Gedanken rund ums Motorrad, der Gixxer
von Martin Töpfer
Der Wunsch nach „höher schneller weiter“ ist doch wohl in uns allen verankert. Sollen diese Wünsche befriedigt und erfüllt werden gibt es im Osten Österreichs ein verständnisvolles Ohr. Nahe an den Gestaden des Neusiedler Sees gibt es einen Prüfstandbetreiber, der helfen kann! Dr. Bogoly setzt sein verschmitztes Grinsen auf und fragt nach der Patientin.
Alles klar, GSX S 1000 F gute Basis, aber a bisserl was können wir da schon machen. Das raue Ansprechverhalten des K5 aus dem Keller, ist bekannt und die entsprechende Therapie schnell gefunden: Power Commander. Fahrwerk okay, aber besser geht immer! Gib mir zwei Wochen Zeit und verdinge dich im Fitnesscenter. Das wird eine Top Athletin, die nach einem ebensolchen verlangt, meint er und lässt mich mit einem im voreiligen Gehorsam gefühlten Muskelkater zurück.
Geglaubte 3000 Sit-ups später, steht sie vor mir, meine Athletin! Schmaler Hintern, rote Hacken und dieser nicht näher beschreibbare „mächtig Holz vor der Hütte“ Effekt! Meine Begeisterung ist groß und ich glaube der Herr der Schrauben aus Bruck an der Leitha ist mit sich und meiner Schönen auch im Reinen.
Von der Stange haben die bei Öhlins nichts gehabt, okay vorne in den Gabeln hast du jetzt die guten Federn, aber für hinten da mussten die Schweden zaubern, führt er aus. Voll verstellbar, Ausgleichsbehälter und gelb, einfach unfassbar leiwand, die neue Hinterhand. Während mein Blick das Federbein entlang schmeichelt und euphorisch der Leitung zum unter der Sitzbank montierten Ausgleichbehälter folgt, entgeht mir nicht, das Bogoly auch anderen Orts großes vollbracht hat. Meine Athletin ist mit einer wundervollen Öffnung ausgestattet!
Das supermassive schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie muss Pate gestanden haben, für dies erhaben Öffnung welche zukünftig das Winkelwerk der Alpenrepublik mit akrapovicisierten Verbrennungsgestöhne beschallen wird. Mapping habe ich dir draufgespielt, jetzt kommen 153 Pferde am neu aufgezogenen S22 an, das ganze quick geshiftet mit einer Fußrasten Anlage von ABM und einem tieferen Superbike Lenker, gibt sich Bogoly gönnerhaft.
Nach dem Austauschen der Kreditkartendaten kann ich es kaum erwarten sie zu reiten, meine Athletin! Für das Vorspiel wähle ich die Route nach Loretto. Die Runde, Hof am Leithaberge – Loretto – Eisenstadt – Donnerskirchen – Hof, bietet jegliche Möglichkeit die Qualitäten meiner Schönen auszuloten. In gewohnter Manier halte ich in der Café Konditorei Winter in Mannersdorf bei einem Eiscafé inne und fülle meine Speicher mit einer gehörigen Portion Zucker.
Eis spielt überhaupt eine tragende Rolle in der Welt der Radien Bezwinger! Nicht bestätigte Berichten zufolge erzählt man von Zahnärzten, die versucht haben sollen, ihre ganze Ernährung auf den gefrorenen Freudenspender umzustellen. Aber auch von wackeren Rekruten, die dereinst ausgezogen sind, bis in die Vereinigten Staaten, um wohlschmeckendes gekühltes unters Volk zu bringen (Namen der Redaktion bekannt). All den Genannten ist gemein, das es sich um gefürchtete Heißsporne handelt, die zu ihrer Zeit und darüber hinaus, den selbst ernannten Hausstrecken Kaisern das Fürchten gelehrt haben.
Einen Eiscafé und 5 Kugeln Schokoeis später sitze ich wieder auf ihr, kulinarische Köstlichkeiten werden ausgeblendet, das Leder zurechtgezupft und der Focus auf die Linie gerichtet. Ab Stotzing lasse ich sie fliegen, die Leichtigkeit mit der mich die Gixxe nun das Leithagebirge hinauffliegen lässt, rechtfertigt jeden Cent der von meiner Kreditkarte abgebucht wurde. Irgendwie ein neues Eisen unter meinem Hintern.
Das Wesen des Striches ist es nicht unbedarften Damen zu einem Einkommen zu verhelfen, sondern die gewählte Linie in möglichst unaufgeregter und somit auch meistens sehr flotter Gangart zu durchmessen. Und ja, das hat sie echt drauf! Das Verbindungsstück zwischen Eisenstadt und Donnerskirchen nutze ich zur Sammlung. Die Rennleitung ist allgegenwärtig und so schwebe ich auf einem schwedischen fliegenden Teppich Richtung Kaiserwarten Auffahrt. Nach dem Passieren der Ortsausfahrt Donnerskirchen lässt der aufgerissene Zweier artig das Vorderrad zum Gruß paradieren und ab geht’s erneut ins Winkelwerk. Gleich einer Kreidler Florett fällt meine Athletin von Radius zu Radius. Die Power Commander bespielten Einspritzdüsen tun das Ihre, um den Spaß zu maximieren. Kein Lastwechsel, keine ruckartige Gasannahme kann die innige Beziehung zwischen dem 190er und dem Asphaltband trüben. Glücklich wie nach einem Koitus sitze ich wieder beim Winter und zupfe die Kunststoff Fransen von meinen Knieschleifern. Fast könnte man auf die Hersteller unsere Bikes ein wenig sauer sein, denn das Gerät auf dem ich jetzt sitze ist definitiv ein anderes Bike. Die oftmals für sehr gut erachtete Erstausstattung entpuppt sich im direkten Vergleich doch als äußerst mittelmäßig! Meinem Latein Professor, Gott habe ihn selig, würde vermutlich: „Melius bonum inimicus“ dazu einfallen!
#MartinTöpfer