, ist der Kühler nicht übergekocht, im Gegensatz zur vorausfahrenden 450er.
Super finde ich auch den neuen Griff auf der linken Seite, der wie der rechte Gasgriff auf eine Hülse geschoben ist. Die Hülse wird über eine Schraube am Lenker geklemmt. Griffwechsel oder Lenkertausch geht damit viel rascher.
Der Seitenständer klappt jetzt nicht mehr von selbst ein. Auch nicht nach dem schmieren. Ich weiß noch nicht ob das gut oder schlecht ist. Übrigens ist der einzige Defekt der bis jetzt auftrat ist ein gerissener Seitenständergummi.
MR
Würde wir auf Garantie einreichen, ginge sicher durch!
Beim Thema Verbrauch bin ich ob der großmundig angekündigten Einsparungen gegenüber den 2-Taktern mit Vergaser etwas ernüchtert. Die Reichweite mit einer Tankfüllung betrug 120 km. Dann hat auch umlegen nix mehr geholfen. Der Tank war komplett leer. Der Motor ist nicht mehr angesprungen. Vollgaspassagen waren keine dabei. Bei der 350er wäre bei gleicher Fahrweise erst bei 140 km die Tankleuchte angegangen. Und dann wären noch 20 bis 30 km möglich gewesen. Eine Distanz von 120 km haben meine Freunde in der Vergangenheit auch mit einem halbwegs abgestimmten Vergasermodell bei ähnlicher Fahrweise erreicht.
MR
OK, die 4 Taktfahrer sind halt verwöhnt :-) die 250 TPI ist im Vergleich zum Vormodell Sparsam aber im Verbrauch wie hier beschrieben leider nicht mit einem 4Takter zu vergleichen, ist halt so!
LG Otto
MR
Lieber Otto, vielen Dank für Deinen ersten Testbericht, wir sind schon gespannt wie Du im laufe der Zeit weiter befindest.
LG Carl
