Die besten Fortbewegungsmöglichkeiten in der Stadt



 

 

Bis 2020 nimmt vor allem der Straßenverkehr zu - trotz vieler Vorteile anderer Verkehrsmittel. Aber welches ist das effizienteste Verkehrsmittel in der Stadt? Teil 1 der Stadtansichten
Der Verkehr in Österreich wird laut Studien weiter stark zunehmen, vor allem auf der Straße. Das Paradoxe daran ist, dass sich die Mobilität der Menschen nicht erhöhen wird. Wien ist in Sachen Mobilität aber ganz vorne dabei. Genau genommen rangiert die Hauptstadt auf Platz drei von insgesamt 46 untersuchten Städten weltweit.

Die Geschwindigkeit

Bei der möglichen Höchstgeschwindigkeit ist das Auto sicher nicht zu schlagen, jedoch sorgen Tempolimits und der Verkehrsfluss dafür, dass man mit dem Auto oft länger braucht, als mit anderen Verkehrsmitteln. Untersuchungen aus Deutschland zeigen, dass bei Strecken unter fünf Kilometern Radfahrerinnen und Radfahrer meist schneller sind. Sie haben zudem zwei wesentliche Vorteile, sie umfahren Staus und müssen keinen Parkplatz suchen. Bei Entfernungen bis zu 500 Meter sind sogar FußgängerInnen schneller am Ziel.

Autos auch bei Kurzstrecken im Einsatz

Die Bedeutung dieser Untersuchungen wird vor allem dann klar, wenn man bedenkt, dass laut dem Verkehrsclub Österreich (VCÖ) jede zweite Autofahrt in Österreich kürzer ist als fünf Kilometer, und jede fünfte Autofahrt kürzer als zwei Kilometer. Weiters könnten laut VCÖ bis zum Jahr 2020 rund 8.200 Todesfälle und 120.000 Krankheitsfälle vermieden werden, wenn die Hälfte der Autowege unter dreieinhalb Kilometer mit
dem Fahrrad zurückgelegt werden würden.

Auf kurzen Strecken dürften Fahrrad und der Fußmarsch auch nicht vom öffentlichen Verkehr geschlagen werden, außer man erwischt natürlich gerade den passenden Bus. Generell kann aber der Fahrplantakt auch bei Kurzstrecken nicht mithalten.

Die Parkplätze
Vor allem U-Bahnen und S-Bahnen punkten bei längeren Strecken, kein Stau, keine Parkplatzsorgen und hohe Geschwindigkeiten sind ihr Vorteil. Fehlende Anschlüsse und eventuelle Verspätungen die Nachteile. Hier hat das Auto den Vorteil, dass man in der Regel ohne Fahrzeugwechsel von A nach B kommt. Aber je länger die Strecke, desto höher sind auch die Treibstoffkosten und womöglich kommen noch Parkplatzkosten dazu.

Die Kosten
Die Anschaffungskosten für ein Auto sind im Vergleich zu Fahrrad, Roller und der Jahreskarte für den öffentlichen Verkehr am höchsten, auch die Betriebskosten und Versicherung müssen erstmal bezahlt werden. Dazu kommen noch die einmaligen Führerscheinkosten. In Wien gibt es österreichweit die wenigsten Haushalte mit Autos, trotzdem können oder wollen 59 Prozent nicht auf ein Auto verzichten.

449 Euro pro Jahr
Bei den Wiener Linien kostet derzeit eine normale Jahreskarte bei Barbezahlung 449 Euro, eine Einzelfahrt kostet 1,80 Euro im Vorverkauf, 2,20 Euro im Fahrzeug. Da der öffentliche Verkehr aber immer auch vom Steuerzahler finanziert wird, bezahlt man ohnehin für den öffentlichen Verkehr, ob man ihn nutzt, oder nicht.



Fahrräder gibt es bei Fahrradauktionen schon ab zehn Euro und sind damit hinsichtlich der Kosten auf kurzen Strecken das effizienteste Verkehrsmittel. Aber auch bei Fahrrädern gilt, Qualität hat ihren Preis.

Erhöhte Treibstoff- und Fahrscheinpreise rufen seit jeher negative Reaktionen hervor, daran wird sich so schnell nichts ändern. Wurden im Jahr 1970 noch zehn Prozent des Haushaltseinkommens für Mobilität ausgegeben, werden es laut VCÖ im Jahr 2020 bereits 25 Prozent sein.

Die CO2-Bilanz und die Energieeffizienz
Die umweltfreundlichsten Verkehrsteilnehmer sind FußgängerInnen und RadfahrerInnen. Gleich darauf folgt die U-Bahn. So hat die Wiener U3 beispielsweise eine CO2-Bilanz von drei Gramm pro Personenkilometer. In der Rangliste folgen die Bahn mit acht Gramm, der Bus mit 63 Gramm je Personenkilometer und der absolute Spitzenreiter sind PKW mit 151 Gramm.

Aus Sicht der Energieeffizienz ist - abgesehen von Gehen und Radfahren - der Öffentliche Verkehr führend. Pro Personenkilometer verbrauchen Straßenbahn, Bus oder U-Bahn 431 Kilojoule Energie. Gefolgt werden sie von Zügen und Bussen. Am schwächsten schneidet der motorisierte Individualverkehr ab. Ein Motorrad oder Roller verbraucht 1.812 Kilojoule Energie pro Personenkilometer, ein Benzin-Pkw 2.653, ein Diesel schneidet etwas besser ab.

 



Der Komfort
Beim Komfort ist das Auto ungeschlagen, nicht umsonst haben 76 Prozent aller österreichischen Haushalte ein Auto. Temperatur, Musik, die Route und der Fahrstil können vom Lenker oder der Lenkerin selbst gewählt werden. Zudem eignet es sich auch gut zum Transport. Hat man dazu noch ein Navigationsgerät, sollte auch der richtige Weg zum Ziel keine Schwierigkeit mehr sein.

Schlechtes Wetter als Manko

Die Fahrrad- und Rollernutzung büßt vor allem bei schlechtem Wetter erheblich an Komfort ein, aber auch hier gilt, Fahrstil und Route können selbst bestimmt werden. Und Fahrradfahren ist gesund und der Drahtesel kann außerhalb der Stoßzeiten auch mit in die U-Bahn genommen werden.

Beim öffentlichen Verkehr sind überfüllte Busse und verspätete Straßenbahnen ein Problem. Besonders ärgerlich sind verpasste Anschlussverbindungen. Zudem sind öffentliche Verkehrsmittel nicht 24-Stunden gleichermaßen verfügbar und oft stellt sich die Frage, wie denn nun die schnellste Verbindung zum Zielort ist. Dafür muss man sich nicht auf den Verkehr konzentrieren und kann sich anderen Aufgaben widmen. Auch für beeinträchtigte Personen ist es oft die einzig mögliche Fortbewegungsart, auch wenn alte Straßenbahngarnituren mit den drei hohen Stufen oft ein Hindernis darstellen.

Fazit
Bei kurzen Strecken ist ein Fahrrad ungeschlagen, sowohl was die Geschwindigkeit, den Preis und die Umweltbilanz angeht. Zudem ist es noch gesund. Für alltägliche Wege über eine größere Distanz, wie beispielsweise den Weg zur Arbeit, empfehlen sich öffentliche Verkehrsmittel. Sie sind vor allem bei regelmäßiger Nutzung günstig und umweltfreundlich. Das Auto ist vor allem für große Distanzen und komplizierte Routen sowie für den Transport von großen Gegenständen oder für einen Großeinkauf geeignet.

 

 

QUELLE: derStandard

 

MR/CK