Die erste internationale Sechstagefahrt wurde vom 19. bis zum 23. August 1913 in Carlisle (England) als ausgetragen. Ziel des Wettkampfes war es, laut Ausschreibung „Zuverlässigkeit der Motorräder und das Können der Fahrer“ zu ermitteln. Dieses Ziel ist bis heute geblieben.
Die Sieger erhielten einen vom britischen Motorsportverband gestifteten Wanderpreis (Trophy). Daher wird auch der Sieg bei der Sechstagefahrt Trophy-Sieg genannt. Die Mannschaften werden als Trophy Mannschaften bezeichnet und kämpfen in der „World Trophy“ in Teams von 6 Fahrern um den WM-Titel.
Die Entwicklung der Six Days ist bestimmend für die ganze Entwicklung des Endurosports. Wichtigste Punkte des Reglements sind, dass fremde Hilfe streng verboten ist und Reparaturen am Motorrad durch den Fahrer selbst erledigt werden müssen.
Der Södinger Patrick Neisser war von 07. bis 12. September zum ersten Mal Teil der österreichischen Trophy Mannschaft bei der legendären Six Days Weltmeisterschaft der Endurofahrer.
Die Mannschaft bestand aus den 6 Fahrern Michael Staufer (NÖ), Matthias Wibner (T), Walter Feichtinger (OÖ), Mario Hirschmugl (Stmk.), Bernhard Schöpf (T) und Patrick Neisser (Stmk.).
Hier der Rückblick von Patrick Neisser auf seine Erfahrung bei den Six Days:
Patrick: „Wir starteten unsere Reise in die Slowakei am Dienstag den 1. Sept. Die Anreise war super und ohne Probleme. In Kosice angekommen machten wir gleich eine kleine Stadtrundfahrt und Besichtigungen. Ich war begeistert von dieser Stadt. Ich hätte mir das Land und die Stadt ärmer vorgestellt und war positiv überrascht. Alles sehr gepflegt und zusammengeräumt. Die Menschen waren sehr freundlich und hilfsbereit und zum Glück konnten viele Slowaken/innen perfekt Deutsch oder Englisch sprechen. Ich fühlte mich von Anfang an sehr wohl.
Am Mittwoch begann dann das Abenteuer Six Days Weltmeisterschaft. Von 02. bis 05. September gingen wir zu Fuß jede Sonderprüfung genau ab. Die erste Sonderprüfung sogar zwei Mal. Alle Sonderprüfung zusammen kamen wir auf einen beachtlichen Fußmarsch von 39,6 Kilometern. Das Ganze in einem zügigen Tempo – somit mussten wir uns um das Aufwärmen keine Sorgen machen.
Die Streckenbedingungen waren ähnlich wie wir es in Österreich gewöhnt sind. Viel Wald, schöne Berge und viel Gegend.
Am Donnerstag fand die Anmeldung und technische Abnahme statt. Dort ging alles reibungslos und sehr diszipliniert zur Sache. Da wusste man sofort, dass es ein Internationales Rennen ist. Danach kamen die Motorräder ins Parc Ferme. Dort mussten sie bis Montag früh stehen und man durfte nichts mehr an den Bikes verändern.
Am Samstag gab es dann eine große Eröffnungsfeier. Treffpunkt war außerhalb der Stadt. Im Zuge der Eröffnungsfeier marschierten alle Nationen inklusive Fahrer und Betreuer hintereinander Richtung Hauptplatz. Das war wirklich etwas Besonderes. Wir durften als erste Nation an vorderster Front marschieren. Vor uns eine Trommler Gruppe und links und rechts richtig große Menschenmassen. Jede Nation wurde dann am Hauptplatz auf die Bühne geholt und vorgestellt.
Sonntag war Ruhetag und im ganzen Team war relaxen angesagt. Wir nutzten den Tag und gingen ein wenig shoppen.
Am Montagmorgen ging es endlich los. Unsere Startzeit war um 8.17. Es waren 2 Runden zu je 135km zu bewältigen. In jeder Runde 3 Sonderprüfung in der es um die Zeit ging. Am ersten Tag war mein Ziel gut in den Bewerb zu kommen und keinen Ausfall zu riskieren. Ich konnte schon einige gute Zeiten auf den Sonderprüfungen fahren, war aber noch nicht am Limit. Generell fühlte ich mich gut am Bike und fit für die kommenden fünf Tage.
Jeden Tag kamen wir auf ca. 8 Stunden Fahrzeit. Danach hatten wir 15 Min. Zeit um das Motorrad zu servicieren, Reifen wechseln, Filter wechseln, Kette schmieren, sauber machen usw. Danach kam das Motorrad wieder in den Parc Ferne und war über Nacht versperrt.
Dienstag war mein bester Tag. Ich machte fast keine Fehler und konnte mich in der E2 klasse Gesamt auf dem 37.Platz behaupten. Leider verspürte ich aber schon am Nachmittag ein leichtes Ziehen im Unterarm. Da dachte ich mir nur es ist eine leichte Verspannung.
Am Abend ging ich zu unserem Physio-Therapeuten der uns die ganze Woche super unterstützte. Eine leichte Massage, Topfen und Salben sollten helfen.
Doch es kam anders als gehofft. Leider wurde die Hand immer schlimmer und schlimmer. Ich konnte nicht mehr ohne Schmerzen fahren und war dadurch auch stark in der Konzentration abgelenkt. Ab Mittwoch, also noch vor der Halbzeit, ging es nur mehr ums durchhalten und durch-fahren.
Am Freitag erreichten die Schmerzen ihren Höhepunkt. Ich wusste kaum noch wie ich mit dem Motorrad fahren sollte, bei jeder kleinen Bewegung am Motorrad hatte ich starke Schmerzen und ein Stechen im Handgelenk.
Traditionell ist der letzte Fahrtag der SixDays ein Motocross Rennen. Bei dem ging es mir ganz gut und ich konnte in meinem Lauf den 3.Platz belegen. Mehr war durch die Schmerzen nicht möglich.
Doch das durchbeißen hat sich gelohnt, so konnten wir in der Gesamtwertung den 13. Platz für Österreich heraus fahren. Es wird sich bis in einem Monat erst heraus stellen ob es so bleibt oder ob wir weiter nach vorne rutschen, weil es sehr wahrscheinlich ist, dass vier Nationen wegen verpasster Durchfahrtskontrollen disqualifiziert werden. Alle vier Nationen liegen in der Gesamtwertung vor uns.
Alles in allem war es eine tolle Erfahrung und ein tolles Erlebnis beim größten Rennen im Endurosport, der Weltmeisterschaft der Nationen, für Österreich zu starten. Wenn es sich finanziell und zeitlich ausgeht möchte ich in Zukunft an mehreren Internationalen Rennen teilnehmen.
Am Wochenende geht es schon bei uns in der Enduro Staatsmeisterschaft in St. Georgen weiter. Ich hoffe ich kann mit meiner lädierten Hand an den Start gehen und ein super Ergebnis heraus fahren“.
Text: xHx Racing: www.xHx-racing.at
Foto: AUXAM, Irina Gorodniakova