Jan Mohr Interview: Beruf Rennfahrer

 
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Racing mit Yamaha R6
 


INTERVIEW:
 


MR:
Wie bist du zum Motorradfahren gekommen ? Ist ja nicht so, dass die heutige Jugend den „Beruf“ Rennfahrer als Lebensziel auserkort.

J:
Ich bin quasi damit aufgewachsen. Mein Vater und mein Onkel fuhren Rennen, seit ich auf der Welt bin. Zuerst Rennstrecke und dann sind sie auf Motocross umgestiegen. Nachdem ich Wheelies, Stoppies und kleine Jumps auf meinem Fahrrad gelernt hatte, bekam ich dann zu meinem fünften Geburtstag eine kleine 50ccm KTM geschenkt. Und damit fing alles an. Ich begann Rennen zu fahren und hatte richtig Spaß daran. Mit 14 Jahren fuhr ich dann auf der BMW S1000 RR meines Vaters ein erstes Mal auf dem Ring. Da hatte ich eine neue Leidenschaft entdeckt, die mich nie mehr losgelassen hat! Nach ein paar weiteren Track-Days überlegte ich mir dann, wie ich das ganze in einer professionellen Richtung betreiben könnte und so stieß ich auf den ADAC Junior Cup.

 


MR:
Ist es leicht in Österreich ein Rennfahrer zu sein ?

J:
Leider nein. Das Problem beginnt dabei, dass es schon keine wirkliche Österreichische Meisterschaft in unserem Sport gibt. Somit gibt es keine Möglichkeit, sich Ansehen zu verschaffen und aufzusteigen. Obwohl wir in Österreich mit Red Bull und KTM eigentlich zwei Konzerne mit globalem Netzwerk hätten, die im Motorsport tätig sind. Meine Heimatstadt Hohenems und unser lokaler Motorradclub der MSC-Hohenems unterstützen mich allerdings mit all ihren Möglichkeiten und dafür bin ich Ihnen sehr dankbar!

 


MR:
Warum hast du dich für die Yamaha R6 entschieden ?

J:
Der Yamaha R6 Dunlop Cup ist nach dem ADAC Junior Cup, wenn man nicht in Richtung Moto3 gehen will, bzw. kann (was alleine aufgrund meiner Größe nicht möglich ist), definitiv die beste Rennserie um professionell durchzustarten. Das Niveau ist extrem hoch und wenn Du da vorne dabei bist, hast Du gute Chancen in höhere Rennserien aufzusteigen.

 


MR:
Was war dein schönster Moment beim Motorradfahren ?

J:
Das war wohl, als ich das zweite Mal in meinem Leben auf der Rennstrecke gefahren bin und nach einem völlig desaströsen Start, bei dem ich als Letzter in die erste Kurve einbog, mein erstes Rennen auf dem Red Bull Ring in Spielberg gewonnen habe.

 


MR:
Was war dein miesester Moment beim Motorradfahren ?

J:
Das war mit Sicherheit, als mein Freund Jonas beim Start zu einem Rennen des ADAC Junior Cups, bei dem ich auch antrat, ums Leben gekommen ist. In solchen Momenten ist es dann auf einmal völlig egal, ob es nun gut oder schlecht läuft. Da ist man einfach völlig geschockt und am Ende.

 


MR:
Wie trainierst du ? Nur fahren, oder auch Fitnesscenter, Motocross , Flattrack ?

J:
Ich verbringe viel Zeit beim Fitnesstraining. Mit unserem Partner, dem Happy Fitness Team in Innsbruck trainiere ich viel Kraft, Ausdauer und Koordination. Mit meinem persönlichen Trainer Raphael arbeite ich super zusammen und wir erzielen ständig Fortschritte. Motocross und Flattrack würde ich gerne hin und wieder machen, aber da fehlen uns einfach die Möglichkeiten und die Zeit.

 

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Beim Training mit Sparring Partner und Fitness Coach Raphael


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Im Fitnesscenter Happy Fitness

 


MR:
Welche Rennstrecke gefällt dir am besten ?

J:
Phu, das ist eine ganz schwierige Frage. Auf meiner Heimstrecke, dem Red Bull Ring in Spielberg herrscht einfach eine fantastische Atmosphäre und ich habe viele schöne Erinnerungen an diesen Ort. Fahrerisch müsste ich mich dann wohl zwischen Brünn, Mugello und Assen entscheiden.

 

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Mit Crew

 

MR:
Wieviel Luftdruck fährst du grundsätzlich ?

J:
Hinten 1.3 und vorne 2.2

 


MR:
Wer sind deine stärksten Konkurrenten ?

J:
Dieses Jahr sind extrem viel neue Fahrer im Cup dabei, die ich nicht kenne und deshalb auch nicht einschätzen kann. Aber mit Sicherheit werden Marc Zellhöfer, der letztes Jahr um den Titel kämpfte und mein sehr erfahrener Landsmann Andreas Klambauer sehr gefährlich. Weiters sind auch Jan Schmidt und Dennis Stelzer, mit denen ich letztes Jahr tolle Fights hatte, wieder dabei.

 


MR:
Wie bist du abgesichert als Rennfahrer ? Hast du eine Unfallversicherung ?

J:
Ja, die habe ich. Man kann nie wissen was passiert und da geht man lieber auf Nummer sicher.

 

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Jan mit Blick in den Garten in Hohenems

 


MR:
Sind Wheelies obergut, oder böse ?

J:
Haha, natürlich sind Wheelies obergut!

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NIcht nur Wheelies sind Obergut - Ein klassischer No Footer auf der Motocrossstrecke

 


MR:
Schafft Valentino Rossi den 10. WM Titel ? Einmal hellsehen bitte…

J:
Ich würde es ihm extrem gönnen, vor allem nach der bitteren Enttäuschung 2015! Und er ist bisher sehr gut drauf. Also ja, er wird es schaffen!

 

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Bergsteigen ist gut für die Fitness

 

 


MR:
Was ist dein Plan für 2017 ?

J:
Ich will gewinnen!

 


MR:
Was meinst du. Sind Motorradfahrer die besseren Autofahrer ?

J:
Natürlich, hahaha. 

 


MR:
Wie würdest du deine Fahrtechnik beschreiben ? 

J:
Grundsätzlich als relativ sauber. Ich versuche eine Einheit mit dem Bike zu Bilden und nicht zu aggressiv zu fahren. Wenn ich allerdings voll pushen muss, wird es durchaus mal unruhig.

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Erster Sieg im Jahr 2013

 


MR:
Was ist deine größte Schwäche und wie bekommst du diese in den Griff ?

J:
Ich denke oft zu viel nach. Was ja abseits der Strecke durchaus Vorteile mit sich bringt, aber beim Fahren kann es dich auch behindern. Aber mit diversen Ritualen bekomme ich das gut in den Griff, dass ich auf dem Bike einfach nur Gas gebe.

 


MR:
Was glaubst du muss ein guter Rennfahrer können ?

J:
Schnell Motorradfahren! Aber da gehört noch viel mehr dazu. Erstens musst Du extrem fit sein, sowohl physisch, als auch mental. Dann braucht man eine ausgeprägte Arbeitsmoral, denn die ganzen Vorbereitungen, Analysen und das Training sind extrem harte und zeitintensive Arbeit! Und man braucht definitiv einen starken Willen, um sich nicht von Niederlagen und Problemen aufhalten zu lassen, sondern aus ihnen zu lernen. 

 


MR:
Kennst du das Erzbergrodeo und wenn ja was hältst du davon ?

J:
Natürlich kenne ich das Erzbergrodeo. Mein Vater und mein Onkel sind da mehrmals mitgefahren. Es ist einfach eine mega geile Motorsportveranstaltung, mit wahnsinns Stimmung und tollem Programm. Für die Fahrer ist es unglaublich hart und eine riesen Herausforderung. Ich finde es toll, dass sowas in Österreich ausgetragen wird!

 


MR:
Hast du schon einmal Endurofahren ausprobiert ?

J:
Ein bisschen. Ich bin ja früher intensiv Motocross gefahren und einmal haben wir dann in Italien eine kleine Enduro-Runde gemacht.. Da war ich ca. 10 Jahre alt. Das würde ich definitiv gerne einmal wiederholen.

 

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 Bisserl Motocrossfahren

 


MR:
Bist du ein politischer Mensch ? Interessiert du dich dafür ?

J:
Mehr oder weniger. Mir ist durchaus bewusst, dass die politische Situation über unser aller Leben bestimmt und deshalb informiere ich mich auch darüber. Aber wenn es dann in heiße politische Diskussionen geht, ziehe ich mich doch lieber zurück und rede über das MotoGP Ergebnis des vergangenen Wochenendes.

 

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Heay Metal Fan - Seine Katze auch. Der Blick in sein Zimmer zeigt Zielstrebigkeit

 


MR:
Wie schaut aus mit Religion ? Was bevorzugst du ? OB, Katholisch, Evangelisch, Buddhistisch, Moslem, etc… ?

J:
Ich bin nicht religiös. Aber wenn jemand an eine Religion glaubt, ist das völlig in Ordnung, solange man keinen Krieg damit auslöst.

 


MR:
Willst du einmal eine Familie haben und Kinder ?

J:
Ich denke schon. Wenn die Jugend und das junge Erwachsenenalter dann mal vorbei sind, denke ich, ist eine Familie ziemlich wichtig für das eigene Wohlergehen.

 

MR:
Wenn du an deine Pension denkst, was siehst du ?

J:
Wie ich mit einem kühlen Bier an der Sonne liege und meinen Enkeln “weise Ratschläge” erteile, haha.

 


MR:
Hast du noch eine andere Leidenschaft, als Motorradfahren ?

J:
Musik. Ich spiele zwar selber nur nebenher ein wenig Gitarre und kann nicht einmal Noten lesen, aber seit meinem ersten Konzert 2014 von Metallica in Wien, ist diese Musikrichtung aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Ich finde es gibt wenige Dinge, die mir mehr Energie geben, als heavy metal. Egal ob vor dem Rennen, nach dem Rennen zum feiern oder an einem Tag, den ich einfach nur vergessen möchte, metal hilft immer!

 


MR:
Was war das letzte Buch das du gelesen hast ?

J:
Das wahr Wohl “Entwicklungspsychologie” fürs Studium.

 


MR:
Wer sind deine Sponsoren. Bzw. von wem wirst du unterstützt ?

J:
Meine Partner sind: MSC-Hohenems, Stadt Hohenems, Hypobank Hohenems, Gummi Raab, Masal Lackierungen, Happy Fitness, Motorradhaus Gruber.

 


MR:
Was wäre dein Lebensziel als Rennfahrer ?

J:
Ich will Profi werden. Ich will einfach das, was mir in meinem Leben die größte Freude bereitet, zu meinem Beruf machen! Und in meinen Augen gibt es nichts Schöneres, als von seiner größten Leidenschaft zu leben.

 

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Knapp vorm Elbow Slider

 

 

 

Publikation:
www.motorradreporter.com

Fotorecht:
Jan Mohr