Die Initialzündung kam von den beiden großen Brüdern. "Sie hatten Motorräder, ich bin Moped gefahren", erinnert sich Veronika Dallhammer.
Schließlich sattelte sie um und wechselte ebenfalls auf das Motorrad.
Dann aber gleich richtig: Enduro-Fahren über Stock und Stein, Wiese und Gatsch. "Irgendwie hat mich die Leidenschaft gepackt."
Hoch hinauf wagt sich die 31-Jährige nicht nur in ihrem Beruf als Flugbegleiterin.
Hoch hinaus heißt es für sie auch Ende Mai bei einem der härtesten Motorradrennen überhaupt: Dallhammer ist unter 1500 Teilnehmern eine von 31 Frauen, die beim Erzbergrodeo starten.
Zum dritten Mal ist die Niederösterreicherin dabei. "Das ist einfach eine einzigartige Veranstaltung. Man fährt die gleichen Strecken wie die Superstars. Das ganze Festl ist ein irres Spektakel, total sehenswert." Mitmachen kann, wer es sich zutraut und einen der Startplätze ergattert, die online vergeben werden.
Vier Tage dauert das Rodeo, das heuer 20 Jahre alt wird. Veranstalter Karl Katoch, ein Beamter in Wien, hat es erfunden und den Erzberg in der Obersteiermark zur Rennstrecke umfunktioniert.Ob Hitze oder Regen, gefahren wird auf den Serpentinen bei jedem Wetter.
Vor möglichen Blitzschlägen warnt ein eigenes System, im Ernstfall würde die Veranstaltung unterbrochen.
Es gibt mehrere Rennen, die anspruchsvoll und hart sind.
Doch alle Fahrer haben ein Ziel: Am Sonntag, dem letzten Tag, beim Hare Scramble dabei sein zu können.
Nur die 500 Schnellsten, die sich beim Prolog zuvor qualifizierten, dürfen das probieren.
Keine Frau kam durch
Auch Veronika Dallhammer will heuer mit ihrer KTM Freeride 350 so weit kommen. "Ein Mal unten im Kessel stehen, das wäre mein Traum. Und wenns aus der zehnten Startreihe ist."
Schon das Quali-Rennen mit seinen 13 Kilometern ist eine Herausforderung. Doch der Sonntag gilt als der ultimative Kick.
Von 500 Startern gelangt stets bloß ein gutes Dutzend an die Erzberg-Spitze.
Frauen qualifizieren sich für den Start beim Hare Scramble.
Doch bis auf die Spitze des Erzbergs kam noch keine Fahrerin.
Die schnellsten Fahrer schaffen es in eineinhalb Stunden, offen bleibt das Rennen bis vier Stunden nach dem Start.
Dann ertönt die Werkssirene und signalisiert das Ende der Veranstaltung.Zuvor geht es aber 30 Kilometer über Steine, Bäume, Wurzeln, Matsch.
Die Topfahrer haben eine durchschnittlichen Geschwindigkeit von 15 km/h drauf und das ist für diese Verhältnisse wirklich rasant: An manchen Stellen kann der Matsch so hoch sein, dass der Fahrer bis zur Sitzbank einsinkt. Von widrigen Wetterbedingungen lassen sich die Biker ebenso nicht stoppen.
"Wir haben schon 30 Grad plus gehabt bis hin fast zu Minusgraden und Schnee", erinnert sich Dallhammer.
Die 31-Jährige trainiert, wo und wann immer möglich. "Ich fahre ja das ganze Jahr über diverse Rennen. Und dann üb ich halt immer wieder, über Hindernisse wie Baumstämme und Betonblöcke zu fahren."
Wenn sie ihren Kollegen von ihrer privaten Leidenschaft erzählt, seien die meisten fasziniert. "Weil das konträr zum Beruf ist", schildert Dallhammer. "Da serviert man hübsch geschminkt und in Uniform im Flugzeug Getränke und dann ist man im Gatsch unterwegs."